Ab heute lebt Deutschland ökologisch auf Pump
Deutschland hat sein Ressourcen-Budget für 2022 bereits aufgebraucht – einen Tag früher als im vergangenen Jahr. Ab heute nutzt das Land wieder ein Vielfaches von dem, was natürlich nachwächst.
Würden alle Erdbewohner wie die Deutschlands leben, wären bereits an diesem Mittwoch alle für dieses Jahr nachhaltig zur Verfügung stehenden Ressourcen verbraucht.
Auch die ökologisch verkraftbaren Emissionen wären heute schon ausgestoßen. In diesem Szenario bräuchte es über drei Erden, um weltweit die Nachfrage nach Ressourcen stillen zu können. Gründe finden sich im hohen Energieverbrauch, dem Treibhausgasausstoß von Verkehr und Massentierhaltung und in der Verunreinigung von Böden, Luft und Grundwasser.
Der frühe Termin des Erdüberlastungstages oder Earth Overshoot Day verdeutliche einmal mehr, “wie sehr wir über dem Limit leben, unsere knappen Ressourcen vergeuden und wie schlecht wir unsere Ökosysteme weiter behandeln”, kritisierte hierzu Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland.
Ähnlich deutliche Worte wählte Antje von Broock, Bundesgeschäftsführerin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Deutschland schlage “absolut über die Stränge”, und lebe “auf Pump und auf Kosten der Menschen im globalen Süden” teilte sie zum Erdüberlastungstag mit. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine zeige besonders, wie begrenzt die Rohstoffe seien. Die Bundesregierung müsse endlich gesetzlich für den Schutz der Ressourcen sorgen.
20 Länder noch weniger nachhaltig
Der globale Erdüberlastungstag wird erst im Hochsommer erreicht werden. Vor 20 Jahren hatte dieser noch im Oktober gelegen.
Der Termin des Erdüberlastungstages wird jährlich sowohl für einzelne Länder als auch für den gesamten Planeten angegeben. Die Berechnungen werden von der Footprint Data Foundation, der York University und dem Global Footprint Network vorgenommen.
Nur wenige andere Länder verbrauchen die natürlichen Ressourcen, so schnell wie Deutschland. Doch 20 Staaten haben den Erdüberlastungstag ebenfalls bereits erreicht: Katar und Luxemburg haben schon im Februar diese Grenze überschritten, im März folgten Kanada, die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate, Ende März unter anderem Australien, Dänemark und Finnland.
Doch es gibt auch Gegenbeispiele: So werden Indonesien, Ecuador und Jamaika den Erdüberlastungstag erst im Laufe des Dezembers erreichen. Und 50 Staaten werden ihr ökologisches Budget sogar einhalten. Diese befinden sich vor allem in Südamerika, in Teilen Asiens und Afrikas. Der ökologische Fußabdruck pro Person ist in diesen Staaten kleiner als die sogenannte globale Biokapazität pro Person – und somit vorbildlich.
Um länger von den ökologischen Ressourcen leben zu können, forderte Heinrich vom WWF die Bundesregierung auf, bei der Umsetzung der Energiewende keine Zeit zu verlieren. Diese müsse auch Rücksicht auf Natur- und Landschaftsaspekte nehmen. Zudem müsse der Aufbau einer effizienten Kreislaufwirtschaft im Fokus stehen. (dpa / hcz)