Hunderte E-Scooter verrotten im Rhein

Der Verein KRAKE hat E-Scooter aus dem Rhein geholt
Aufgrund der Tiefe und der Strömung des Rheins soll es schwierig sein, die E-Scooter zu bergen. Die Verleiherfirmen unternehmen bisher wenig. (Quelle: Krake e.V.)

Sie stehen auf Bürgersteigen, Radwegen, Autoparkplätzen oder liegen auf dem Grund von Gewässern: Alleine in Köln sollen mehr als 500 E-Scooter im Rhein verrotten – der Grund des Flusses sei mit den Elektrorollern an einigen Stellen übersät, berichtet der WDR. Aus einigen Akkus treten Chemikalien aus.

Ein Bautaucher berichtete dem Sender, bei Arbeiten im Rhein finde seine Firma an jeder Stelle solche Scooter. Ein nicht namentlich genannter Verleihanbieter wollte die Taucher eigentlich mit der Bergung von 500 eigenen Rollern beauftragen. Die GPS-Daten hätten angezeigt, wo diese liegen. In Anbetracht der Kosten habe das Unternehmen jedoch einen Rückzieher gemacht.

Umweltgefahr durch Akkus

Dabei ist nicht nur der Schrott ein Problem: Einige der Roller sonderten nach Angaben der Taucher eine klebrige Masse ab. Offenbar werde die Akku-Ummantelung undicht und es treten Chemikalien aus.

Paul Kröfges, Wasserexperte vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) sagte dem WDR: “Da liegen allein in Köln Hunderte dieser Fahrzeuge im Rhein, giftige und gefährliche Stoffe werden frei und die Eigentümer wollen ihren Schrott im Rhein lassen.” Der Rhein sei Trinkwasserlieferant für etwa 30 Millionen Menschen in Europa. Die zuständigen Umweltbehörden sollten die Verschmutzung nicht hinnehmen, Verleiher müssten ihre Fahrzeuge unverzüglich bergen.

Die Anbieter wollten gegenüber dem WDR keine Angaben dazu machen, wie viele ihrer Roller vermutlich im Rhein liegen. Die Scooter-Verleiher Lime und Tier behaupteten, mit dem Verein KRAKE bei der Bergung der Roller zusammenzuarbeiten. Das sei falsch, entgegnete der Verein, der freiwillig Müll am Rhein sammelt. KRAKE hat im vergangenen August 39 E-Scooter und Leihräder aus dem Rhein gezogen.

Der Vermieter VOI gab an, die Scooter selbst aus dem Wasser zu holen. Und der Anbieter Bird beteuerte dem WDR, er werde nun ein Bergungsunternehmen beauftragen. Außerdem haben beide Firmen ein Parkverbot am Rheinufer und auf den Brücken verhängt – dort können Kundinnen und Kunden ihre Fahrten nicht mehr beenden.

Problem lange bekannt

Seit Juni 2019 sind Elektro-Stehroller in Deutschland zugelassen. In den größeren deutschen Städten sind Unternehmen aktiv, die ihre Roller per App vermieten. Bereits damals hatte es ähnliche Berichte aus der französischen Stadt Marseille gegeben: Hunderte der Roller lagen dort im Hafenbecken. Freiwillige Taucher hatten versucht, diese zu bergen, weil die Firmen selbst nichts unternahmen.

In Berlin hatte die Initiative “Spree:publik” im Februar ebenfalls E-Roller und anderen Schrott, wie Fahrräder und Einkaufswägen, aus der Spree geholt.

Roller müssen ordnungsgemäß entsorgt werden

Bei den meisten E-Scootern kommen laut Umweltbundesamt Lithium-Ionen-Akkus zum Einsatz, die unter anderem Kobalt, Nickel, Kupfer und Aluminium enthalten können. Diese Rohstoffe sind wertvoll und deren Abbau per Bergbau sei mit Umweltbelastung verbunden. Recycling wäre deswegen umso wichtiger.

Bei Verleihern von E-Scootern sind dem Umweltbundesamt zufolge “die Hersteller verpflichtet, zumutbare Möglichkeiten zur Rücknahme zu schaffen und diese im Anschluss ordnungsgemäß zu entsorgen”. Der BUND hatte jedoch schon 2019 kritisiert, die E-Scooter von Verleihunternehmen gingen oft nach nur wenigen Monaten kaputt. Viele Fragen rund um Entsorgung und Recycling seien noch nicht geklärt. (js)