USK will Videospiele auf Glücksspiel kontrollieren

Werbung für das Spiel Coin Master
Glücksspielelemente wie im Spiel Coin Master können nach Ansicht der USK dazu führen, dass Minderjährige gegenüber Spielverlusten desensibilisiert werden oder unrealistische Gewinnerwartungen entwickeln. (Quelle: Google Play)

Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) wird Videospiele zukünftig auch daraufhin kontrollieren, ob sie glücksspielähnliche Elemente beinhalten. Laut Mitteilung reagiert die USK damit auf “eine sich ändernde Medienlandschaft”. Glücksspielähnliche Elemente hätten sich im Online-Bereich insbesondere bei sogenannten Casino- und casino-ähnlichen Apps etabliert.

Die USK ordnet Computer- und Videospiele anhand eines Regelwerks ein, das sich am Jugendschutzgesetz orientiert. Glücksspiel fand dort bislang keine explizite Erwähnung. Wollte die USK Glücksspielelemente in eine Alterseinstufung einbeziehen, konnte sie dies nur unter dem Aspekt der “Entwicklungsbeeinträchtigung” tun. Diese Formalie ist nun überflüssig.

Der Blick auf Glücksspiele

“Gerade bei den sogenannten Casino-Apps zeigt sich, dass glücksspielähnliche Spielmechaniken Einzug in den Medienalltag von Kindern und Jugendlichen finden können. Hier geht es vor allem darum, Kinder vor Inhalten zu schützen, bei denen Glücksspielmechaniken klar im Fokus stehen”, kommentiert der stellvertretende Geschäftsführer der USK Lorenzo von Petersdorff die Änderungen. Es ginge bei der Beurteilung darum, ob Spielelemente bei den Minderjährigen zu einer Gewöhnung an Glücksspiel beziehungsweise deren Verharmlosung führen können.

In Deutschland dürfen Minderjährige grundsätzlich nicht an Glücksspielen teilnehmen. Für Spiele mit “glücksspielähnlichen Mechanismen und Ausgestaltungen” besteht dieses Verbot nicht. Letztere sind laut USK so definiert, dass die Nutzerinnen und Nutzer kein Geld einsetzen müssen oder kein Geld gewinnen können.

Stein des Anstoßes

Anfang des Jahres war eine öffentliche Diskussion um die App Coin Master entbrannt, bei der eines der Hauptelemente ein virtueller Spielautomat ist. Unter anderem kritisierte Moderator Jan Böhmermann das Spiel in einem satirischen Beitrag. Die bunte, comichafte Aufmachung der App mit knuffigen Tiercharakteren suggeriert auf den ersten Blick Kinderfreundlichkeit.

Den Entwicklern wird vorgeworfen, Kinder und Jugendliche gezielt an Glücksspiel heranzuführen. Anfangs war die App ohne Altersfreigabe erhältlich; mittlerweile ist sie im Apple App Store ab 17 Jahren und im Google Play Store ab 16 Jahren freigegeben. Nur im Amazon Appstore gilt weiter eine Altersfreigabe ab 0 Jahren.

Keine Bewertung für Lootboxen

Auch gibt es immer wieder Diskussionen inner- und außerhalb der Spielergemeinschaft um umfangreichere PC- und Konsolenspiele wie Fifa 2020, NBA 2k20 oder Fortnite. Dort hat sich das System der sogenannten Lootboxen etabliert, mit denen Spieler im Zufallsprinzip beispielsweise Kleidung für Spielfiguren, Fähigkeiten oder neue Spieler gewinnen können.

Die Lootboxen werden aber aus rechtlichen Gründen weiterhin nicht in die USK-Wertung einfließen, da es sich laut Prüfstelle um “nicht-inhaltsbezogene Kompenenten” handelt. Darunter versteht die USK Spielelemente, die nicht direkt Teil des Spielgeschehens sind – wie Werbung oder In-Game-Käufe.

Die USK

Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) ist in Deutschland seit 1994 die verantwortliche Stelle für die Altersfreigabe von Videospielen. Ihre Kennzeichnungen finden sich in den den Beschreibungen und auf den Verpackungen von Videospielen. Die Altersbeschränkungen sind für den Handel bindend. Gesellschafter der Prüfstelle ist der “Verband der deutschen Games-Branche”. (hcz)