Chemieabfälle aus Samsung-Fabrik verseuchen Fluss in Texas

Samsung Werk Austin
Die Langzeitfolgen der Katastrophe sind noch nicht absehbar. (Quelle: Samsung)

106 Tage lang wurde ein Leck in einem Halbleiterwerk des Technikkonzerns Samsung in Austin, Texas nicht entdeckt. Dadurch gelangten rund 3,5 Millionen Liter hochgiftige Schwefelsäureabfälle zunächst in den werkseigenen Regenwasserteich.

Von dort aus floss eine unbekannte Menge der Säure weiter in einen nahegelegenen Nebenfluss des Harris Branch Creek. Er liegt nordöstlich der Großstadt Austin. In einem am 27. Januar veröffentlichten Bericht des Watershed Protection Department (WPD) heißt es: “Die [Behörden-]Mitarbeiter fanden praktisch keine überlebenden Wasserlebewesen in dem gesamten Nebenfluss.”

Samsung hatte das Problem am 14. Januar der zuständigen Behörde Texas Commission on Environmental Quality (TCEQ) gemeldet. Die Ventile des Regenwasserteichs wurden geschlossen und das Becken isoliert; ein weiterer Abfluss von Giftstoffen war damit gestoppt.

Tödlicher PH-Wert

Durch die Einleitung des Abfälle sank der pH-Wert im betroffenen Nebenfluss teils auf 3 bis 4. Im Vergleich zu gesunden Gewässern gilt dies als stark sauer, vergleichbar mit Haushaltsessig. Alle Wasserbewohner wie Fische und wirbellose Kleinstlebewesen waren an der Katastrophe zugrunde gegangen – Umweltwissenschaftler fanden entsprechende Überreste und konstatierten in ihrem Bericht: “Dies deutet darauf hin, dass die Einleitung kurzfristig eine erhebliche Auswirkung auf die aquatische Gemeinschaft und die Ökologie des Nebenflusses hatte.” Es sei noch zu früh, um zu wissen, wie die langfristigen Auswirkungen aussehen könnten.

Das WPD und Samsung würden das Gewässer deswegen weiter überwachen. Messungen am 19. Januar signalisierten, dass sich der pH-Wert auf 6,7 bis 8,5 stabilisiert hat und damit nahe des üblichen Bereichs für Gewässer liegt.

Im WPD-Bericht heißt es, dass der öffentliche Zugang zu den betroffenen Wasserstraßen begrenzt sei, es keine Parks in der Nähe gibt und keine Menschen in den betroffenen Gebieten wohnen.

Ein Samsung-Sprecher erklärte gegenüber Lokalmedien, der Konzern habe einen Reinigungsspezialisten beauftragt, um Möglichkeiten zu finden, den Nebenfluss “wiederherzustellen”. Der Hauptarm des Harris Branch Creek scheine noch nicht von der Katastrophe flussaufwärts betroffen zu sein.

Weiteres Werk geplant

Das betroffene Halbleiterwerk stellt Samsung Computerchips her. Unter anderem werden diese in Massenspeichern wie SSDs eingesetzt.

Aktuell ist in der Kleinstadt Taylor, die nur 40 Kilometer von Austin entfent liegt, der Bau eines weiteren Samsung-Werks geplant. Der Konzern will 17 Milliarden US-Dollar in seine Unternehmungen in Texas investieren, erhält aber auch Zuschüsse von 27 Millionen US-Dollar für die Schaffung von 2000 neuen Jobs. Das neue Werk soll eine Fläche von 5 Quadratkilometern haben und in der zweiten Jahreshälfte 2022 fertiggestellt sein.

Wegen der niedrigen Strompreise in dem Bundesstaat, ist Texas als Fertigungsstandort beliebt. Gleichzeitig gibt es aber Probleme mit ausreichender Wasserversorgung. Die Chipherstellung benötigt große Mengen Wasser. (hcz)