Facebook lässt Bohrmaterial im Meeresboden zurück
Bei Bohrungen für das Seekabel “Jupiter” ist Ende April das Bohrrohr gebrochen. Das Vorhaben wurde daraufhin vorerst gestoppt. Knapp 25.000 Liter Bohrflüssigkeit, 340 Meter Rohre und der Bohrkopf wurden im Meeresboden und an der Küste zurückgelassen. Der Abschnitt des Seekabels gehört Facebook, die Bohrung wurde durch die Tochterfirma Edge Cable durchgeführt. Beide Unternehmen wollen das Material nicht beseitigen.
Das Datenkabel soll die USA mit Japan und den Philippinen verbinden. Hinter dem Projekt stehen mehrere Unternehmen, auch Amazon ist beteiligt. Facebook ist für den Standort in Tierra Del Mar in Oregon verantwortlich. Anfang 2021 will Facebook ein neues Loch bohren – und das alte Material für immer im Meeresgrund belassen. Es soll sich etwa 15 Meter unter dem Meeresboden befinden. Bei der Bohrflüssigkeit soll es sich um drei verschiedene Produkte handeln, deren genaue Zusammensetzung unklar ist.
Behörde setzt Facebook eine Frist
Zu dem Zwischenfall war es bereits am 28. April gekommen. Edge Cable hatte die zuständigen Behörden am 5. Mai informiert, wie die Zeitung “Oregon Live” berichtet. Die zurückgelassenen Materialien erwähnte die Firma aber erst am 17. Juni. Bisher sei die Bohrflüssigkeit nicht ausgetreten, so das “Oregon Parks and Recreation Department”.
Das “Oregon Department of State Lands” fordert von Facebook und Edge Cable nun eine Analyse potenzieller Gefahren für Mensch und Umwelt. Zudem hat die Behörde eine Frist von 180 Tagen gesetzt, um die Bohrflüssigkeit und die anderen Materialien zu beseitigen. Facebook kann aber eine Genehmigung für ein Zurücklassen beantragen, berichtet “Oregon Live”. Facebook erklärte, von dem Bohrkopf gehe keine Gefahr aus. Unabhängige Experten hätten empfohlen, die Ausrüstung nicht zu bergen.
Gefahr für die Umwelt
Der Meeresforscher Ian MacDonald von der Florida State University kritisiert Facebook für dieses Vorgehen. Er erklärte dem Magazin “Vice”, das zurückgelassene Material könne Auswirkungen auf Mikroorganismen sowie auf die Tier- und Pflanzenwelt vor der Küste Oregons haben. Würde die Bohrflüssigkeit austreten, könne dies die Fauna des Meeresbodens schädigen.
Auch die Umweltschutzorganisation Oregon Coast Alliance ist verärgert. Durch das Vorgehen von Facebook und Edge Cable befinde sich nun noch mehr menschlicher Müll im Meer, sagte die Chefin der Organisation, Cameron La Follette. Dies sei eine “extreme Verantwortungslosigkeit im Umgang mit Oregons unschätzbaren natürlichen Meeresressourcen”. La Follette kritisierte, dass die Regeln für solche Seekabel in Oregon zu locker sind: So müssten Firmen bei Unfällen keine Strafen zahlen und mögliche Risiken für die Umwelt würden nicht konkret genug thematisiert.
“Das Unternehmen hat deutlich gemacht, dass es unzuverlässig, nachlässig, nicht umweltbewusst und inkompetent ist”, zitiert Vice aus einem Brief der Organisation an die Behörden. Die Oregon Coast Alliance fordert die Behörden auf, Facebook und Edge Cable alle Genehmigungen zu entziehen.
Seekabel stellen die Internetverbindung zwischen den Kontinenten und Ländern der Welt sicher. Die bereits verlegten Seekabel haben zusammen eine Länge von mehr als einer Million Kilometer. Sie haben eine Lebensdauer von etwa 25 Jahren und werden normalerweise von Telekommunikationsunternehmen verlegt. Doch auch Technikunternehmen wie Facebook, Microsoft und Google besitzen einige der Kabel. Das Jupiter-Kabel soll insgesamt 14.600 Kilometer lang werden. (js)