Verbrennerautos monatlich bis zu 300 Euro teurer als Elektroautos

Elektroautos
“Wer heute noch einen Verbrenner kauft, kettet Deutschland weiter an Öllieferanten wie Russland und ignoriert, dass sich mit sauberen Lösungen viel Geld sparen lässt.” (Quelle: IMAGO / Hanno Bode)

Kein Fortbewegungsmittel für den Alltag ist so teuer wie Autos mit Benzin- oder Dieselmotor. Wie eine neue Greenpeace-Analyse zeigt, können Autofahrer mit dem Kauf eines Elektrofahrzeugs deutlich ihre Ausgaben verringern im Vergleich zu einem Wagen mit Verbrennungsmotor. Noch preiswerter ist man in den meisten Fällen mit Kombinationen aus öffentlichem Nahverkehr, der Deutschen Bahn und dem Fahrrad unterwegs.

“Wer heute etwa statt eines Golf 2.0 TSI ein vergleichbares Elektroauto wie den ID.3 kauft, spart pro Monat etwa 180 Euro. Gegenüber einem Diesel-SUV Tiguan 2.0 TDI sind es sogar bis zu 300 Euro”, schreiben die Autorinnen und Autoren in der Donnerstag veröffentlichten Analyse “Der Umstieg lohnt sich”. Dabei berücksichtigt die Untersuchung schon die jüngst von der Bundesregierung angekündigten Entlastungen beim fossilen Treibstoff.

Der Vergleich zwischen Verbrennerautos und anderen Verkehrsmitteln ergebe noch größeres Einsparpotenzial: “Ein Single-Haushalt kann mit dem Verzicht auf die Anschaffung eines neuen Verbrenners und dem Umstieg auf Rad und Bahn bis zu 680 Euro monatlich sparen, bei einem Zwei-Personen-Haushalt sind es immerhin noch fast 500 Euro.” Handelt es sich um eine Familie mit zwei Kindern, können je nach Konstellation ein Elektroauto oder öffentliche Verkehrsmittel am preiswertesten ausfallen.

Angesichts der Analyseergebnisse fordert Greenpeace dauerhaft niedrige Fahrkartenpreise im öffentlichen Nahverkehr und dessen Ausbau auf dem Land. Die Umweltschutzorganisation plädiert zudem für ein Verbot von Neuzulassungen für Wagen mit Verbrennungsmotor. Denn von 2,6 Millionen zugelassenen Neuwagen im Jahr 2021 hatten über 85 Prozent weiterhin einen Verbrennungsmotor.

Die Studie vergleicht die Kosten unterschiedlicher “Mobilitätsoptionen” – also verschiedene Bewegungsmittel und Kombinationen aus ihnen – für Haushalte mit einer bis vier Personen. Die zugrunde liegenden Daten stammen vom ADAC und aus der Erhebung “Mobilität in Deutschland” des Verkehrsministeriums.

Kleine Haushalte profitieren besonders

Für Ein- oder Zweipersonenhaushalte lohne sich als Alternative zum Verbrennerauto selbst die Anschaffung einer Bahncard 100, die es erlaubt, das gesamte Netz der Deutschen Bahn und viele Nahverkehrsverbindungen zu nutzen. Im Vergleich zu einem neuen Diesel oder Benziner sparen Alleinlebende mehr als 500 Euro pro Monat und Paare rund 190 Euro.

Vergleich Kosten Verkehrsmittel
(Quelle: Greenpeace)

Vierköpfige Familien mit Kindern unter 14 Jahren seien am günstigsten mit einer Kombination aus Rad und Bahn unterwegs, da Kinder und Jugendliche oftmals kostenlos oder vergünstigt die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen dürfen. Lediglich für vierköpfige Familien mit älteren Kindern ist das Elektroauto die günstigere Wahl im Vergleich.

Auch weist Greenpeace auf Carsharing-Angebote hin. Werden diese in Kombination mit Bahn und Fahrrad genutzt, kann Geld gespart werden ohne Verzicht auf das Auto.

Sprit ist nur ein Posten

Greenpeace ging beim Vergleich von einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern pro Jahr aus und einem Benzin- und Dieselpreis von 2 Euro beziehungsweise 1,84 Euro. Die Ausgangswerte lagen also noch unter den Preisen, die aktuell an Tankstellen verlangt werden.

Schuld an den hohen Kosten der Verbrennerfahrzeuge sind aber nur zum kleinen Teil die aktuell besonders hohen Treibstoffpreise. Denn hinzu kommen Wertverlust, Werkstattkosten, Versicherung, Kfz-Steuer, TÜV- und Parkgebühren sowie weitere Posten.

Ohne die temporären Steuersenkungen der Bundesregierung wären die Kosten der Verbrenner noch höher und der Abstand zu Elektroautos und anderen Fortbewegungsmitteln noch größer. “Wer sich einen neuen Diesel oder Benziner kauft, macht heute mehr denn je ein schlechtes Geschäft”, fasst die Analyse zusammen. Zudem spiegelten die vom Besitzer zu zahlenden Beträge für ein Verbrennerfahrzeug nicht alle Kosten wieder, die ein Auto verursacht – wie die für Umweltschäden und Straßeninstandhaltung. Jedes Auto werde von der Allgemeinheit subventioniert.

Luxusfahrrad als Sparlösung

Stellvertretend für die Kfz-Klassen “Kompakter Benziner” und “Kompakter Diesel-SUV” wurden die Kosten eines Volkswagen Golf beziehungsweise eines Tiguan herangezogen. Die Wagen belegten den ersten und dritten Platz der meistverkauften Automodelle Deutschlands im Jahr 2021. Zum Vergleich dienten die Kosten des “Kompakten Elektroautos” VW ID.3.

Bei der Berechnung der Kosten eines Fahrrads wurde eine Nutzungsdauer von sieben Jahren vorausgesetzt und ein Kaufpreis von 1279 Euro. Hinzu kamen unter anderem Ausgaben für ein Schloss, Versicherung und Wartung.

Der Durchschnittspreis 21 deutscher Städte für ein Monatsticket des öffentlichen Nahverkehrs beträgt laut ADAC 80,60 Euro. Für Fernreisen ab 100 Kilometer mit der Deutschen Bahn wurde von einem Preis von 24 Cent pro Kilometer ausgegangen.

Mobilität nur für Wohlhabende

Bei der Analyse fielen Haushalte mit niedrigem Einkommen (weniger als 1100 Euro pro Monat) “durchs Raster”, da sie sich keine der untersuchten Mobilitätsoptionen leisten können. Laut Statistischem Bundesamt geben sie durchschnittlich 40 Euro pro Monat für Mobilität aus.

Die Autoren stellen klar: “Mobilität ist in Deutschland teurer als gemeinhin angenommen – und für viele Menschen schlicht unbezahlbar.” Das habe Auswirkungen auf die gesellschaftliche Teilhabe und ist sozial ungerecht.

Auch deswegen fordert Greenpeace die Politik auf, gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um neue Finanzierungsmodelle für die öffentlichen Verkehrsbetriebe zu ermöglichen und die Fahrkartenpreise dauerhaft zu senken. Besonders die Tickets für Kinder und Jugendliche sollten preiswerter und einheitlicher gestaltet sein. Sozialtickets seien noch immer zu teuer und würden nicht überall angeboten.

Eine Mobilitätsgarantie für ganz Deutschland würde laut Greenpeace besonders auf dem Land und in Kleinstädten für attraktiveren öffentlichen Verkehr sorgen, der auch als Alternative zum Auto wahrgenommen würde. Dazu brauche es bundesweite Mindeststandards.

Neuzulassungen für Automodelle mit Verbrennungsmotor sollten aus Sicht der Umweltorganisation ab 2025 in Deutschland verboten werden. Dieser Schritt könne der “Ausstieg aus der fossilen Abhängigkeit des Verkehrs von Erdöl” sein.

In der Analyse heißt es: “Die fossile Abhängigkeit im Verkehrsbereich trägt nicht nur zur Finanzierung von Kriegen bei und befeuert die Erderhitzung, sie birgt auch für die Konsument:innen enorme finanzielle Risiken.” Wer freiwillig auf sein Auto verzichtet und auf den öffentlichen Verkehr sowie den Rad- und Fußverkehr umsteigt, solle vom Staat mit einer “Autoabschaffprämie” belohnt werden. (hcz)