Klimawandel verursacht immer häufiger Hochwasser und Dürre

Hochwasser
Der Dezember 2023 war in Deutschland einer der regenreichsten seit Aufzeichnungsbeginn. (Quelle: IMAGO / Funke Foto Services)

Hochwasser und Dürren werden nach Forscherangaben weiter zunehmen, während die durchschnittliche Niederschlagsmenge in Deutschland in etwas gleich bleibt. “Viele Studien, auch eigene, zeigen, dass mit steigenden globalen Temperaturen auch die Anzahl und Intensität von Extremen wie Hochwasser in Deutschland ansteigen”, sagt Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Arbeitsgruppe Hydroklimatische Risiken.

Eine Ursache für das aktuelle Hochwasser seien wahrscheinlich die für die Jahreszeit hohen Oberflächentemperaturen des westlichen Atlantiks, die zu hoher Verdunstung und damit auch viel Wasserdampf in der Atmosphäre führen, erläutert Hattermann.

Durch die in unseren Breiten vorherrschenden Westwinde seien diese feuchten Luftmassen nach Europa transportiert worden, wo es in Folge einer schnell über Mitteleuropa ziehenden Kette von Tiefdruckgebieten im Herbst und Winter zu sehr ergiebigen Niederschlägen gekommen sei und dann auch zu Hochwasser. “Die Böden wurden mit Wasser gesättigt und nehmen dann kaum noch Wasser auf.”

Für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt meldete der Deutsche Wetterdienst den wohl nassesten Dezember seit Messbeginn. Deutschlandweit habe der Dezember 2023 laut Aufzeichnungen zu den nassesten zehn Monaten gehört. Auch seien die Temperaturen wieder einmal auffallend hoch ausgefallen.

Extreme nehmen zu

Das langjährige Mittel der Niederschläge in Deutschland hat sich aber kaum geändert – das Umweltbundesamt (UBA) spricht von einer Zunahme von 7 Prozent seit 1881. Doch: Laut PIK-Forscher Hattermann steigt die Variabilität der Niederschläge. Es treten stärkere Regen, aber auch längere trockene Zeiten auf.

Die Winter in Deutschland sind laut UBA deutlich nasser geworden, die Niederschläge im Sommer geringfügig zurückgegangen. Diese Entwicklung sei besonders deutlich seit Mitte der 1960er-Jahre zu beobachten gewesen. “Dies entspricht genau der Zeit, seit der die Auswirkungen des Klimawandels global deutlich zu beobachten sind”, erklärt das UBA dazu.

Das hat laut Hattermann zwei Gründe. Erstens erwärme sich durch den Klimawandel die Luft, die dann mehr Wasser aufnehmen könne. “Die Wassermenge pro Kubikmeter Luft ist gestiegen.” Das bedeutet zunächst längere Trockenphasen – und wenn es mal regnet, dann fällt mehr Wasser auf die Erde.

Zweitens: “Wir haben stabilere Großwetterlagen über Europa.” Das hänge mit dem Einfluss des Klimawandels auf den Jetstream zusammen, einer Luftströmung über dem Nordpolargebiet, wobei die einzelnen Zusammenhänge noch nicht exakt geklärt seien.

Eine solche Situation habe zum Beispiel zu den lang andauernden Hochdruckwetterlagen wie 2018 oder aber auch im Frühjahr 2023 geführt. “Ein Hochdruckgebiet dreht sich dabei im Uhrzeigersinn und bringt trockene Luft vom eurasischen Raum nach Deutschland”, sagt Hattermann.

“2021 hatten wir ein Tiefdruckgebiet, wo sich der Wind gegen den Uhrzeigersinn drehte und feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland brachte.” Das habe 2021 zu den Wassermassen im Ahrtal geführt.

Zwischen Segen und Katastrophe

Auch in anderen Regionen der Erde ändert sich der bislang übliche Niederschlagsverlauf in Folge des Klimawandels. Eine der extremsten Umstellungen prognostiziert das PIK der bisher trockenen Sahel-Zone.

Dort könnte die durchschnittliche Niederschlagsmenge ab dem Jahr 2040 stark ansteigen. Bis zu 50 Prozent mehr Regen sagen neue Klimasimulationen des Instituts voraus.

“Das würde bedeuten, dass mehr Wasser für die Landwirtschaft und die Weidehaltung zur Verfügung steht. Als Forscher, der sich mit den meist schlimmen Auswirkungen des Klimawandels beschäftigt, ist es schön, wenigstens ab und zu ein positives Ergebnis präsentieren zu können.” sagte Hauptautor der 2022 veröffentlichten PIK-Studie Jacob Schewe.

Doch warnen die Wissenschaftler auch vor erheblichen Unwägbarkeiten: “Die Veränderung könnte so groß sein, dass die Anpassung daran für die unruhige Region eine erhebliche Herausforderung darstellen würde.” In der Übergangszeit würden potenziell 100 Millionen Menschen von Schwankungen zwischen Dürre und Überschwemmungen betroffen sein. (dpa / hcz)