Englische Polizei gibt Daten von Verbrechensopfern heraus

Fahrzeug der Polizei in Norfolk
Erst kürzlich hatte die Polizei in Nordirland auf eine Informationsfreiheitsanfrage hin Daten der eigenen Beschäftigten herausgegeben. (Quelle: IMAGO / agefotostock)

Zwei englische Polizeibehörden haben bei der Beantwortung von Informationsfreiheitsanfragen auch personenbezogene Daten von Opfern herausgegeben. Das teilten die Polizeibehörden der ostenglischen Grafschaften Norfolk und Suffolk am Dienstag mit. In der vergangenen Woche waren bereits ähnliche Fälle aus Großbritannien bekanntgeworden.

Die beiden Behörden erklärten gemeinsam, die Daten seien als Antwort auf Informationsfreiheitsanfragen zu Kriminalitätsstatistiken zwischen April 2021 und März 2022 herausgegeben worden. Ein technisches Problem habe dazu geführt, dass in den für die Antworten erstellten Dateien auch “Rohdaten” aus einem Polizeisystem enthalten waren. Nach Angaben der britischen Zeitung The Guardian teilen sich die beiden Sicherheitsbehörden aus Kostengründen einige Verwaltungssysteme.

Enthalten waren demnach personenbezogene Informationen über Opfer von Straftaten, Zeugen sowie Verdächtige – insgesamt seien 1230 Personen von der Datenpanne betroffen. Auch Beschreibungen der Straftaten aus den Bereichen häusliche Gewalt, Sexualstraftaten, Körperverletzung, Diebstähle und Hassverbrechen seien Teil der Antworten gewesen.

Polizei informiert Betroffene

Gegenüber der Zeitung The Telegraph erklärte die Polizei, die Rohdaten seien in einer Excel-Tabelle enthalten gewesen. Beim Öffnen der Dateien waren sie zwar nicht direkt einsehbar. “Sie hätten aber nicht enthalten sein dürfen”, so die Beamten in ihrer Mitteilung.

Betroffene will die Polizei nun informieren. In einigen Fällen werde dies auch in persönlichen Gesprächen geschehen, abhängig davon, ob Betroffene Unterstützung bräuchten – ein speziell eingerichtetes Team von Beamten werde sich nun um den Vorfall kümmern.

Datenschützer eingeschaltet

Mit einem sogenannten Freedom of Information Request (FOI) können Organisationen, Journalisten, aber auch Privatpersonen von Behörden Informationen anfordern, die nicht öffentlich einsehbar sind. Die Polizeibehörden von Norfolk und Suffolk machten keine Angabe dazu, wer die entsprechenden Anfragen gestellt hatte.

Auch die britische Datenschutzbehörde untersucht den Fall. Stephen Bonner, stellvertretender Leiter der Behörde, sagte: “Die potenziellen Auswirkungen einer Datenpanne wie dieser erinnern uns daran, dass es beim Datenschutz um Menschen geht. Es ist noch zu früh zu sagen, was unsere Untersuchung ergeben wird, aber diese Datenschutzverletzung – und alle anderen – machen deutlich, wie wichtig es ist, robuste Maßnahmen zum Schutz personenbezogener Daten zu ergreifen, insbesondere wenn die Daten so sensibel sind.”

Polizei in Nordirland stellte Mitarbeiterdaten online

Ein ähnlicher Fall hatte bereits in der vergangenen Woche für Aufsehen gesorgt: Die Polizei in Nordirland hatte als Antwort auf eine Informationsfreiheitsanfrage eine Liste mit den Nachnamen, Dienstgraden, Einsatzorten und Beschäftigungsfeldern aller mehr als 10.000 Beamten und Beschäftigten herausgegeben. Medienberichten zufolge soll die Liste mindestens zweieinhalb Stunden lang online abrufbar gewesen sein.

In der Anfrage war eigentlich nach der Gesamtzahl der Mitarbeitenden der Polizei gefragt worden. Ein Mitarbeiter habe bei der Beantwortung aber die zugrundeliegenden “Quelldaten” eingebettet.

Der Vorsitzende des Polizeiverbandes für Nordirland, Liam Kelly, sprach von einer Datenpanne von “monumentalem Ausmaß”.

Die Polizei in Nordirland geht inzwischen davon aus, dass sich der Datensatz in den Händen von Gruppen befindet, die das nordirische Friedensabkommen, das sogenannte Karfreitagsabkommen, ablehnen. Die Behörde rechne damit, dass die Liste nun genutzt werden könnte, um Angst zu verbreiten und Polizeibeamte einzuschüchtern.

Der Guardian hatte in der vergangenen Woche zudem berichtet, dass auch die Polizei in Cumbria, im Nordwesten Englands, Daten von Angestellten versehentlich online veröffentlicht hatte. In diesem Fall wurden die Namen und Gehälter von mehr als 2000 Mitarbeitenden veröffentlicht. (dpa / js)