Apple und Google gehen gegen Stalking vor
Etwa ein Jahr nachdem Apple und Google angekündigt hatten, gegen den Missbrauch von kleinen Bluetooth-Ortungsgeräten für unerwünschtes Tracking vorzugehen, haben die beiden Konzerne nun ihre Lösung vorgestellt: Ein gemeinsam entwickelter Industriestandard über die Mobilplattformen Android und iOS hinweg wurde am Montag auf dem iPhone-Betriebssystem iOS mit dem Update auf Version 17.5 integriert, wie Apple am Montag mitteilte. Google werde sie ab sofort in Android-Geräten ab Version 6.0 einführen, wie aus einer weiteren Ankündigung am Montag hervorging. Der Industriestandard wird auch von anderen relevanten Herstellern wie Chipolo, eufy, Jio, Motorola und Pebblebee unterstützt.
Bluetooth-Tracker wie Apple AirTags werden im Alltag eigentlich dafür verwendet, verloren gegangene oder gestohlene Gegenstände wiederzufinden. Sie können etwa an einem Schlüsselbund, Koffer oder Fahrrad angebracht werden, um diese bei Verlust zu orten.
Es waren aber auch immer wieder Vorfälle bekannt geworden, bei denen die Tracker dazu benutzt wurden, um Menschen gegen ihren Willen zu orten. So berichteten vor allem US-Medien wiederholt von Frauen und Männern, denen ein Bluetooth-Tracker unbemerkt zugesteckt wurde, um ihren Standort heimlich zu überwachen. Auch hätten Autodiebe die Geräte verdeckt an teure Autos geheftet, um diese bei passender Gelegenheit stehlen zu können.
Systemübergreifende Warnungen
Nach dem Android- beziehungsweise iOS-Update warnen die Smartphones die Nutzerinnen und Nutzer nun, wenn sich ein fremdes Ortungsgerät dauerhaft in ihrer Nähe befindet und sich mit ihnen fortbewegt – unabhängig von der Plattform, mit der das Gerät gekoppelt ist. Die Telefone können dann die Kennung des fremden Trackers anzeigen und ihn einen Ton abspielen lassen, um das Gerät ausfindig machen zu können. Zudem zeigen die Smartphones eine Anleitung an, wie sich der Tracker deaktvieren lässt.
Apple hatte seit iOS 14.5 bereits einige Schutzmaßnahmen eingebaut, um Stalking durch die firmeneigenen AirTags zu verhindern. So geben fremde AirTags, die sich länger in der Nähe einer anderen Person befinden, einen Warnton ab. Außerdem bekommen die potenziellen Verfolgungsopfer auf dem iPhone Hinweise darauf, wie sie den fremden AirTag in ihrer Nähe deaktivieren können.
Ähnlich funktionierte bereits ein Tracking-Schutz für Android-Geräte. Beide Warnsysteme funktionierten aber nur innerhalb des eigenen Ökosystems und waren nicht miteinander kompatibel. Als Alternative boten sich nur Warn-Apps von Drittanbietern an, die wiederum unzuverlässig funktionierten.
Updates installieren
Neben dem Tracking-Schutz führt Apple mit dem Update auf iOS 17.5 weitere Funktionen ein, die nichts mit den Bluetooth-Trackern zu tun haben: Erstmals können einzelne Apps direkt von Webseiten heruntergeladen und installiert werden, ohne dass dafür der offizielle Appstore bemüht werden müsste. Allerdings stehen bislang keine Apps zur Verfügung, die auf diesem Weg installiert werden könnten, da Apple strenge Vorgaben für die Entwickler vorsieht. Apple hat in der neuen Betriebssystemversion zudem einige Sicherheitslücken geschlossen.
Das Update auf iOS 17.5 sollte sich auf den meisten Geräten automatisch installieren, vorausgesetzt diese Einstellung ist aktiviert. Ansonsten kann die Aktualisierung manuell durchgeführt werden. Dazu öffnet man die Einstellungen des iPhone und findet die Option unter “Allgemein → Softwareupdate”.
In Android lässt sich nach neuen Betriebssystemversionen suchen, indem man die Einstellungen aufruft und auf “System → Softwareupdate” tippt. Voraussichtlich wird Google aber den Trackingschutz per sogenanntem Sicherheitsupdate ausliefern. In der Regel werden diese automatisch im Hintergrund installiert. Alternativ kann in den Einstellungen nach einer neuen Version gesucht werden – unter “Sicherheit & Datenschutz → System & Updates”. Je nach Smartphone-Hersteller können sich die Bezeichnungen der Menüpunkte in Android leicht unterscheiden. (dpa / hcz)