Thailand verbietet Plastikmüll-Importe
In Thailand ist ein Importverbot für Plastikmüll in Kraft getreten. Umweltschützer fordern nun eine strikte Kontrolle – und ein Handeln auf internationaler Ebene.
Wie der Guardian in dieser Woche berichtete, gilt das Verbot bereits seit Anfang Januar. Zivilgesellschaftliche Organisationen hatten im Jahr 2021 ein solches Verbot gefordert und eine Petition an das thailändische Umweltministerium übergeben. Im Jahr 2023 wurde ein entsprechendes Gesetz von der Regierung beschlossen.
Wie auch andere südostasiatische Länder war Thailand bisher das Ziel von Plastikmüll-Exporten beispielsweise aus EU-Staaten, Großbritannien und den USA. Ein Großteil des nach Thailand verschifften Plastikmülls stammte laut Guardian aus Japan – im Jahr 2023 soll es sich um etwa 50 Millionen Kilogramm gehandelt haben.
Angaben des thailändischen Zolls zufolge wurden zwischen den Jahren 2018 und 2021 insgesamt etwa 1,1 Millionen Tonnen Plastikabfälle nach Thailand importiert. Im Jahr 2018 hatte China einen Einfuhrstopp verhängt, sodass sich die Hauptziele der Exporte in andere Staaten verlagert hatten.
Häufig wird der Müll in den Importstaaten nicht ordnungsgemäß recycelt. Auch in Thailand seien die Abfälle in vielen Fabriken einfach verbrannt worden, berichtet der Guardian. Dabei werden auch gesundheitsgefährdende Substanzen freigesetzt, die Mensch und Umwelt schaden.
NGOs fordern strenge Kontrolle
Penchom Sae-Tang, Direktorin der lokalen NGO Ecological Alert and Recovery, sagte der Bangkok Post: “Das Verbot der Plastikmüll-Importe sollte als ein Erfolg für die Zivilgesellschaft gesehen werden.” Sie stellte jedoch auch klar, dass die Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen damit noch nicht am Ende sei. Das Importverbot müsse nun aufmerksam überwacht werden und die Behörden müssten es durchsetzen. Sollten Sondergenehmigungen für die Einfuhr von Kunststoffabfällen erteilt werden, so müsse sichergestellt werden, dass in Thailand genügend Recycling-Kapazitäten vorhanden sind.
Die Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle habe bereits starke Auswirkungen auf lokale Gemeinden – insbesondere solche, die in der Nähe von Flüssen und Kanälen liegen.
Als Vorbereitung auf das Verbot hatte Thailand die erlaubten Importmengen in den vergangenen zwei Jahren bereits gesenkt. Penchom Sae-Tang kritisierte jedoch, in der Vergangenheit seien Bestimmungen nur unzureichend durchgesetzt worden, sodass beispielsweise verunreinigte Abfälle illegal ins Land gelangen konnten.
Illegaler Müllhandel
Dem UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung zufolge sind südostasiatische Länder wie Thailand, Indonesien, Malaysia und Vietnam die wichtigsten Ziele von legalem als auch illegalem Abfallhandel. Illegale Exporte würden dabei oft auf ebenfalls illegalen Deponien abgeladen – und teils verbrannt.
Mit illegalem Müll, zu dem neben Plastik beispielsweise auch Elektroschrott zählt, werden jährlich Milliarden umgesetzt. Obwohl der Handel so lukrativ ist, ist es nach UN-Angaben schwierig, ihn aufzudecken und strafrechtlich zu verfolgen.
Punyathorn Jeungsmarn von der Environmental Justice Foundation forderte gegenüber dem Guardian ebenfalls, dass etwa Umwelt- und Zollbehörden zusammenarbeiten müssten, um die illegale Einfuhr von Plastikmüll zu verhindern.
Die britische NGO Environmental Investigation Agency begrüßte das Einfuhrverbot als Erfolg für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt. Die Organisation mahnte aber auch, Verbote würden Probleme häufig nur verlagern, sodass Plastikmüll nun in andere Länder umgeleitet werden könnte.
Ruf nach UN-Plastikabkommen
Amy Youngman, Rechtsexpertin der Organisation kritisierte, wohlhabende Nationen würden ihren Abfall weiterhin einfach exportieren und damit Schäden in ärmeren Ländern anrichten. Sie forderte: “Um diese Krise wirklich in den Griff zu bekommen, brauchen wir ein starkes, rechtsverbindliches globales Plastikabkommen.”
Mehr als 170 Staaten verhandeln bereits seit Jahren ein UN-Plastikabkommen. Eigentlich hätten diese Verhandlungen Ende 2024 abgeschlossen werden sollen – doch eine Einigung konnte nicht erzielt werden. Die zentrale Streitfrage betrifft eine mögliche Obergrenze für die Plastikproduktion, sie wurde von mehr als 100 Staaten gefordert. Dagegen hatten sich allerdings einige Ölstaaten ausgesprochen. Nun sollen die Gespräche in diesem Jahr fortgesetzt werden – um einen Vorschlag in den Vertrag aufzunehmen, müssen alle verhandelnden Staaten zustimmen.
Umweltverbände fordern von den Staaten, endlich verbindliche Maßnahmen zu beschließen.
Laut UN fallen weltweit jedes Jahr rund 400 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Es wird erwartet, dass diese Zahl bis zum Jahr 2060 auf rund 1,2 Milliarden Tonnen anwachsen könnte, sollten keine Maßnahmen ergriffen werden.
Auch Thailand gehört Berichten zufolge zu den größten Plastikverbrauchern weltweit. Auch der lokal anfallende Müll landet oft in der Natur. (js)