US-Wetterdienst warnt weiterhin vor "extremer Hitze"

Sonnenuntergang
Extremwetter werden in Zukunft häufiger auftreten. (Quelle: IMAGO / ZUMA Wire)

Seit Wochen leiden Teile der USA unter extremen Hitzewellen. Laut Untersuchungen werden solche Hitzeperioden im Zuge des Klimawandels in Zukunft häufiger auftreten. Am Montag hat der US-amerikanische Wetterdienst National Weather Service (NWS) erneut vor extremen Temperaturen in großen Teilen des Landes gewarnt. Zunächst war hauptsächlich der Westen der USA von den Extremtemperaturen betroffen, doch nun meldet die NWS: “Die Gefährliche Hitze wird sich diese Woche auf den mittleren und östlichen Teil der USA ausweiten.” Die städtische Gebiete im Südosten und an der Ostküste seien besonders betroffen.

Bereits am Wochenende waren an vielen Orten Temperaturen von über 40 Grad Celsius gemessen worden. Insgesamt sind aktuell mehr als 245 Millionen Menschen von den Hitzewarnungen betroffen – mehr als zwei Drittel der Gesamtbevölkerung.

Neue Normalität

Im Juni hatte eine Hitzeglocke nicht nur die USA überdeckt, sondern auch Mexiko und den Norden von Zentralamerika. Sowohl tagsüber als auch nachts wurden Rekordtemperaturen gemessen, wie die Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) Mitte Juni berichtete.

Eine Studie der WWA kam außerdem Mitte Juni zu dem Schluss, dass derartige Extremtemperaturen, wie derzeit in Nord- und Zentralamerika, künftig immer häufiger auftreten werden. Etwa alle 15 Jahre erwarten die Forschenden ähnlich heiße Sommer – und das bereits bei einer Klimaerwärmung von etwa 1,2 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Um die letzte Jahrtausendwende, als die globalen Temperaturen ein halbes Grad niedriger lagen als heute, waren solche Ereignisse demzufolge nur etwa alle 60 Jahre zu erwarten

Europäische und amerikanische Wissenschaftler haben untersucht, inwieweit der vom Menschen verursachte Klimawandel die Wahrscheinlichkeit und Intensität der extremen Hitze in der betroffenen Region verändert hat. Sie analysierten die Tages- und Nachthöchsttemperaturen im Mai und Juni an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Demnach hat die vom Menschen verursachte Erwärmung durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe das Höchsttemperaturereignis am Tag um etwa 1,4 Grad heißer und etwa 35-mal wahrscheinlicher – für die Nachttemperaturen entsprechend etwa 1,6 Grad heißer und etwa 200-mal wahrscheinlicher gemacht. Bei einer Klimaerwärmung um 2 Grad Celsius – die aktuell als wahrscheinlich gilt – werde extreme Hitze wie in diesem Jahr “sehr häufig” auftreten, so die Forschenden.

In Mexiko waren infolge des Extremwetters mindestens 155 Menschen gestorben – tausende erlitten einen Hitzschlag, Sonnenbrand oder dehydrierten, so die WWA. Allerdings würden bei Hitzewellen typischerweise viele Todesopfer erst Monate später mit den Wetterbedingungen in Verbindung gebracht werden.

Rekorde und Tragödien

Hitzewarnungen wie die aktuelle, hat der NWS in den vergangenen Tagen und Wochen regelmäßig veröffentlicht. Die erste Hitzewelle brach dieses Jahr bereits im Juni über die USA herein und somit außergewöhnlich früh. Immer wieder wurden Temperaturrekorde beobachtet.

In Las Vegas war in der vergangenen Woche mit 48,9 Grad Celsius die bislang höchste Temperatur gemessen worden.

Im Death Valley – einem der heißesten Orte weltweit – im Osten Kaliforniens, wurden Anfang Juli über 53 Grad Celsius gemessen. Dort kam ein Motorradfahrer hitzebedingt ums Leben. Er hatte trotz der Temperaturwarnungen an einer Gruppentour in den Death-Valley-Nationalpark teilgenommen. Ein weiteres Gruppenmitglied musste im Krankenhaus behandelt werden.

Im Bundesstaat Arkansas starb am Montag ein zweijähriges Kleinkind infolge der Hitze. Die Eltern hatten es zusammen mit vier Geschwistern in einem Fahrzeug zurückgelassen.

In Oregon meldeten die ortsansässigen Medien bis Mittwoch mindestens vier hitzebedingte Todesfälle.

In Kalifornien – nördlich von Santa Barbara – hatten sich Anfang Juli bei Temperaturen von 47 Grad Waldbrände ausgebreitet und mehrere hundert Hektar Land zerstört. Bereits Mitte Juni hatte der Bundesstaat mit Feuern auf rund 48 Quadratkilometern in der Nähe von Los Angeles zu kämpfen. Große Hitze und starke Winde hatten mehrfach die Löscharbeiten erschwert.

Auch im Süden der USA waren Brände ausgebrochen, vor denen tausende Menschen fliehen mussten. In Orten wie Ruidoso, im Bundesstaat New Mexico, riefen die Behörden die Anwohnenden Ende Juni dazu auf, ihre Häuser sofort zu verlassen. “Versuchen Sie nicht, Ihr Hab und Gut einzusammeln oder Ihr Haus zu schützen. Evakuieren Sie sofort”, hatte die Stadtverwaltung auf ihrer Webseite und über Social-Media-Plattformen gewarnt.

Das aktuelle Extremwetter ereignet sich innerhalb eines seit Monaten anhaltenden, globalen Trends von Rekordtemperaturen. Das Phänomen ist sei vor allem auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen. Dazu beitragen könnte laut Weltorganisation für Meteorologie aber auch das Wetterphänomen El Niño, das Einfluss auf die Luft- und Wassertemperaturen nimmt. Demnach hätten sich erstmals seit sieben Jahren “im tropischen Pazifik El-Niño-Bedingungen entwickelt, die die Voraussetzungen für einen wahrscheinlichen globalen Temperaturanstieg und störende Wetter- und Klimamuster schaffen”.

Bei dieser Hitze bestehe für viele Menschen ein extremes Risiko von hitzebedingten Erkrankungen, warnt der US-Wetterdienst: “Achten Sie auf einen angemessenen Hitzeschutz, das heißt trinken Sie viel, tragen Sie leichte Kleidung, vermeiden Sie Aktivitäten im Freien und nutzen Sie Klimaanlagen.” Er warnte zudem vor schweren Windböen und Starkregen in anderen Landesteilen in Folge von Gewittern sowie Fallwinden und großen Gewitterkomplexen, die mehrere Stunden lang andauern können.

Globaler Trend Hitze

Die Hitzewellen reihen sich in einen globalen Trend ein: Wie der EU-Klimawandeldienst Copernicus am Montag meldete, ist seit nunmehr 13 Monaten jeder einzelne Monat der weltweit wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Die globale Temperatur im Juni habe den zwölften Monat in Folge die 1,5-Grad-Schwelle des Pariser Klimaabkommens erreicht oder überschritten. Zudem war der vergangene Monat der weltweit wärmste Juni seit Beginn der Datenaufzeichnungen.

Der Juni 2024 lag 1,5 Grad Celsius über dem geschätzten Juni-Durchschnitt für 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenzperiode. Im Gesamtzeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 überschritt die globale Temperatur den Copernicus-Daten zufolge im Schnitt die vorindustrielle Temperatur um 1,64 Grad.

“Dies ist mehr als nur eine statistische Kuriosität, sondern verdeutlicht einen großen und anhaltenden Klimawandel”, erklärte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo. “Selbst wenn diese besondere Serie von Extremen irgendwann endet, werden wir zwangsläufig neue Rekorde erleben, wenn sich das Klima weiter erwärmt.” Dies sei unvermeidlich, solange die Menschen weiterhin Treibhausgase in die Atmosphäre und die Ozeane leiten." (dpa / hcz)