"Alternative Nobelpreise" gehen an Umweltaktivisten und Menschenrechtler
Drei Aktivistinnen und Aktivisten aus Kamerun, Russland, und Kanada sowie eine Organisation aus Indien werden in diesem Jahr mit dem Right Livelihood Award (frei übersetzt: Preis für die richtige Lebensweise) geehrt. Eine der Aktivistinnen setzt sich für Frauenrechte ein, die anderen Preisträger auf unterschiedliche Weise gegen die Zerstörung des Planeten.
Die Preisträger der Auszeichnung, die hierzulande inoffiziell auch als “Alternativer Nobelpreis” bekannt ist, wurden am Mittwoch in Stockholmverkündet. Sie soll auf Menschen aufmerksam machen, die sich “für die Gestaltung einer besseren Welt” einsetzen. Strikte Kategorien wie bei den offiziellen Nobelpreisen gibt es dabei nicht. Zu den früheren Preisträgern zählen die Klimaaktivistin Greta Thunberg und der US-Whistleblower Edward Snowden. Die diesjährige Verleihung soll am 1. Dezember in Stockholm stattfinden.
Zu den Preisträgerinnen gehört die 57 Jahre alte Juristin Marthe Wandou aus Kamerun. Stiftungsdirektor Ole von Uexkull erklärte, sie zeige auf beeindruckende Weise, dass es trotz der Bedrohung durch Terroristen der Gruppe Boko Haram möglich ist, Menschen vor Ort zu mobilisieren und zu organisieren.
Seit den 90er Jahren setzt sich die Frauenrechts- und Friedensaktivistin dafür ein, dass sexualisierte Gewalt gegen Kinder – vor allem gegen Mädchen – bekämpft wird. 1998 schuf sie die Organisation Aldepa, mit der sie sich für das Wohlergehen von Mädchen einsetzt. Dabei geht es ihr nicht nur um das Verhindern von Gewalttaten, sondern auch um Bildung, Betreuung und Rechtsbeistand.
Folgen des Kohleabbaus in Russland
Die Energiemacht Russland gilt in Europa vor allem als Produzent von Erdöl und Erdgas. Dass jedoch auch große Anteile der in Deutschland verfeuerten Steinkohle – ebenfalls ein fossiler Brennträger – aus dem Riesenreich stammen, ist weniger bekannt. Wladimir Sliwjak, 1973 in Kaliningrad geboren, setzt sich dafür ein, dass das Ausland etwa für die Folgen des Kohleabbaus in Russland sensibilisiert wird – und er hilft Menschen vor Ort, die unter der Kohlegewinnung leiden.
Sliwjak schickte auch mehrfach Briefe an die Bundesregierung in Berlin: Als Mitbegründer der russischen Umweltorganisation Ecodefense setzt er sich für die Entschärfung der Klimakrise und den Ausbau von Erneuerbaren Energien ein.
Indigene gegen Umweltzerstörung
Die 57-jährige Freda Huson ist das Oberhaupt der Wet’suwet’en in Kanada. Sie setzt sich dafür ein, dass sich indigene Gemeinschaften wieder mit ihrem Land verbinden und die Kontrolle darüber zurückfordern. Dabei geht es auch um den Kampf gegen den Bau von Pipelines in ihren Lebensräumen.
In der kanadischen Provinz British Columbia koordiniert sie das Unist’ot’en-Camp, in dem sich Menschen versammeln, die gegen die Gas-Pipeline “Coastal GasLink” in der Region sind. Die Right-Livelihood-Stiftung würdigt sie dafür, mit ihrem ganzheitlichen Ansatz bei der Rückgewinnung von Kultur und Land wichtige kulturelle Erneuerungsprozesse anzustoßen.
Anwälte der Umwelt
Ritwick Dutta und Rahul Choudhary sind absolute Rechtsprofis – und nutzen ihr Fachwissen, um die Umwelt ihrer indischen Heimat besser vor Ausbeutung zu schützen. 2005 gründeten die beiden Rechtsanwälte die Organisation LIFE (Legal Initiative for Forest and Enviroment), mit der sie lokalen Gemeinden mit juristischen Mitteln helfen, sich gegen übermächtige Gegner, den Bau umweltschädlicher Anlagen und die Abholzung von Wäldern zur Wehr zu setzen. Die Juristen der Organisation zählen zu den federführenden Rechtsvertretern bei Klagen im Namen der indischen Öffentlichkeit.
“Diese Aktivisten leisten nicht nur Widerstand, sondern mobilisieren aktiv ganze Gemeinschaften, um ihre Rechte einzufordern, und werden zu Akteuren des Wandels, wo Regierungen versagen”, kommentierte Direktor von Uexkull.
Der “Alternative Nobelpreis” wird jährlich von der Stiftung Right Livelihood Award Foundation vergeben und durch Spenden finanziert.
Seit 1980 hat die Stiftung insgesamt 186 Preisträgerinnen und Preisträger aus 73 Ländern geehrt. Sie erhalten aktuell jeweils rund 100.000 Euro. (dpa / hcz)