UN warnt vor zunehmender Wasserknappheit

Trinkwasser
“Täglich sterben weltweit mehr als 1000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitäreinrichtungen und mangelnde Hygiene verursacht werden.” (Quelle: IMAGO / Xinhua)

Die weltweite Trinkwasser-Knappheit wird sich Studien der Vereinten Nationen (UN) zufolge weiter verstärken. Dies sei Folge von zunehmenden Umweltproblemen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Verbindung mit erhöhter Süßwasserverschmutzung, heißt es im Weltwasserbericht der UNESCO zum Start der UN-Wasserkonferenz in New York und anlässlich des Weltwassertags am Mittwoch.

Bereits jetzt haben demnach weltweit zwei Milliarden Menschen – etwa jeder vierte – keinen Zugang zu sauberem Wasser. Zwischen zwei und drei Milliarden Menschen seien schon heute mindestens einen Monat pro Jahr von Wasserknappheit betroffen. 3,6 Milliarden Menschen fehle zudem Zugang zu einer sicheren Abwasserentsorgung.

Das UN-Kinderhilfswerks UNICEF weist in einem eigenen Bericht darauf hin, dass täglich mehr als 1000 Kinder an den Folgen verschmutzten Trinkwassers und unzureichender Hygiene sterben.

“Je nach Jahreszeit wird Wasser infolge des Klimawandels knapp, und zwar sowohl dort, wo es heute noch im Überfluss vorhanden ist – wie in Zentralafrika, Ostasien und Teilen Südamerikas – wie auch verschärft dort, wo es bereits heute knapp ist – wie im Nahen Osten und in der Sahelzone”, heißt es bei der UNESCO.

Laut Bericht wird der weltweite Wasserverbrauch bis zum Jahr 2050, ähnlich wie bereits in den vergangenen 40 Jahren, jährlich um voraussichtlich etwa ein Prozent steigen. In ärmeren Ländern bestehe vor allem ein Risiko wegen mangelhafter Wasserqualität, in Industrieländern sei der Verbrauch durch die Landwirtschaft problematisch. Durch die Klimakrise seien bestimmte Regionen zunehmend häufig extremen und langanhaltenden Dürren ausgesetzt, was gravierende Folgen für die Pflanzen- und Tierwelt habe.

Die UNESCO erwartet, dass die Zahl der in Städten lebenden Menschen, die mit Wassermangel konfrontiert sein werden, von 930 Millionen im Jahr 2016 auf 1,7 bis 2,4 Milliarden im Jahr 2050 anwachsen wird.

Gefahr für Kinder

Laut UNICEF sind allein in zehn afrikanischen Ländern 190 Millionen Kinder gefährdet: Dort habe ein Drittel der Kinder zu Hause keinen Zugang zu sauberem Wasser, zwei Drittel hätten nicht einmal einfache sanitäre Einrichtungen, ein Viertel müsse die freie Natur als Toilette nutzen, drei Viertel könnten sich zu Hause die Hände nicht mit Wasser und Seife waschen.

Am schwerwiegendsten sei die Lage in den west- und zentralafrikanischen Ländern Benin, Burkina Faso, Kamerun, Tschad, der Elfenbeinküste, Guinea, Mali, Niger, Nigeria und Somalia. Viele dieser Staaten litten unter Instabilität und bewaffneten Konflikten, was den Zugang von Kindern zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zusätzlich erschwere.

“Afrika steht vor einer Wasserkatastrophe. Während klima- und wasserbedingte Schocks weltweit zunehmen, verschärfen sich die Risiken für Kinder nirgendwo sonst auf der Welt so stark wie in Afrika”, warnte UNICEF-Programmdirektor Sanjay Wijesekera. “Verheerende Stürme, Überschwemmungen und historische Dürren zerstören bereits jetzt Einrichtungen und Häuser, kontaminieren Wasserquellen, verursachen Hungerkrisen und verbreiten Krankheiten.” Es brauche nun massive Gegenmaßnahmen, damit die Zukunft nicht “noch viel düsterer” aussehe.

Kooperationen als Lösung

Die Fortschritte beim Erreichen des UN-Nachhaltigkeitsziels und seiner Unterziele bewertet die UNESCO als unzureichend. Die Organisation spricht von einer “verheerenden Zwischenbilanz”. Für die Erreichung mancher Ziele brauche es nun eine mindestens viermal so hohe Umsetzungsgeschwindigkeit.

“Angesichts begrenzter Finanzmittel müssen wir koordiniert vorgehen und zum Beispiel beim Klimaschutz immer auch Wasser-Fragen mitdenken”, mahnte Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission.

Die UNESCO fordert die Staatengemeinschaft dazu auf, sich kooperativen Ansätzen der Wasserbewirtschaftung wie etwa Wasserfonds zu öffnen – flussabwärts gelegene Verbraucher wie Städte, Unternehmen und Versorger investieren dabei gemeinsam in den Schutz flussaufwärts gelegener Lebensräume, um Menge und Qualität des von ihnen bezogenen Wassers zu verbessern. Zudem sollten Bevölkerungen und Interessengruppen an der Planung und Umsetzung von Wassersystemen beteiligt werden.

UNICEF plädiert für höhere Investitionen in die Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung. Auch für Klimaschutz vorgesehene Mittel sollten genutzt und die Klimaresilienz gestärkt werden. “Investitionen in klimaverträgliche Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste sind nicht nur eine Frage des Schutzes der Gesundheit von Kindern heute, sondern auch der Sicherung einer nachhaltigen Zukunft für kommende Generationen”, sagte UNICEF-Programmdirektor Wijesekera. Die am stärksten durch die Wasserkrise gefährdeten Gemeinschaften müssten in den politischen Richtlinien und Hilfsprogrammen priorisiert werden.

“Wasser ist Sicherheit”

“Klimakrise, Artenaussterben und Verschmutzungskrise sind die drei ökologischen Krisen unserer Zeit. Sie bedrohen unsere natürlichen Lebensgrundlagen, insbesondere die Ressource Wasser”, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Nachhaltiges Wassermanagement sei gleichzeitig ein zentraler Schlüssel zur Lösung globaler Krisen.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warnte vor drohenden Kriegen um den Zugang zu knappen Wasserquellen in vielen Teilen der Welt. Die Klimakrise verschärfe die Situation von Tag zu Tag. Deshalb sei es wichtig, Wasser auch über Landesgrenzen hinweg fair zu verteilen: “Wasser ist nicht nur Leben, Wasser ist Sicherheit”.

Umweltorganisationen wie der WWF bezeichnen die am Mittwoch gestartete Wasserkonferenz als “überfällig”. Nirgendwo schreitet das Artensterben so stark voran wie in Flüssen und Feuchtgebieten.

Nur Aktionspapier geplant

Die UN-Wasserkonferenz findet noch bis zum Freitag in New York statt. Es ist das erste große UN-Treffen seit 1977, bei dem ausschließlich das Thema Wasser behandelt wird. Dabei wird bis Freitag eine Zwischenbilanz zur Halbzeit der sogenannten Internationalen Wasser-Aktionsdekade von 2018 bis 2028 gezogen.

Ein besonderer Fokus liegt darauf, inwieweit international beschlossene Ziele, unter anderem das UN-Nachhaltigkeitsziel zum Zugang für alle Menschen zu sauberem Wasser, erreicht werden können. Zum Auftakt haben sich Dutzende Ministerinnen und Minister und auch einige Staats- und Regierungschefs angekündigt.

Dennoch wird auf der Konferenz über kein großes Abkommen verhandelt – es soll nur über ein nicht-verbindliches Aktionspapier abgestimmt werden. (dpa / hcz)