CO2-Emissionen erreichen erneut Höchststand

Qualmende Schornsteine
Der anhaltende Anstieg der Treibhausgaskonzentration führt zu Temperaturrekorden an Land und in den Ozeanen, so die Weltwetterorganisation. (Quelle: IMAGO / Sven Simon)

Die weltweiten CO2-Emissionen steigen weiter an: 2023 erreichen sie mit voraussichtlich 40,9 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) einen neuen Höchstwert. Fossile Energieträger machen dabei mit 36,8 Gigatonnen den größten Teil aus, der Rest kommt durch Landnutzung hinzu. Das geht aus dem am Dienstag vorgestellten Bericht zum globalen Kohlenstoffbudget (“Global Carbon Budget”) hervor. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die CO2-Emissionen demnach um 1,1 Prozent an. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 lagen sie um 1,4 Prozent höher.

An dem am Dienstag im Fachjournal “Earth System Science Data” veröffentlichten Bericht waren mehr als 120 Forschende beteiligt.

Forschungsleiter Pierre Friedlingstein von der University of Exeter sagte: “Die Auswirkungen des Klimawandels sind überall um uns herum offensichtlich, aber die Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen durch fossile Brennstoffe bleiben schmerzhaft langsam.”

Der Anteil des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre beträgt 2023 laut Bericht durchschnittlich 419,3 ppm (parts per million, Teile pro Million) – und liegt damit 51 Prozent höher als im Jahr 1750.

Regionale Unterschiede

Die regionalen Trends bei den CO2-Emissionen unterscheiden sich laut Bericht “dramatisch”: So prognostizieren die Forschenden für Indien im Jahr 2023 einen Anstieg von über 8 Prozent. Auch in China steigen die CO2-Emissionen voraussichtlich um 4 Prozent, während sie in der EU (-7,4 Prozent), den USA (-3 Prozent) und dem Rest der Welt (-0,4 Prozent) zurückgehen.

Grafik regionale Unterschiede der CO2-Emissionen
Regionale Prognosen der CO2-Emissionen (Quelle: Global Carbon Project – CC BY 4.0)

Wälder, Böden und Ozeane können nur etwa die Hälfte der menschengemachten CO2-Emissionen aufnehmen. Ohne den Klimawandel könnten sie jedoch deutlich mehr CO2 aufnehmen. “Diese Effekte werden sich mit zunehmendem Klimawandel noch weiter verstärken”, betonte Judith Hauck von Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.

Klimaziele bedroht

“Es erscheint unausweichlich, dass wir das 1,5-Grad-Ziel überschreiten werden – und die letzten Jahre haben uns drastisch vor Augen geführt, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits jetzt sind”, sagte Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, eine der Hauptautorinnen des Berichts. Dennoch komme es im Kampf gegen die Klimakrise auf jedes Zehntelgrad an.

Im Klimaabkommen von Paris aus dem Jahr 2015 hatten sich Staaten weltweit dazu verpflichtet, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dafür darf nur noch eine begrenzte Menge klimaschädlicher Treibhausgase wie CO2 in die Erdatmosphäre gelangen.

Das weltweite Budget an CO2, das noch ausgestoßen werden darf, um dieses Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zu erreichen, wird auf dem Emissionsniveau von 2023 aber bereits in sieben Jahren ausgeschöpft sein, wie die Experten im Bericht schreiben. Um die Erderwärmung auf 1,7 Grad zu halten, sind es noch 15 Jahre; bei zwei Grad noch 28 Jahre, jeweils beginnend mit dem Jahr 2024.

Wärmstes Jahrzehnt

Der Bericht erscheint während der UN-Weltklimakonferenz COP28 in Dubai. Dort stellte die Weltwetterorganisation (WMO) am Dienstag ebenfalls einen neuen Bericht vor, wonach immer mehr Treibhausgase in der Atmosphäre für “eine turbogetriebene, dramatische Beschleunigung der Eisschmelze und des Meeresspiegel-Anstiegs” sorgen. Die Jahre 2011 bis 2020 waren demnach das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Aufzeichnungen.

Die globale Durchschnittstemperatur lag in diesem Zeitraum 1,1 Grad über den Werten des späten 19. Jahrhunderts. Diese Phase der beginnenden Industrialisierung gilt als Referenzzeitalter für das Ziel, die Durchschnittstemperatur um nicht mehr als 1,5 Grad steigen zu lassen.

WMO-Generalsekretär Petteri Taalas sagte: “Jedes Jahrzehnt seit den 1990er Jahren war wärmer als das vorherige, und wir sehen keine unmittelbaren Anzeichen für eine Umkehr dieses Trends.” Dies sei eindeutig auf die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen zurückzuführen – es müsse daher oberste Priorität sein, diese zu reduzieren. (dpa / js)