Deutsche Umwelthilfe verklagt Apple wegen Greenwashing

Apple Watch
Auch in den Umweltberichten von Apple hatten Experten Widersprüche und unbelegte Behauptungen entdeckt. (Quelle: Apple – Screenshot Posteo)

Die Deutsche Umwelthilfe hat vor dem Landgericht Frankfurt am Main Unterlassungsklage gegen den in Irland ansässigen Ableger des Apple-Konzerns eingelegt. Die Umweltschutzorganisation wirft dem Technologiekonzern vor, seine Kundinnen und Kunden nicht ausreichend darüber zu informieren, wie die angebliche CO2-Neutralität seiner neuen Apple-Watch-Modelle zustande kommt.

Die bei der Produktion entstehenden Emissionen sollen dem Unternehmen zufolge durch Kompensationsprojekte ausgeglichen werden. Allerdings kritisiert die DUH, dass Apple nicht ausreichend beschreibt, um welche Projekte es sich dabei handelt. In diesem Zusammenhang sei auch nicht klar, ob die Projekte lang genug betrieben werden, um die negativen Auswirkungen des Kohlenstoffdioxids in der Atmosphäre auszugleichen – das Treibhausgas kann mitunter Hunderte Jahre dort verbleiben.

“Apple erweckt bei seinen Kundinnen und Kunden den falschen Eindruck, dass der Kauf und die Nutzung einer Apple Watch ohne jegliche negativen Auswirkungen auf das Klima erfolgt.”, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Analyse spricht von “Übertreibungen”

Ähnliche Kritik hatte beispielsweise das Forschungsinstitut New Climate Institute nach einer Analyse der im September vorgestellten Apple-Watch-Serie geäußert: Die Produkte als klimaneutral zu beschreiben sei eine “kühne Übertreibung” – auch wenn die Maßnahmen einen guten ersten Schritt darstellten.

CO2-Gutschriften aus Forstprojekten und anderen Kohlenstoffdioxidentnahmen seien “in keiner Weise” einer Reduzierung der verbleibenden Emissionen gleichzusetzen, schrieb das Institut. In den Umweltberichten würden zudem genaue Angaben zu den produzierenden Zulieferern fehlen. Viele der Hauptlieferanten – wie der Großkonzern Foxconn – nutzten nur zu einem kleinen Anteil Energie aus erneuerbaren Quellen. Und dass die Kunden die Produkte ausschließlich mit erneuerbarer Energie nutzen werden, könne Apple ohnehin nicht sicherstellen.

Auch die Computerzeitschrift c’t hatte nach einer Analyse von “Bilanztricks” in den Umweltberichten des Konzerns gesprochen.

Nebeneinnahmen durch Holzwirtschaft

Als Täuschung der Verbraucherinnen und Verbraucher bezeichnet die DUH ein Logo, mit dem Apple seine Produkte bewirbt. Es besteht aus grünen Blättern und der Aufschrift “Carbon Neutral” und fungiere “als eine Art Gütesiegel”. Es sei jedoch eine Eigenkreation des Unternehmens und es werde nur ungenügend über die Prüfstandards aufgeklärt, die dem Label zugrunde liegen.

Die DUH kritisiert zudem den sogenannten Restore Fund von Apple. Es fehle größtenteils Transparenz in Bezug darauf, welche Projekte gefördert werden und wie die Geldmittel verteilt werden. Auch würde der Konzern keine Informationen dazu bereitstellen, ob die finanzierten Projekte Erfolg zeigen.

Apple hatte den Fonds 2021 zusammen mit der Investmentbank Goldman Sachs und der US-Umweltschutzorganisation Conservation International gegründet. Das Budget umfasst mehr als 100 Millionen US-Dollar. Kritik übt die Leiterin der DUH-Marktüberwachung, Agnes Sauter, daran, dass das Unternehmen nicht nur CO2-Gutschriften aus den geförderten Projekten bezieht, sondern auch Einnahmen aus der betriebenen Holzwirtschaft generiert.

Apple selbst schreibt in seinem Umweltbericht 2023, Ziel des Fonds sei es, “das Entfernen von CO2 von einem Kostenpunkt zu einer potenziell rentablen Investition zu machen”. Das abschließende Urteil der DUH lautet deswegen: “Anstatt vollständig in die Reduzierung der CO2-Emissionen seiner Produkte zu investieren, generiert der milliardenschwere Weltkonzern mit seinen scheinheiligen Klimaschutzmaßnahmen noch Einnahmen.”

Bis 2030 CO2-neutral

Apple hat sich offiziell zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 alle Produkte CO2-neutral zu machen. Emissionen sollen durch “Inno­vationen bei Materialien, sauberen Strom und einen CO2 armen Versand” eingespart werden. Den Rest der klimaschädlichen Treibhausgase will der Konzern mit “naturbasierten Projekten” ausgleichen.

Die beklagten Umwelt- und Klimaversprechen sind prominenter Bestandteil von Apples Marketing. Bei Produktneuvorstellungen wird zudem zunehmend mit Nachhaltigkeit geworben, etwa dass Lederarmbänder nicht mehr angeboten oder Verpackungen nicht mit einer Plastikfolie umhüllt werden. (hcz)