US-Lokalpolitiker wegen Mord an Reporter verurteilt

Jeff German
Jeff German (Bild) wurde am 3. September 2022 ermordet. Er hatte über Korruption und Kriminalität berichtet. (Quelle: Harrison Keely – CC BY-SA 4.0 (cropped) )

In den USA wurde ein ehemaliger Verwaltungschef aus Nevada wegen Mordes an dem Journalisten Jeff German zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Reporter hatte über Fehlverhalten des Politikers berichtet.

Der 69-jährige Journalist Jeff German war im September 2022 vor seinem Haus erstochen worden. Nur wenige Tage später hatte die Polizei den damaligen Verwaltungschef von Clark County im US-Bundesstaat Nevada, Robert Telles, als Verdächtigen festgenommen.

Eine Jury hat den Angeklagten nun des Mordes für schuldig befunden. Nachdem 20 Jahre der Strafe verbüßt wurden, kann der Täter auf Bewährung freikommen.

German hatte für die Tageszeitung “Las Vegas Review-Journal” gearbeitet und kritisch über Telles berichtet: Im Mai 2022 hatte er in einem Artikel Vorwürfe aufgegriffen, wonach Telles ein toxisches Arbeitsumfeld geschaffen und eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin geführt haben soll, die er bevorzugt behandelt habe. Telles hatte die Vorwürfe bestritten.

Wie etwa die New York Times berichtet, hatte er einen Monat später die Wiederwahl verloren. German soll unterdessen an einem Folgeartikel gearbeitet haben.

Die Washington Post berichtet, im Kreuzverhör habe Telles erklärt, dass er ohne die Berichterstattung die Wahl wahrscheinlich gewonnen hätte. Vor Gericht habe er auch gesagt, dass er wütend auf German war – und ihm das auch mitgeteilt habe.

DNA-Spuren

Die Anklage hatte dem 47-Jährigen vorgeworfen, sich aufgrund der Berichterstattung im September 2022 vor Germans Haus versteckt und dann den Journalisten erstochen zu haben. Als Beweise wurde unter anderem DNA von Telles angeführt, die unter den Fingernägeln des Toten gefunden wurde.

Der Anwalt des Angeklagten hatte der Polizei vorgeworfen, Beweise nicht berücksichtigt zu haben, die auf andere Verdächtige hätten hindeuten können.

Telles beteuerte vor Gericht seine Unschuld. In einer etwa dreistündigen Aussage vor Gericht behauptete er, ein professioneller Auftragsmörder habe German getötet – und nun soll ihm die Tat angehängt werden.

Die zwölfköpfige Jury hingegen befand den Angeklagten einstimmig für schuldig, den Mord vorsätzlich begangen zu haben.

Der Chefredakteur des “Las Vegas Review-Journal”, Glenn Cook, sagte, durch das Urteil widerfahre Jeff German Gerechtigkeit. “Jeff wurde getötet, weil er die Art von Arbeit machte, auf die er sehr stolz war: Durch seine Berichterstattung wurde ein gewählter Beamter für sein schlechtes Verhalten zur Rechenschaft gezogen und die Wähler wurden ermächtigt, jemand anderen für diesen Posten zu wählen.”

Cook konstatierte auch: “In vielen Ländern bleiben Mörder von Journalisten ungestraft. Nicht so in Las Vegas.”

“Gerechtigkeit”

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) begrüßte die Verurteilung des Ex-Lokalpolitikers ebenfalls. Sie setze ein “wichtiges Zeichen für Gerechtigkeit und den Schutz der Pressefreiheit”.

Clayton Weimers, US-Direktor von RSF, sagte: “In einer Welt, in der die überwiegende Mehrheit der Verbrechen gegen Journalistinnen und Journalisten ungestraft bleibt, sind wir dankbar, dass es im Fall Jeff German nun Gerechtigkeit gibt. Die Verurteilung von Robert Telles ist eine klare Botschaft, dass jeder Versuch, Medienschaffende zum Schweigen zu bringen oder einzuschüchtern und ihre kritische Berichterstattung zu unterbinden, nicht toleriert wird. Germans unerschütterliches Engagement für den Journalismus wird immer in Erinnerung bleiben.”

RSF erinnerte aber auch an die von der Organisation während der Ermittlungen geübte Kritik. So seien elektronische Geräte und Recherchematerial von German beschlagnahmt worden, wodurch die Strafverfolger seine vertraulichen Quellen gefährdet hätten.

Laut der Organisation wurden seit dem Jahr 2000 elf Journalistinnen und Journalisten in den USA im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet.

Katherine Jacobsen vom Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) sagte gegenüber der New York Times, Lokalreporter seien in den USA besonderen Risiken ausgesetzt. Das liege unter anderem daran, dass sie inmitten der Menschen leben, über die sie berichten. Sie wies auch darauf hin, dass German vor seinem eigenen Haus ermordet wurde. “Der Gedanke, dass es für diese Journalisten keine sicheren Orte gibt, an die sie sich zurückziehen können, ist beängstigend”, so Jacobsen.

Auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit von RSF belegen die USA Rang 55 von 180 Staaten – ein Rückgang um zehn Plätze gegenüber dem Vorjahr. (js)