Atomkraftwerk Isar 2 wegen Störung abgeschaltet
Das Atomkraftwerk Isar 2 im Landkreis Landshut wurde am Sonntagmorgen wegen einer Störung abgeschaltet. Der Betreiber PreussenElektra teilte mit, Grund sei eine Leckage an einem Regelventil im Speisewassersystem des sekundären Wasser-Dampf-Kreislaufs.
PreussenElektra erklärte, es sei Wasserdampf ausgetreten, der jedoch keine Radioaktivität enthalten habe. Das Leck könne aus technischen Gründen und aufgrund der Arbeitssicherheit nur behoben werden, wenn die Anlage drucklos sei.
Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, wurde das Leck bei einem routinemäßigen Rundgang in der Anlage entdeckt. Am heutigen Montag wurde es von einer Fachfirma untersucht. Die Passauer Neue Presse berichtet, das Problem sei inzwischen behoben. Die Systeme sollen noch am Montag angewärmt werden – in der Nacht zum Dienstag soll das Kraftwerk wieder ans Netz gehen.
Kritik von den Grünen
Rosi Steinberger (Grüne), Vorsitzende des Umweltausschusses im Bayerischen Landtag, kritisierte: “Langsam entwickelt sich das Atomkraftwerk Isar 2 zu einem Pannenmeiler.” Auch wenn der austretende Dampf nicht radioaktiv war, werfe der Vorfall Fragen auf: “Warum wird ein defektes Ventil nur bei einem Routinerundgang festgestellt? Sollte es nicht eine automatische Warnung geben, die sofort Alarm schlägt, wenn ein Ventil nicht mehr schließt?”
Steinberger schätzt den Vorfall als ernst ein. Denn ein AKW werde nur heruntergefahren, wenn dies unbedingt notwendig ist. Die Betreiber versuchten, diese Prozedur unter allen Umständen zu vermeiden – unter anderem, weil beim Hoch- und Runterfahren die meisten Fehler passieren können.
Der bayerische Bundestagsabgeordnete Erhard Grundl (Grüne) nannte Isar 2 einen “Pannenreaktor mit meldepflichtigen Störungen jetzt im Monatstakt”.
Erst am 6. Dezember hatte es in dem Atomkraftwerk ein “meldepflichtiges Ereignis” gegeben. Damals wurden Auffälligkeiten an der Füllstandsmessung eines sogenannten Zusatzborierbehälters festgestellt. Steinberger und der energiepolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Martin Stümpfig, hatten daraufhin eine Anfrage beim bayerischen Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eingereicht: Sie wollen unter anderem wissen, welche “menschlichen Fehlhandlungen” im AKW Isar 2 aufgetreten sind. Und was das Ministerium “gegen den Verfall der Sicherheitskultur” unternimmt.
Stilllegung bis Jahresende
Isar 2 wurde im Jahr 1988 erstmals in Betrieb genommen. Nach Angaben des Betreibers produziert es im Jahr etwa 12 Prozent des gesamten bayerischen Stroms. Das benachbarte Kraftwerk Isar 1 war bereits im Jahr 2011 nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima vom Netz gegangen und wird zurückgebaut. Auch die Tage von Isar 2 sind gezählt: Der Bundestag hatte im Jahr 2011 den deutschen Atomausstieg beschlossen. Bis Ende 2022 soll Isar 2 endgültig abgeschaltet werden. Auch die anderen verbleibenden deutschen Atomkraftwerke Emsland und Neckarwestheim 2 gehen dann vom Netz. Bereits zum Jahreswechsel waren die AKWs Grohnde, Grundremmingen C und Brokdorf abgeschaltet worden.
Die Brennelemente von Isar 1 und – nach der Stilllegung – Isar 2 werden in einem Zwischenlager auf dem Kraftwerksgelände in Niederbayern lagern. Dessen Genehmigung läuft bis zum Jahr 2047. Im vergangenen Sommer hatte es auch dort einen Zwischenfall gegeben: Die Stromversorgung des Lagers war kurzzeitig abgeschaltet und hatte sich nicht wieder automatisch eingeschaltet. Eine Gefahr für die Bevölkerung habe laut Betreiber nicht bestanden.
Steinberger konstatierte: “Ich bin heilfroh, dass dieser Reaktor in einem Jahr abgeschaltet werden wird. Je mehr Pannen passieren und je mehr Verschleißteile kaputt gehen, umso größer das Risiko für die Bevölkerung.” Die Landtagsabgeordnete appellierte an den Betreiber und die Atomaufsicht im bayerischen Umweltministerium, nun nicht nachlässig zu werden – auch am letzten Tag des Betriebs könne es noch zu einem GAU kommen. (js)