Rangliste der Luftqualität: 30 deutsche Städte "gut"
Die EU-Umweltagentur EEA hat in einer Liste von mehr als 320 Städten festgehalten, wie es um die Luftqualität in Europa steht. Metropolen in Finnland und Schweden weisen demnach nur sehr wenig Feinstaub auf, die schlechtesten Luftwerte finden sich unter anderem in polnischen Städten und im Norden Italiens.
Spitzenreiter in der Donnerstag veröffentlichten Rangliste sind das schwedische Umeå, Tampere in Finnland sowie Funchal auf der portugiesischen Insel Madeira und Estlands Hauptstadt Tallinn.
Unter den Millionenstädten sieht es in Stockholm besonders gut aus: Die schwedische Hauptstadt landet auf Rang neun und schneidet somit besser ab als jede andere Stadt mit mehr als einer Million Einwohner. Dicht dahinter folgt Helsinki (11), während sich etwa Bukarest (263), Barcelona (264), Warschau (269) und Mailand (303) auf der anderen Seite der Tabelle wiederfinden.
Gute Luft in jeder dritten Stadt
Die Übersicht soll künftig jährlich veröffentlicht werden. Die EEA bewertet hierfür die Feinstaubbelastung in 323 Städten in den EU-Ländern sowie Island, Norwegen und der Schweiz. 127 Städten wird eine gute Luftqualität bescheinigt. In 123 gilt die Belastung als moderat, in den restlichen 73 als schlecht oder sehr schlecht.
Diese Einordnung bezieht sich auf die durchschnittliche Luftbelastung mit Feinstaub der Kategorie PM2,5 – Durchmesser unter 2,5 Mikrometer in den Jahren 2019 und 2020. Die Note “gut” erhält eine Stadt, wenn sie im Durchschnitt unter dem Höchstwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt. Diese empfiehlt, dass die Langzeitbelastung 10 Mikrogramm Feinstaub (PM2,5) pro Kubikmeter Luft nicht überschreiten sollte, das ist strenger als der EU-Wert. Wer auch das jährliche EU-Limit von 25 Mikrogramm reißt – das gilt für fünf Städte in Polen, Kroatien und Italien – bekommt die Bewertung “sehr schlecht”.
Laut der Analyse überschreiten derzeit 61 Prozent der Städte den Höchstwert der WHO. Nur 2 Prozent liegen demnach auch über dem jährlichen EU-Limit.
Unter den 52 gelisteten deutschen Städten hat Göttingen die sauberste Luft: Die niedersächsische Universitätsstadt landet auf Rang 29, gefolgt von Freiburg (45), Darmstadt (46), Lübeck (50) und Hannover (56). Ihnen und 25 weiteren Städten in der Bundesrepublik wird eine gute Luftqualität attestiert, die 22 anderen werden als moderat eingestuft. Berlin ist das Schlusslicht der deutschen Städte und liegt auf Rang 219. Keine deutsche Stadt landete in den Kategorien “schlecht” oder “sehr schlecht”. Mehrere deutsche Großstädte wie etwa Köln wurden allerdings – wie auch weitere in anderen Ländern – nicht eingeordnet. Das kann laut EEA daran liegen, dass Messstationen oder bestimmte Daten fehlten.
Weniger Tote
Wie bereits Ende 2020 aus einem EEA-Bericht hervorgegangen war, hat sich die Luftqualität in Europa im Laufe des vergangenen Jahrzehnts unter anderem wegen Emissionsverringerungen in Verkehr und Energieversorgung spürbar verbessert. Das hat dazu geführt, dass im Vergleich von 2009 zu 2018 knapp 60.000 Menschen weniger pro Jahr vorzeitig durch die Belastung mit Feinstaub gestorben sind.
Dennoch leiden demnach weiterhin nahezu alle Europäer unter Luftverschmutzung etwa durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon, vor allem in Städten. Mehr als 400.000 Menschen starben EEA-Schätzungen zufolge 2018 in 41 europäischen Ländern vorzeitig an den Folgen der Belastung durch diese Schadstoffe, darunter auch Zehntausende in Deutschland.
Eine Analyse der EU-Kommission stellte letztes Jahr fest, dass Deutschland und ein Großteil der anderen EU-Staaten wichtige Ziele gegen Luftverschmutzung für das Jahr 2030 verpassen werden: Die Schadstoffkonzentrationen sind dafür aktuell bei Stickoxiden, Feinstaub, Ammoniak und flüchtigen organischen Verbindungen zu hoch. Die EU hatte sich eigentlich vorgenommen, die Luftschadstoffe bis 2030 im Vergleich zu 2005 um die Hälfte zu reduzieren.
Somit bleibt die Luftverschmutzung in Europa die größte Umweltbedrohung für die Gesundheit und Feinstaub der Luftschadstoff, der den größten Einfluss auf vorzeitige Todesfälle und Erkrankungen hat. (dpa / hcz)