UN: Immer mehr Menschen müssen in übermäßiger Hitze arbeiten

Arbeiter
Arbeitnehmer in Afrika sind im internationalen Vergleich mit 92,9 Prozent am häufigsten übermäßiger Hitze ausgesetzt. (Quelle: IMAGO / Newscom / SCMP)

Der Klimawandel macht das Arbeiten für Milliarden Menschen schwieriger und gefährlicher – weltweit sind immer mehr Arbeitnehmer Hitzestress ausgesetzt. Das berichtet die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass in den Regionen, die bislang nicht an extreme Hitze gewöhnt waren, die Risiken für Gesundheit und Leben aufgrund von Hitze zunehmen werden – in bereits jetzt heißen Klimazonen werden Arbeitnehmer mit immer gefährlicheren Bedingungen konfrontiert, warnte die ILO in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht.

In Europa und Zentralasien etwa ändern sich die Arbeitsbedingungen Iaut ILO am schnellsten. Der Anteil der Arbeitnehmer, die übermäßiger Hitze ausgesetzt sind, sei im weltweiten Vergleich zwar gering, in dieser Region sei aber innerhalb von 20 Jahren die Hitzebelastung stärker gestiegen als im Rest der Welt.

Hitzestress – unsichtbarer und lautloser Killer

“Hitzestress ist ein unsichtbarer und lautloser Killer, der schnell zu Krankheit, Hitzschlag oder sogar zum Tod führen kann”, schrieb die UN-Organisation in einer Mitteilung. Im Laufe der Zeit könnten die Extremtemperaturen auch zu ernsthaften Herz-, Lungen- und Nierenproblemen bei Arbeitnehmern führen.

Bei der Arbeit im Freien – etwa auf Feldern oder Baustellen, aber auch in Fabriken oder mit Schutzanzügen wie bei der Feuerwehr – erleiden demnach fast 22,9 Millionen Menschen jedes Jahr Unfälle durch Hitze, fast 19.000 sterben. 26,2 Millionen Menschen lebten mit chronischen Nierenproblemen, weil sie bei der Arbeit nicht genügend trinken. Ab 32 Grad Celsius Hitze müsse ein Schwerarbeiter 0,85 Liter Wasser pro Stunde trinken.

ILO-Generaldirektor Gilbert Houngbo ergänzte: “Da die Welt weiterhin mit steigenden Temperaturen zu kämpfen hat, müssen wir die Arbeitnehmer das ganze Jahr über vor Hitzestress schützen.” Übermäßige Hitze stelle die Arbeitnehmer weltweit das ganze Jahr über vor nie dagewesene Herausforderungen.

Afrika weitreichend betroffen

2020 waren in der Region Europa und Zentralasien 29 Prozent der Arbeitenden zeitweise übermäßiger Hitze ausgesetzt. Die Region reicht von Portugal über Afghanistan bis an die Westgrenze Chinas. Das sind nach ILO-Angaben 17,3 Prozent mehr als 20 Jahre zuvor. In allen anderen Weltregionen war der Anteil schon im Jahr 2020 deutlich höher und ist weniger stark gestiegen.

Der größte Anteil findet sich in Afrika, wo 90,2 Prozent der Menschen bei der Arbeit zeitweise übermäßiger Hitze ausgesetzt sind, gefolgt von den arabischen Staaten mit 83,6 Prozent. Der globale Durchschnitt lag im Jahr 2020 bei 71 Prozent. Insgesamt sind weltweit 2,4 Milliarden Menschen betroffen.

Die Zahl der hitzebedingten Verletzungen am Arbeitsplatz ist seit dem Jahr 2000 am stärksten in Nord-, Mittel- und Südamerika gestiegen, und zwar um 33,3 Prozent beziehungsweise 16,4 Prozent. Dies sei möglicherweise auf die höheren Temperaturen in Regionen zurückzuführen, in denen die Arbeitnehmer nicht an die Hitze gewöhnt sind, heißt es in dem Bericht.

Wassersprüher, Trinkwasser und Toiletten

Verbesserte Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen zur Vorbeugung von Verletzungen durch übermäßige Hitze am Arbeitsplatz könnten dem Bericht zufolge weltweit bis zu 361 Milliarden US-Dollar einsparen – in Form von Einkommensverlusten und Kosten für medizinische Behandlungen. “Wir brauchen ganzjährig gültige Hitzeaktionspläne und Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmer sowie eine stärkere globale Zusammenarbeit zwischen Expertinnen und Experten, um die Bewertung von Hitzestress und Maßnahmen am Arbeitsplatz zu harmonisieren”, erklärte Houngbo. Die nationalen Rechtsvorschriften zum Schutz der Arbeitnehmer vor übermäßiger Hitze würden nicht angemessen auf die zunehmenden Gefahren eingehen.

Die ILO empfiehlt unter anderem, Hitzequellen aus Gebäuden zu entfernen und Fabriken so zu bauen, dass weniger Hitze hineinkommt, ebenso schattenspendende Bäume, Ventilation oder Wassersprüher. Arbeitgeber sollten Fitnessprogramme fördern, weil Menschen mit robustem Herz-Kreislauf-System Hitze besser ertragen können. Sie sollten viele Pausen einräumen und überall genügend Trinkwasser und Toiletten zur Verfügung stellen.

“Die Erde wird immer heißer und gefährlicher für alle, überall. Wir müssen uns den Herausforderungen steigender Temperaturen stellen – und den Schutz der Arbeitnehmer auf der Grundlage der Menschenrechte verstärken”, erklärte UN-Generalsekretär António Guterres. (Mit Material der dpa / hcz)