Twitter kennzeichnet staatsnahe Konten

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Durch die neuen Symbole sollen sich Beiträge leichter einordnen lassen. (Quelle: Chris Corneschi – CC BY-SA 2.0)

Twitter kennzeichnet ab sofort Konten mit Verbindung zu Regierungen. Dabei geht es sowohl um Regierungsvertreter und Ministerien, als auch um staatlich kontrollierte Medien. Das Unternehmen will mit der Änderung mehr Kontext zu Beiträgen auf Twitter bieten und die Transparenz erhöhen: Die Nutzerinnen und Nutzer sollen Inhalte künftig leichter einschätzen können. Die Kennzeichnungen lassen sich anklicken und führen zu einer Informationsseite. Sie werden nicht nur auf den Profilseiten selbst, sondern auch bei jedem Tweet eingeblendet. Zusätzlich empfiehlt Twitter die Konten staatsnaher Medien nicht mehr.

Vorerst kennzeichnet Twitter aber nur Profile aus den fünf Ländern mit ständigem Sitz im UN-Sicherheitsrat: China, Frankreich, Großbritannien, Russland und den Vereinigten Staaten. In Zukunft sollen weitere Länder hinzukommen. “Im Gegensatz zu unabhängigen Medien nutzen die staatsnahen Medien ihre Berichterstattung häufig als Mittel, um eine politische Agenda voranzubringen”, heißt es im Twitter-Blog. Bei diesen Medien kontrolliert der Staat redaktionelle Inhalte beispielsweise durch finanzielle Mittel. Nicht gekennzeichnet werden hingegen Medien, die staatlich finanziert sind, aber unabhängig berichten. Als Beispiel nennt Twitter die britische BBC.

Twitter-Kennzeichnung
Twitter kennzeichnet Profile regierungsnaher Medien ab sofort. (Quelle: Twitter)

So hat die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua das Label “staatsnahe Medien in China” erhalten. “Staatsnahe Medien in Russland” steht am Profil des Kreml-nahen Mediums RT, das früher Russia Today hieß. Twitter kennzeichnet auch Konten von Herausgebern und leitenden Redakteurinnen und Redakteuren: Das Konto von RT-Chefredakteurin Margarita Simonyan wurde ebenfalls markiert.

Profile von Staatsoberhäuptern ohne Hinweis

Betroffen sind außerdem staatsnahe Konten, etwa von Ministerien, regierungsnahen Politikern und Diplomaten. Ein entsprechender Hinweis findet sich beispielsweise an den Profilen des US-Außenministeriums und des amerikanischen Außenministers Mike Pompeo. Private Konten von Staatsoberhäuptern hingegen werden nicht grundsätzlich gekennzeichnet. Diese hätten ohnehin einen großen Bekanntheitsgrad und bekämen viel Aufmerksamkeit in den Medien.

Auch Facebook kennzeichnet staatsnahe Medien

Facebook hatte vor zwei Monaten ebenfalls damit begonnen, staatlich kontrollierte Medien zu kennzeichnen. Laut Facebook werden derzeit regierungsnahe Medien aus zehn Ländern markiert. Die Kennzeichnungen sind auf den Profilseiten im Bereich “Seitentransparenz” sichtbar. RT ist auf Facebook entsprechend gekennzeichnet, aber beispielsweise auch die tunesische La Presse sowie die Philippine News Agency. Einzelne Beiträge solcher Medien will Facebook aber vorerst nur in den USA markieren. (js)