Beliebte Foto-App: Bundesdatenschutzbeauftragter warnt vor "FaceApp"
Baden-Baden (dpa/Posteo) – Es gebe die Besorgnis, “dass wichtige persönliche Daten in die falschen Hände geraten könnten”, sagte Kelber am Donnerstag in der Radiosendung “SWR Aktuell”. Der Datenschützer monierte unter anderem “schwammige Nutzungsbedingungen”. Besorgniserregend sei auch, dass nur wenig darüber bekannt sei, wer hinter FaceApp stecke.
Es sei nicht bekannt, welche weiteren Daten bei der Nutzung erhoben werden, sagte Kelber. Außerdem könne es sein, dass persönliche Daten an Dritte weitergegeben würden. “Hier übergeben Sie also ein Foto von sich oder anderen, das biometrisch auswertbar ist, Ihnen also zugeordnet werden kann, an eine dritte, nicht bekannte Person.” Von den Anbietern fordert Kelber, sich an die grundlegendsten Dinge zu halten, etwa einen klaren Ansprechpartner zu benennen.
Die App der in Sankt Petersburg ansässigen Wireless Lab gibt es bereits seit 2017 für Android und Apples iOS. Mit ihr lässt sich auch die Hautfarbe oder das Geschlecht eines Gesichts verändern. Mit dem neuen Alters-Filter entwickelt sie sich allerdings wieder zum Hit in den App Stores. Auf Twitter und Facebook befeuern spezielle “Herausforderungen” (#FaceAppChallenge) den Hype. Auch viele Prominente hatten in den vergangenen Tagen gealterte Fotos von sich geteilt.
Uneingeschränkter Zugriff auf persönliche Daten
Doch Bedenken, was mit den hochgeladenen Daten geschieht, mehren sich. So forderte der Fraktionschef der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer, sogar die Bundespolizei FBI zu einer Untersuchung der populären App auf. Die von Russland aus betriebene App könne wegen ihres Umgangs mit persönlichen Daten ein nationales Sicherheitsrisiko sowie eine Gefahr für Millionen US-Bürger darstellen, schrieb er in einem am Mittwoch (Ortszeit) auf Twitter veröffentlichten Brief.
Für die Bearbeitung würden die Bilddateien auf Server hochgeladen und dort berechnet. Die Nutzer müssten dem russischen Unternehmen uneingeschränkten Zugriff auf ihre persönlichen Fotos und Daten gewähren, stellt Schumer in seinem Schreiben heraus. Dies könne dazu führen, dass die Bilder künftig öffentlich und privat ohne die Zustimmung der Nutzer benutzt würden.
“Es wäre zutiefst beunruhigend, wenn die sensiblen persönlichen Informationen von US-Bürgern einer feindlichen ausländischen Macht zur Verfügung gestellt würden, die aktiv an Cyber-Angriffen gegen die Vereinigten Staaten beteiligt ist”, schrieb Schumer weiter. Das FBI müsse deshalb untersuchen, ob Daten von US-Bürgern in die Hände der russischen Regierung oder ihr nahe stehenden Stellen gelangten.
Der russische App-Anbieter betont dagegen, dass jeweils nur die von Nutzern ausgewählten Fotos hochgeladen würden. Das Magazin “Forbes” berichtet, die Fotos würden auch nicht auf Servern in Russland, sondern auf Servern von Amazon und Google in den USA gespeichert. Dass die Daten dennoch in Russland ausgewertet werden könnten, sei damit jedoch nicht ausgeschlossen.
Auch sei es unklar, wie viel Zugriff FaceApp-Mitarbeiter auf die hochgeladenen Bilder hätten, schreibt “Forbes”. FaceApp-Gründer Jaroslaw Gontscharow betonte dem Magazin gegenüber, dass die meisten Bilder innerhalb von 48 Stunden nach dem Upload von den Servern wieder gelöscht würden. Nutzer könnten das automatische Löschen auch in den Einstellungen wählen. Gontscharow betonte zudem, dass sein Unternehmen Nutzerdaten weder verkaufe noch an Dritte weitergebe.