England: Millionen automatisch erfasste Kennzeichen standen offen im Netz
Die Datenbank eines Systems zur automatischen Kennzeichenerfassung in der englischen Stadt Sheffield war ohne jegliche Sicherung über das Internet zu erreichen. Über 8,6 Millionen Einträge waren offen einsehbar, berichtet die Nachrichtenseite The Register, die einen Hinweis erhalten hatte.
Demnach ließ sich das System direkt über die IP-Adresse in einem Browser aufrufen. Ein Passwort oder eine andere Autorisierung war nicht nötig, um auf die Kontrolloberfläche zuzugreifen, schreibt The Register.
Karte zeigte Standorte in Echtzeit an
In der Datenbank war verzeichnet, welches Kennzeichen zu welcher Zeit an welchem Ort in Sheffield erfasst wurde. Die Daten von 100 Kameras wurden dem Bericht zufolge in Echtzeit aktualisiert – und auch auf einer Karte dargestellt. So ließen sich nicht nur aktuelle Fahrten eines Fahrzeuges verfolgen: Die Daten sollen auch bis zum 20. November 2018 zurückgereicht haben.
Ein Sicherheitsforscher, der sich das System für The Register näher angesehen hatte, fand zudem einen Verweis auf einen Server, auf dem die zugehörigen Kamerabilder gespeichert waren. Dieser Server war allerdings mit einem Passwort geschützt.
Seite mittlerweile offline
Nach einem Hinweis der Nachrichtenseite an die Polizei in Sheffield schaltete diese den externen Zugriff auf das System ab. Zudem wurde der zuständige Datenschutzbeauftragte informiert.
Das System zur automatischen Kennzeichenerfassung kommt in Sheffield im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität zum Einsatz. Halter bestimmter Fahrzeuge müssen eine Gebühr bezahlen, wenn sie in die Innenstadt fahren. Allerdings fehlen laut dem Bericht die vorgeschriebenen Hinweise auf die Kennzeichenerfassung an den Kameras. Die Stadt soll nur allgemeine Schilder für Verkehrskameras aufgestellt haben, die auch bei Geschwindigkeitskontrollen zum Einsatz kommen.
Auch Brandenburg setzt Kennzeichenerfassung ein
Auch in Deutschland gibt es Diskussionen über die automatische Kennzeichenerkennung. Das Land Brandenburg setzt die Kennzeichenerkennungstechnik “KESY” zur Fahndung ein und speichert die Daten auch auf Vorrat. Im Januar 2020 hatte die brandenburgische Datenschutzbeauftragte, Dagmar Hartge, das Verfahren allerdings für unzulässig erklärt.
Derzeit speichert die Polizei die Daten jedoch weiter. Eine Entscheidung könnte nun vom Landesverfassungsgericht kommen. Dort ist derzeit ein Verfahren anhängig. Das Gericht plant, das Verfahren noch in diesem Jahr abzuschließen. (js)