Press Freedom Awards: Bedrohte Journalistinnen in Berlin ausgezeichnet

Die Preisträgerinnen Eman al-Nafjan und Pham Doan Trang mussten vertreten werden, da sie ihr Land nicht verlassen dürfen.
Die Preisträgerinnen des Press Freedom Awards 2019. Quelle: Reporter ohne Grenzen

“Diese Journalistinnen und Journalisten sollten die Ehre ihres Landes sein. Stattdessen werden sie am Reisen gehindert und ihrer Freiheiten beraubt. Doch die Botschaft, die von diesen Frauen und Männern ausgeht, ist grenzenlos.”, leitete der Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen Christophe Deloire die Preisverleihung ein. Von drei Preisträgerinnen konnte nur eine einzige frei reisen und den Preis persönlich entgegennehmen – die maltesische Journalistin Caroline Muscat. Die beiden anderen Aktivistinnen mussten vertreten werden. In diesem Jahr gingen alle drei Preiskategorien “Courage”, “Independence” und “Impact” an Frauen.

Kategorie “Courage” / “Mut”

Eman al-Nafjan konnte den Preis in Berlin nicht persönlich entgegennehmen, da sie zwar aus der Haft in Saudi-Arabien entlassen wurde, das Land jedoch nicht verlassen darf. Die Bloggerin und Journalistin hatte sich massiv dafür eingesetzt, dass Frauen in Saudi-Arabien Auto fahren dürfen und mehr Rechte bekommen. Dafür wurde sie zusammen mit anderen Aktivistinnen verhaftet. Aktuell ist sie vorläufig auf freiem Fuß. Al-Nafjan gründete die Seite SaudiWoman.me und schreibt für Zeitungen wie den Guardian und die New York Times. Stellvertretend für sie nahm ihre ehemalige Mitstreiterin Omeima al-Najjar die Auszeichnung entgegen, die in Italien politisches Asyl erhalten hat.

Kategorie “Independence” / “Unabhängigkeit”

Nach dem Mord an ihrer Kollegin Daphne Caruana Galizia im Jahr 2017 gründete Caroline Muscat die unabhängige Investigativ-Website The Shift News, die unter anderem zu Korruption recherchiert. Trotz massivem Druck macht sie unbeirrt weiter. Ihren Preis für Unabhängigkeit widmete sie der verstorbenen Daphne Caruana Galizia und verwies darauf, dass unabhängiger Journalismus keine Frage des Mutes sein sollte: "Wir müssen keine Helden sein. Die Tatsache, dass einige von uns als solche betrachtet werden, sagt mehr über die Zustände in unserem Land als über uns selbst aus.“

Kateogorie “Impact” / “Einfluss”

Pham Doan Trang aus Vietnam setzt sich unermüdlich für die Bürgerrechte in ihrem Land ein. Die Gründerin des Magazins Luât Khoa und Redakteurin bei The Vietnameseberät ihre Mitmenschen juristisch und tritt für Minderheiten ein. Dafür wurde die Journalistin, Bloggerin und Autorin bereits mehrfach willkürlich verhaftet. Auch sie konnte nicht persönlich anreisen, bedankte sich jedoch in einer Videobotschaft: "Die Auszeichnung gilt nicht mir allein. Sie ist für alle, die nach Wahrheit suchen, für alle, die sich weltweit leidenschaftlich und mit Vehemenz für die Wahrheit einsetzen.“

Grüße von Snowden, Müller und Maas

Nach Paris, Straßburg und London wurden die Press Freedom Awards erstmals in Berlin verliehen. Anlass war das 25-jährige Bestehen der deutschen Sektion von Reporter ohne Grenzen. Der frühere Chefredakteur des britischen Guardian, Alan Rusbridger, hielt die Festrede. Er hatte sich 2013 geweigert, den Behörden Computerfestplatten mit Informationen des NSA-Whistleblowers Edward Snowden auszuhändigen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller begrüßte die rund 250 internationalen Gäste im Namen der Stadt Berlin. Eine weitere Grußbotschaft schickte Bundesaußenmister Heiko Maas, der bei der Verleihung in den Kammerspielen des Deutschen Theaters nicht persönlich anwesend sein konnte.

Insgesamt waren herausragende Journalistinnen und Journalisten aus zwölf Ländern in drei Kategorien nominiert. Über die Gewinnerinnen hatte eine internationale Jury entschieden. Der Preis in der Kategorie „Courage“ wurde von Posteo gefördert.

Eine Aufzeichnung der Veranstaltung findet man auf YouTube. (Reporter ohne Grenzen / hcz)