Korallen belegen Erwärmung des Südwestpazifiks
Forschende haben mithilfe jahrhundertealter Korallen die Erwärmung des Südwestpazifiks nahe der Fidschi-Inseln nachgewiesen. Demnach war das Meer dort in den vergangenen 653 Jahren nie so warm wie heute. Ihre Forschungsergebnisse haben die Expertinnen und Experten nun im Fachjournal Science Advances veröffentlicht. Die Bedingungen vor Ort hätten sich im 20. Jahrhundert im Vergleich zu denen der vergangenen sechs Jahrhunderte verändert, teilte das Forschungsteam unter der Führung der Universidad Nacional Autónoma de México und der University of Leicester letzte Woche mit. Das Jahr 2022 sei in der Pazifik-Region das wärmste seit 1370 gewesen.
Um die Wassertemperaturen bis in das Jahr 1370 zurückverfolgen zu können, hatten die Forschenden einen über zwei Meter langen Kern aus einer Riesenkoralle der Art Diploastrea heliopora untersucht, einer Honigwabenkoralle. “Sie haben in ihrem Skelett die Klima- und Umweltveränderungen gespeichert, die das Korallenriff über Jahrhunderte geprägt hat”, erklärte die ebenfalls beteiligte Johannes Gutenberg-Universität (JGU) in ihrer Mitteilung.
Aus der chemischen Zusammensetzung der Probe – dem Verhältnis von Strontium zu Kalzium – konnte das Forscherteam den Temperaturverlauf der vergangenen 627 Jahre rekonstruieren. Die Forscher erklärten, ihre Untersuchung sei die bisher längste kontinuierliche Rekonstruktion der Meeresoberflächentemperatur, die mit dieser Methode durchgeführt wurde. Langlebige Korallen aus dem Südwestpazifik seien “hervorragende Kandidaten”, um Datenlücken zu schließen. Ergänzt wurde die Untersuchung mit Temperaturmessungen aus den letzten 26 Jahren.
“Die Daten sind ein weiterer Beweis für die beispiellose Erwärmung des westlichen Pazifiks”, hieß es in einer Mitteilung. Die Forscher warnen, dass anhaltende Erwärmungsraten im West- und Zentralpazifik zu einer weiteren Austrocknung des Klimas in der gesamten Korallenmeerregion führen und sich negativ auf die pazifischen Inselstaaten auswirken könnten.
Weltweite Auswirkungen
In weiten Teilen des Pazifiks ist laut Studie bereits seit dem späten 19. Jahrhundert eine nahezu kontinuierliche Erwärmung zu beobachten. Diese sei in erster Linie auf den menschengemachten Treibhauseffekt und Passatwinde – die trockenheiße Luft transportieren – zurückzuführen.
Doch nicht nur im Pazifikraum dürften die Auswirkungen der Erwärmung zu spüren sein. Der Pazifik spielt auch eine zentrale Rolle für die Regulation des globalen Klimas – und beeinflusst beispielsweise auch das Wetterphänomen El Niño. Die Erwärmung des Meeres könne daher starke Auswirkungen auf Meeresökosysteme, Dürren, Überschwemmungen, Korallenbleichen und die Nahrungsverfügbarkeit haben- sowohl lokal als auch in der Ferne.
Für die Bewohner der betroffenen pazifischen Inseln und die lokalen Ökosysteme erwarten die Forscher “nachteilige Auswirkungen” wie etwa zunehmende Trockenheit oder Starkregen – falls nicht gegengesteuert wird.
“Paradies in Gefahr”
Auch die Weltwetterorganisation WMO warnte am Dienstag in einem neuen Bericht vor den Auswirkungen des Klimawandels auf den westlichen Pazifik. Der Meeresspiegel steige dort , die Temperatur erhöhe sich und das Wasser versauere. Inselbewohner in der Region erlebten stärkere Klimawandelfolgen als viele andere Teile der Welt – obwohl sie kaum zu den klimaschädlichen Treibhausgasen beigetragen haben. Der Meeresspiegel sei seit 1993 in Teilen der Region um 10 bis 15 Zentimeter gestiegen, fast doppelt so stark wie im weltweiten Durchschnitt. Inselstaaten wie Kiribati sind bereits in ihrer Existenz bedroht, weil Küstenstreifen und Anbauflächen überflutet sowie Süßwasserreserven durch Salzwasser kontaminiert werden.
“Eine weltweite Katastrophe stürzt ein Paradies in Gefahr”, sagte UN-Generalsekretär António Guterres. “Der Ozean läuft über, und der Grund dafür ist klar: Treibhausgase, überwiegend durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, bringen den Planeten zum Kochen.” (Mit Material der dpa / hcz)