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TV-Tipp: Wie BND und CIA über 100 Länder belauschten

Erstellt am 18.März 2020, 09:00 Uhr | Kategorie: News

Regierungen in aller Welt verließen sich auf Verschlüsselungsgeräte einer Firma, die von CIA und BND gelenkt wurde. Eine TV-Dokumentation widmet sich nun der “Operation Rubikon”.

Hagelin-Verschlüsselungsmaschine
Dank solch manipulierten Verschlüsselungsmaschinen konnten BND und CIA jahrzehntelang Staaten belauschen. Quelle: Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0 fr, cropped)

Mehr als 130 Länder haben jahrzehntelang Verschlüsselungsgeräte der Schweizer Crypto AG eingesetzt. Doch die Firma, die Weltmarktführer in diesem Bereich war, gehörte lange dem BND und der CIA. Die Geheimdienste hatten die Verschlüsselungsalgorithmen absichtlich so geschwächt, dass sie die abgefangenen Botschaften einfach lesen konnten. Die ZDF-Sendung “Frontal 21” hatte bereits über die Geheimdienst-Operation “Rubikon” berichtet. Am 18. März 2020 widmet das ZDF dem Thema jetzt erstmals eine einstündige Dokumentation.

Zwar hatte es schon länger Spekulationen über Verbindungen der Crypto AG zu Geheimdiensten gegeben, das gesamte Ausmaß wurde aber erst im Februar dieses Jahres bekannt: Das ZDF und die Washington Post hatten die sogenannte “Operation Rubikon” gemeinsam mit dem Schweizer Fernsehen SRF aufgedeckt.

Siemens half der Crypto AG

Als die beiden Geheimdienste die Crypto AG im Jahr 1970 komplett übernahmen, teilten sie sich den Kaufpreis. Eine Treuhänderfirma in Liechtenstein und die Firma Siemens halfen, die Identität der wahren Käufer zu verschleiern. Siemens hat darüber hinaus über Jahre den Vorstandschef der Crypto AG gestellt – laut den Recherchen eine der wenigen eingeweihten Personen innerhalb der Crypto AG. Im Gegenzug beteiligten die Geheimdienste Siemens am Umsatz ihres Unternehmens.

Nach dem Ausstieg des BND im Jahr 1993 soll die CIA das Unternehmen noch bis 2018 weitergeleitet haben. Während der gemeinsamen Zeit soll es Streit um die Einnahmen aus der Crypto AG gegeben haben: So mussten CIA-Mitarbeiter ihre BND-Kollegen öfter daran erinnern, dass es sich um eine Spionageoperation handle und nicht um eine auf maximalen Profit ausgerichtete Firma, berichtete die Washington Post.

Wie die Recherchen auch gezeigt haben, wussten die Geheimdienste dank der “Operation Rubikon” über viele Geschehnisse in der Welt Bescheid. Darunter Menschenrechtsverletzungen wie in Argentinien, wo die Militärjunta Regierungskritiker aus Flugzeugen warf. Die Crypto AG hat ihre manipulierten Maschinen an Staaten wie Argentinien und Chile, aber auch an den Iran, Irak und Libyen verkauft.

“Dreiste Operation”

“Die ‘Operation Rubikon’ war eine der kühnsten und auch skandalträchtigsten Operationen, denn über hundert Staaten zahlten Milliarden Dollar dafür, dass ihnen ihre Staatsgeheimnisse gestohlen wurden. Das war schon ziemlich dreist”, fasste der Politikwissenschaftler Professor Richard Aldrich das Geschehene im Februar im ZDF zusammen.

Die einstündige ZDF-Dokumentation “Operation Rubikon” widmet sich nun noch einmal ausführlich der gleichnamigen Geheimdienstoperation.

“Operation Rubikon” im TV-Programm: ZDF Info, 18. März 2020, 20:15 bis 21:15 Uhr
ZDF, 18. März 2020, 00:45 bis 01:45 Uhr
Die Dokumentation “Operation Rubikon” ist bis zum 18. März 2021 in der ZDF-Mediathek verfügbar. (js)