USA: Amazon muss Millionenstrafe wegen Privatsphäreverletzung zahlen

Ring-Kamera an einer Türe
Die Behörde wirft Amazon auch vor, Sprachaufnahmen von Kindern jahrelang gespeichert zu haben. (Quelle: Amazon)

Amazon hat sich in den USA bereit erklärt, zwei Strafen in Höhe von insgesamt 30,8 Millionen US-Dollar zu zahlen. Die Strafzahlungen sind Bestandteil zweier Vergleiche, die das Unternehmen mit der US-Handelsbehörde FTC geschlossen hat. Die Behörde hatte dem Konzern und seiner Tochter Ring vorgeworfen, die Privatsphäre seiner Nutzerinnen und Nutzer verletzt zu haben.

Wie die FTC am Mittwoch mitteilte, konnten Ring-Mitarbeiter in der Vergangenheit auf Videos zugreifen, die von den Kameras auf die Unternehmensserver übertragen wurden. Ring verkauft vernetzte Überwachungskameras, beispielsweise in Form von Türklingeln. Amazon hatte Ring im Jahr 2018 übernommen.

Die FTC erklärte, im Jahr 2017 habe sich ein Mitarbeiter über mehrere Monate Videos von mindestens 81 Frauen angesehen, deren Kameras in Schlaf- und Badezimmern installiert waren. Erst nachdem ein Kollege die Aktivitäten bemerkt hatte, wurde der Mitarbeiter entlassen. Auch nachdem dieser Fall aufgedeckt worden war, soll es weiteren Missbrauch gegeben haben: So habe ein männlicher Ring-Angestellter im Januar 2018 auf die Videos einer Kollegin zugegriffen. In einem weiteren Fall soll ein Angestellter Daten an den Ex-Ehemann einer Kundin weitergegeben haben.

Erst im Jahr 2019 habe das Unternehmen Maßnahmen ergriffen, damit Angestellte nur noch mit Zustimmung von Kundinnen und Kunden auf die Videos zugreifen können. Ring habe aber nicht feststellen können, wie viele andere Mitarbeiter zuvor unzulässig private Videos angesehen hatten.

Angreifer konnten auf Kameras zugreifen

Die US-Handelsbehörde kritisiert darüber hinaus, das Unternehmen habe seine Systeme unzureichend vor IT-Angriffen geschützt. Angreifern sei es daher gelungen, auf die Konten von etwa 55.000 US-Kunden zuzugreifen. In einigen Fällen seien dabei auch gespeicherte Videos sowie Live-Aufnahmen abgerufen worden. In mindestens 20 Fällen hätten die Täter mehr als einen Monat lang auf die betroffenen Kameras zugreifen können.

Die Täter hätten sich aber nicht nur Videos angesehen, sondern über Lautsprecher in den Kameras auch Menschen belästigt und bedroht – beispielsweise seien Kinder auf diesem Wege rassistisch beleidigt worden. Einer Familie sei zudem Gewalt angedroht worden, wenn sie kein Lösegeld zahlen würde. Laut FTC wurde auch eine 87-jährige Frau sexuell belästigt und bedroht.

Samuel Levine, Direktor des FTC-Büros für Verbraucherschutz, kritisierte: “Die Missachtung der Privatsphäre und der Sicherheit durch Ring hat dazu geführt, dass Verbraucher ausspioniert und belästigt wurden.”

Nach einer Zahlung von 5,8 Millionen US-Dollar wird das Verfahren der Behörde gegen Ring nun abgeschlossen. Ring muss außerdem alle vor dem Jahr 2018 gespeicherten Kundenvideos löschen und neue Sicherheitsvorkehrungen für den Videozugriff durch Mitarbeiter einführen.

Sprachaufnahmen nicht gelöscht

Zudem hat Amazon einen Vergleich mit der FTC bezüglich des Sprachassistenten Alexa geschlossen – der Konzern zahlt 25 Millionen US-Dollar, um dieses Verfahren zu beenden.

In diesem Fall wirft die FTC Amazon vor, gegen den “Children’s Online Privacy Protection Act” verstoßen zu haben. So sammle Amazon über seinen Sprachassistenten Alexa Stimmaufzeichnungen und Standortdaten – auch von Kindern. Diese Daten habe das Unternehmen teils jahrelang gespeichert und unrechtmäßig zur Verbesserung des Alexa-Algorithmus genutzt. Selbst wenn Eltern die Löschung von Sprachaufzeichnungen beantragt hätten, habe Amazon sie nicht vollständig gelöscht.

Im Rahmen des Vergleichs verpflichtet Amazon sich, inaktive Alexa-Konten von Kindern sowie bestimmte Sprachaufnahmen und Standortdaten zu löschen. Dem Unternehmen wird außerdem untersagt, mit solchen Daten Algorithmen zu trainieren.

Ring und Amazon widersprechen den Vorwürfen in Stellungnahmen. Durch die geschlossenen Vergleiche seien die “Angelegenheiten” nun aber abgeschlossen.

Beide Vergleiche müssen noch von einem Gericht bestätigt werden. (js)