"Bad News": Online-Spiel gegen Fake News

Bad News
Das Spiel “Bad News” klärt über Stimmungsmache auf. Quelle: DROG/getbadnews.de

In dem Online-Spiel “Bad News” kann jeder zum Meinungsmanipulator werden. Die niederländische Organisation DROG und Forscher der Universität Cambridge wollen so über die Mechanismen hinter Fake News aufklären. Ziel des Spiels ist es, über Internet-Kanäle authentisch wirkende Falschinformationen zu streuen – und möglichst viele Leser zu gewinnen. Dafür interagieren die Spielerinnen und Spieler mit einem Chat-Bot, der sie in die Künste der Stimmungsmache einführt.

Zu Beginn kann man etwa gegen die “Lügenpresse” wettern, was bereits ein paar Follower einbringt. Der Chat-Bot bietet im weiteren Verlauf verschiedene Taktiken an, um Desinformationen weiterzuverbreiten. Beispielsweise, indem Social-Media-Accounts bekannter Persönlichkeiten gefälscht werden, um den eigenen Beiträgen Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Wer möchte, kann auch einen virtuellen Blog aufsetzen, über den Artikel mit Desinformationen verbreitet werden. Dort lassen sich Nachrichten aufgreifen und überspitzen, um zu polarisieren oder auf Emotionen abzuzielen. Später kommen Verschwörungstheorien an die Reihe. Dabei merkt man schnell: Ist die gewählte Verschwörungstheorie zu abstrus, glaubt sie auch niemand. Deshalb muss eine subtile Theorie her, die sich dann langsam verbreitet.

Das Spiel geht verschiedene Strategien durch, für die man am Ende jeweils ein “Abzeichen” erhält: für Identitätsbetrug, das Spiel mit Emotionen, Polarisierung, eine Verschwörung, Verleumdung und für erfolgreiches Trollen. Spätestens hier wird deutlich, wie dicht das Spiel an der Realität ist: Denn diese Konzepte für Desinformationen werden auch in einem Bericht des NATO Strategic Communications Centre of Excellence beschrieben. Wenn Spieler ein solches Abzeichen erhalten, zeigt “Bad News” weitere Informationen zu dem entsprechenden Konzept an.

Bad News
Um erfolgreich falsche Informationen zu streuen, müssen Spieler subtil vorgehen. Screenshot: Posteo

Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Follower zu gewinnen und dabei glaubwürdig zu bleiben. Das geht nur mit gut ausgewählten, aber falschen Inhalten. Wer übertreibt oder aber journalistisch ordentlich arbeiten will, verliert bei “Bad News”. Der Chat-Bot fragt nach den ersten Aktionen einmal, ob man an einer Umfrage teilnehmen möchte – sie ist freiwillig und anonym. Die Macher möchten über die Rückmeldungen erfahren, wie wirkungsvoll ihre Methode ist.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die Initiative Wissenschaft im Dialog hat das kostenlose Spiel ins Deutsche übersetzt. Es wurde für den Einsatz in Schulen und in der Forschung entwickelt. Für Lehrer gibt es auch ein Begleitblatt, das weitere Hintergründe und mögliche Einsatzszenarien im Unterricht erklärt. Dank der teils absurden Vorschläge, die der Chat-Bot macht, ist das Spiel unterhaltsam und zugleich lehrreich. “Bad News” basiert auf der sogenannten Inokulationstheorie. Demnach soll eine Konfrontation mit falschen Informationen dazu führen, weniger anfällig für solche zu werden. Denn am Ende hat das Spiel einen wichtigen Zweck: Spieler sollen lernen, wie Meinungsmache funktioniert und mit welchen Maschen falsche Informationen gestreut werden, damit sie glaubwürdig wirken. Es geht also darum, kritischer zu werden und mehr zu reflektieren, ob eine Nachricht im Internet oder einem sozialen Netzwerk plausibel ist. (dpa / js)