EU-Behörde warnt vor Gesundheitsschäden durch Klimawandel

Hochwasser
Extreme statt Mittelmaß: Dürren bedrohen die Gesundheit der Bevölkerung ebenso wie Überschwemmungen. (Quelle: (IMAGO / Joerg Boethling)

Der Klimawandel verschlimmert einem Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) zufolge Überschwemmungen und Dürren und verringert die Wasserqualität. Dies stelle eine zunehmende Bedrohung für die Gesundheit der Menschen dar, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der EU-Behörde mit Sitz in Kopenhagen. Sie fordert schnelles Handeln und bessere Abstimmungen zwischen Regierungen und Behörden, um gesundheitliche Risiken einzuschränken oder zu vermeiden.

Schon heute lebe jeder achte Europäer in Gebieten, die potenziell für Flussüberschwemmungen anfällig seien, heißt es in dem Bericht weiter. Vor allem ältere Menschen, Kinder, Menschen mit schlechtem Gesundheitszustand, einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen, Landwirte und Rettungskräfte seien von Überschwemmungen, Dürren, Waldbränden oder Krankheiten, die über das Wasser und Erreger übertragen werden, betroffen. Todesfälle, Verletzungen, Infektionskrankheiten und Folgen für die psychische Gesundheit seien Auswirkungen des Klimawandels, die bereits in ganz Europa zu spüren sind, so die Agentur.

Deswegen fordert die EEA mehr Engagement bei der Bekämpfung der gesundheitlichen Konsequenzen des fortschreitenden Klimawandels. “Die bestehenden europäischen Klima-, Wasser- und Gesundheitspolitiken bieten eine solide Grundlage für Maßnahmen, aber sie müssen noch umfassender und systematischer umgesetzt werden”, erklärte die EEA-Exekutivdirektorin Leena Ylä-Mononen.

Chemie und Krankheiten

Zwischen den Jahren 1980 und 2022 starben in 32 europäischen Ländern offiziell 5582 Menschen durch Überschwemmungen. 53 Millionen Menschen in Europa leben dem Bericht zufolge in Gebieten, die potenziell von Flussüberschwemmungen bedroht sind. Diese Zahl sei zwischen 2011 und 2021 um 935.000 Personen gestiegen. Hier zeige sich die kontinuierliche Entwicklung von Überschwemmungsgebieten. Auch sei jedes neunte Krankenhaus in Europa von dieser Gefahr bedroht.

Überschwemmungen können laut EEA außerdem dazu führen, dass die Umweltverschmutzung in den betroffenen Gebieten steigt, zum Beispiel durch Eintragungen aus der Industrie. Nahezu 15 Prozent der Industrieanlagen in Europa befänden sich in potenziell von Überschwemmungen gefährdeten Flussgebieten. 36 Prozent der städtischen Kläranlagen befänden sich in solchen Gebieten. Überschwemmungen begünstigten auch den Ausbruch bestimmter Infektionskrankheiten wie dem Norovirus.

Immer größere Teile der Bevölkerung Europas lebten zudem in Regionen mit dauerhaften oder zeitweisem Wassermangel. Vorrangig – aber nicht ausschließlich – trete dieses Problem in Südeuropa auf. Dort lebten rund 30 Prozent der Menschen in Gebieten mit dauerhafter Wasserknappheit und 70 Prozent mit saisonaler Knappheit im Sommer.

Besonders anfällig für die gesundheitlichen Auswirkungen von Dürren und Wasserknappheit seien Landwirte und private Brunnenbenutzer. Bei ersteren beeinträchtigten die Dürren die Lebensgrundlage und psychische Gesundheit. Brunnenbenutzer litten unter schlechter Wasserqualität. Zudem erhöhten niedrige Wasserstände die Konzentration von Chemikalien und Medikamenten in den Gewässern.

Auch die Gefahr von Waldbränden erhöhe sich durch den Wassermangel. In den letzten vier Jahrzehnten seien 702 Personen in Europa durch solche Katastrophen gestorben.

Konsequentes Handeln nötig

Die EEA sieht hohen Handlungsdruck angesichts der größer werdenden Probleme. Bestehende EU-Vorschriften in Bezug auf Klima, Wasser und Gesundheit müssten dringend umgesetzt werden, schreibt die EEA. Bereits bestehende Lösungen sollen in allen Sektoren und auf allen Regierungsebenen eingeführt werden. Sowohl im Gesundheitssektor als auch in anderen Bereichen, die sich auf die Gesundheit auswirken, wie Wasserwirtschaft, Raumplanung, Gebäudeplanung oder Versicherungen, seien Maßnahmen erforderlich.

Der Klimawandel müsse generell stärker in die Gesundheitspolitik der Mitgliedstaaten einbezogen werden. Ressourcen und Kompetenzen für die Anpassung an den Klimawandel mit Schwerpunkt Gesundheit sollen laut Agentur aufgestockt werden.

“Zu schnell umsetzbaren Maßnahmen gehört die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Risiken und Lösungen, während längerfristige Maßnahmen wie Infrastrukturverbesserungen und naturbasierte Lösungen, systematische Planung und Investitionen erfordern”, so die Agentur. Zudem sollen sich verantwortliche Stellen wie Regierungen, Wasserbehörden und Gesundheitsdienstleister besser abstimmen in ihren Bemühungen. (dpa / hcz)