Autokaufprämie wird durch Hybride zur Mogelpackung

BMW BMW X5 xDrive45e
BMW X5 xDrive45e: Der CO2-Ausstoß solcher Plug-in-Hybride wird in einem komplexen Verfahren ermittelt, das wenig mit realen Fahrsituationen zu tun hat. (Quelle: BMW)

Die geplante Erhöhung der Kaufprämie für Autos mit Elektroantrieb hat nach Ansicht von Umweltschützern noch zu große Schlupflöcher. “Die zusätzliche Förderung von Fahrzeugen mit Plug-in-Hybrid-Technologie ist eine Kaufprämie für Verbrenner durch die Hintertür”, sagte der Verkehrsexperte der Umweltorganisation BUND, Jens Hilgenberg, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Es brauche einen Nachweis, wie die Plug-in-Hybride bewegt würden, etwa über das Auslesen von Verbrauchsdaten bei der Hauptuntersuchung. Wenn nicht mindestens 70 bis 80 Prozent der Strecke elektrisch gefahren würden, sei das Auto ein Verbrenner. Förderungen sollten dann erst nachträglich gewährt werden.

Schummelnummer Hybrid

Die große Koalition hatte sich in den Verhandlungen um Konjunkturhilfen in der Corona-Krise gegen eine Kaufprämie für Benziner und Dieselautos entschieden. Die Spitzen von Union und SPD beschlossen am Mittwoch allerdings deutlich höhere Prämien für Elektroautos bis Ende 2021 “im bestehenden System” – dabei werden auch die umstrittenen Plug-in-Hybriden über einen “Umweltbonus” beim Kauf gefördert. Die Frage “des optimierten Nutzungsgrades des elektrischen Antriebs bei Plug-in-Hybridfahrzeugen” soll dem Kompromisspapier zufolge diskutiert werden.

Sogenannte Plug-in-Hybride haben außer einem konventionellen Verbrennungsmotor als Hauptantrieb auch einen Elektroantrieb als Unterstützung. Die Akkus können per Steckdose geladen werden, laden sich aber auch minimal durch die sogenannte Rekuperation beim Bremsen auf. Wegen der deutlich kleineren Batterien als bei reinen Elektroautos legen Plug-in-Hybride nur einen geringen Teil ihrer Fahrtstrecken rein elektrisch zurück und fahren den Großteil der Zeit mit Benzin oder Diesel. Auch der ADAC zweifelt die angeblich bessere Umweltverträglichkeit der Hybrid-Fahrzeuge an. Dennoch wurde die Fahrzeugklasse auch zuvor schon mit bis zu 3000 Euro Kaufprämie vom Steuerzahler bezuschusst.

Auch Straßenkreuzer gefördert

Kaufprämien und Steuervorteile dürften nicht einfach nach Art der Antriebstechnik und unabhängig von Größe, Gewicht und Motorleistung vergeben werden, forderte der BUND weiter. Anreize müssen zusätzlich an Kriterien wie die Effizienz geknüpft werden, und zwar auch bei reinen batterieelektrischen Fahrzeugen.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace nannte das Konjunkturprogramm insgesamt “bestenfalls blassgrün” und die Aufstockung der Prämie auch für Hybrid-Fahrzeuge ökologisch unsinnig. Der Verbrennungsmotor sei aber der große Verlierer der Entscheidung, sagte Klimaexperte Tobias Austrup. “Dem technologischen Auslaufmodell ist die politische Unterstützung abhanden gekommen.” Änderungen am Konjunkturpaket sind nicht mehr vorgesehen. (dpa / hcz)