Journalist schmuggelte sich in Online-Treffen der EU-Verteidigungsminister
Ein Journalist des niederländischen TV-Senders “RTL Nieuws” hat sich in der vergangenen Woche Zugang zur Videokonferenz der EU-Verteidigungsminister verschafft. Sicherheitslücken musste er dafür nicht ausnutzen: Teile des Zugangscodes waren auf einem Foto zu sehen, das die niederländische Verteidigungsministerin Ank Bijleveld auf Twitter geteilt hatte.
Einem aufmerksamen Twitter-Nutzer war aufgefallen, dass auf dem Foto fünf der sechs Ziffern des Zugangscodes zu lesen waren. Er gab dem Sender daraufhin einen Tipp. Der RTL-Journalist Daniël Verlaan erriet die fehlende Ziffer – und saß daraufhin mit am virtuellen Verhandlungstisch. Der TV-Sender hat einen kurzen Mitschnitt des Zwischenfalls veröffentlicht.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell fragte den neuen Teilnehmer, wer er denn sei. Der RTL-Redakteur stellte sich den 27 EU-Verteidigungsministerinnen und -ministern als niederländischer Journalist vor. Borrel fragte noch: “Sie wissen, dass Sie an einem geheimen Treffen des Rates teilnehmen?” Daraufhin entschuldigte sich Verlaan für die Störung und verließ die Sitzung. Verlaan war nur kurzzeitig in der Videokonferenz.
Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte war nicht erfreut: “Das zeigt mal wieder, dass Minister einsehen müssen, wie vorsichtig man mit Twitter sein muss”. Das Verteidigungsministerium bezeichnete den Vorfall als einen “dummen Fehler”. Das Foto mit dem Zugangscode sei schnell entfernt worden. Die Ministerin ist zur Zeit in Heim-Quarantäne und wollte mit dem Foto deutlich machen, dass sie auch zu Hause arbeitet.
Vorsicht beim Teilen von Fotos
Es ist nicht das erste Mal, dass Politiker mit ihren Twitter-Beiträgen für eine Sicherheitspanne sorgen: Im April hatte der britische Premierminister Boris Johnson den Screenshot einer Videokonferenz auf Twitter geteilt. Auf dem Bild war auch die Identifikationsnummer der Konferenz zu sehen. Zu einem Zwischenfall kam es bei diesem Treffen allerdings nicht. Ein Regierungssprecher hatte versichert, der Zugang sei nur mit Passwort möglich gewesen.
Ein Fall mit deutlich größerer Tragweite hatte sich im Jahr 2018 ereignet: Damals hatte es im US-Bundesstaat Hawaii einen falschen Raketenalarm gegeben. In der Folge hatte ein Foto der Nachrichtenagentur Associated Press Aufmerksamkeit erregt, das einen leitenden Mitarbeiter der Katastrophenschutz-Behörde zeigt. Auf dem Foto ist auch ein an einen Computer-Bildschirm gehefteter Zettel mit einem Passwort zu sehen. Ob der Fehler des Beamten ursächlich für den Fehlalarm war, ist allerdings unklar. Die Behörde bestätigte später zwar, dass das veröffentlichte Passwort echt sei – stritt aber ab, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Fehlalarm und dem Foto gegeben habe. Offiziellen Angaben zufolge hatte ein Mitarbeiter den Raktenalarm versehentlich ausgelöst. (dpa / js)