Google-Manager warnt Gäste vor Sprachassistenten
Die BBC hatte den Google Hardware-Chef in einem Interview gefragt, ob er Gäste bei sich zu Hause aufkläre, dass im Haus smarte Lautsprecher stehen.
Hintergrund ist, dass Geräte wie Google Nest und Home oder Amazon Echo eingebaute Mikrofone haben und auf bestimmte Stichworte warten, um Befehle zu empfangen und weiterzusenden. Regelmäßig starten diese aber auch ohne Absicht der anwesenden Personen die Aufnahmen – entweder, weil die festgelegten Aktivierungsworte im Gespräch auftauchen oder weil die Sprachassistenten das Gesprochene missinterpretieren.
Widersprüche im Interview
Ob sich der Google-Manager tatsächlich mit dieser Problematik beschäftigt (hat), wird aus dem Gespräch mit der BBC nicht ganz deutlich Auf die Frage reagiert er zunächst überrascht und sagt, er habe sich über das Thema auf diese Art und Weise noch keine Gedanken gemacht: “Gosh, I haven’t thought about this before in quite this way”. Anschließend behauptet er aber, seine Gäste bereits auf die mithörenden Geräte hinzuweisen: “Does the owner of a home need to disclose to a guest? I would and do when someone enters into my home”.
Im weiteren Gespräch meint Osterloh, dass die Geräte auch selbst darauf hinweisen sollten, dass sie vorhanden sind: “it’s probably something that the products themselves should try to indicate”. In welcher Art sie das tun sollten, erörtert er nicht.
Bereits jetzt signalisieren die Geräte durch leuchtende LEDs und ein Hinweisgeräusch, dass sie zuhören. Allerdings stehen die Sprachassistenten nicht immer in Sichtweite – und ihre Signale sind nicht für jeden Nutzer eindeutig zu erkennen und eher subtil. Sodass jemand, der sich mit dieser Art Technik nicht auskennt, nicht unbedingt versteht, dass das Gesagte nun aufgenommen wird. Auch können die Geräte nicht wissen, dass sich gerade Gäste in Hörweite befinden.
Als Leiter der Hardware-Sparte könnte Osterloh selbst dafür sorgen, dass die Geräte eine solche Funktion bieten. Von solchen Maßnahmen seinerseits spricht er aber nicht.
Ein weiteres Problem ergibt sich dadurch, dass auch die in Smartphones integrierten Sprachassistenten üblicherweise per Stichwort aktivierbar sind. Folgt man der Logik des Managers, müssten auch unterwegs alle Menschen in der Umgebung auf die Funktion hingewiesen werden. Allerdings wird dieser Fall im Interview nicht thematisiert.
Gäste haben Recht am gesprochenen Wort
Prinzipiell ergibt sich bei den smarten Geräten mit Mikrofon ein ähnliches Problem wie bei Videokameras: Dass aufgenommen wird, müsste für alle Beteiligten deutlich erkennbar sein. Viele Kameras haben dafür eine LED an der Front, die leuchtet, wenn die Aufnahme läuft.
Gäste auf aktive Sprachassistenten im Haus hinzuweisen, kann hierzulande auch aus rechtlichen Gründen geboten sein.
In Deutschland stehen Sprachaufnahmen, von denen der Aufgenommene nichts weiß, im Konflikt mit dem Recht am gesprochenen Wort. Denn grundsätzlich kann jede Person bestimmen, wer ihr Wort aufnehmen darf und ob die eigene auf einem Tonträger aufgenommene Stimme wieder abgespielt werden darf. Zudem verbietet Paragraf 201 des Strafgesetzbuches, das “gesprochene Wort eines anderen auf einen Tonträger” aufzunehmen, wenn die sprechende Person nicht eingewilligt hat. Dritten dürfen solche Aufnahmen auch nicht zugänglich gemacht werden – die Sprachassistenten schicken das mitgeschnittene Material aber direkt ins System der Hersteller. Hinzu kommen datenschutzrechtliche Probleme.
Menschen hörten Sprachaufnahmen ab
Sprachassistenten standen in den vergangenen Monaten regelmäßig in der Kritik. Der Grund war, dass sowohl Google als auch Amazon, Apple und Microsoft einen Teil der erfassten Sprachaufnahmen von Menschen abhören ließen, ohne die Nutzer deutlich genug darauf hinzuweisen. Ein Teil der Arbeit wurde auf externe Dienstleister ausgelagert, wo die Mitarbeiter die Aufnahmen auch außerhalb kontrollierter Geschäftsräume anhören konnten. So bestand die Gefahr, dass Dritte ebenfalls die teils vertraulichen Gespräche hören konnten.
Nachdem dies im Sommer bekannt geworden war, reagierten die Konzerne und stoppten die Praxis temporär. Apple will beispielsweise eine Opt-in-Einstellung einbauen, sodass Nutzer aktiv dem Abhören durch Menschen zustimmen müssen. Außerdem soll auf externe Mitarbeiter verzichtet werden. (hcz)