Erneut Journalist in Mexiko ermordet
Der mexikanische Journalist Marco Aurelio Ramírez Hernández wurde Anfang vergangener Woche ermordet, wie Reporter ohne Grenzen (RSF) am Wochenende berichtete. Die Organisation fordert die Behörden auf, den Fall zu untersuchen.
Nach Angaben von RSF wurde Ramírez Hernández von einem Motorrad aus erschossen. Der Angriff habe sich vor dem Haus des Journalisten in Tehuacán ereignet, der zweitgrößten Stadt des mexikanischen Bundesstaates Puebla.
Ramírez Hernández war auf Berichterstattung über Kriminalität spezialisiert und hatte zuletzt für den lokalen Radiosender Stereo Luz FM gearbeitet. Zuvor hatte er für die Zeitung Central aus Tehuacán berichtet.
Kommunaler Posten
Laut RSF hatte er im Jahr 2019 zudem als Sicherheitsberater für den Bürgermeister von Tehuacán gearbeitet und dabei geholfen, eine lokale kriminelle Gruppe zu zerschlagen. Diese sei in Menschen- und Drogenhandel sowie in Treibstoffschmuggel verstrickt gewesen. Lokalen Medienberichten zufolge habe die Gruppe ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr jedoch wieder aufgenommen.
Artur Romeu, Direktor des Lateinamerika-Büros von RSF, verurteilte die Ermordung “aufs Schärfste”. Er forderte die Staatsanwaltschaft von Puebla auf, rasche und transparente Ermittlungen durchzuführen. Es müsse festgestellt werden, ob der Mord an Ramírez Hernández mit seiner journalistischen Tätigkeit oder seiner kommunalen Funktion in Zusammenhang stehe. Die Hintergründe der Tat müssten aufgeklärt werden, damit sie sich “nicht in die lange Liste der ungestraften Morde an Journalisten in Mexiko” einreihe.
Eileen O’Reilly, Präsidentin der US-amerikanischen Journalistenorganisation National Press Club sprach von einem “tragischen Mord”. Ramírez Hernández sei bereits der dritte Medienschaffende, der in diesem Jahr in Mexiko getöteten wurde. O’Reilly erklärte weiter: “Wir sind sehr besorgt um die Sicherheit aller in Mexiko arbeitenden Journalisten. Die meisten dieser Verbrechen werden nicht aufgeklärt, und nur selten wird Anklage gegen die mutmaßlichen Mörder erhoben. Wir wissen, dass die Regierung derzeit aktiv daran arbeitet, die Familie von Ramírez Hernández zu schützen und wir begrüßen diese Bemühungen, aber es muss noch viel mehr getan werden, um dieses und andere Verbrechen aufzuklären.”
Lebensgefährliche Berichterstattung
Nach Angaben von RSF gehört Mexiko weltweit zu den gefährlichsten Ländern für Medienschaffende. Journalistinnen und Journalisten würden “systematisch bedroht, verschleppt oder ermordet”. Viele Medienschaffende würden deswegen auch aus dem Land fliehen.
Durch die Verstrickung von Politik und organisiertem Verbrechen sei es lebensgefährlich, über Themen wie Korruption oder Drogen- und Menschenhandel zu berichten. In keinem anderen Land, das sich nicht im Krieg befindet, werden so viele Medienschaffende ermordet wie in Mexiko: Seit dem Jahr 2000 wurden dort mehr als 150 Medienschaffende ermordet.
Alleine im vergangenen Jahr wurden laut RSF mindestens elf Journalisten im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Die Menschenrechtsorganisation Article 19 hat im Jahr 2022 zudem nahezu 700 Angriffe auf Journalisten registriert.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte im vergangenen Jahr zudem erklärt, durch die anhaltende Gewalt gegen Medienschaffende sei die Pressefreiheit in Mexiko bedroht. Die Organisation hatte außerdem beklagt, für viele Verbrechen in dem Land sei Straflosigkeit die Norm – auch für Morde an Journalisten. In den meisten Fällen bleibe es bei anfänglichen Ermittlungen und komme nicht zur Anklage. Präsident López Obrador habe versäumt, gegen die Gewalt vorzugehen – und bezeichne Journalisten bei Pressekonferenzen häufig als “korrupt” oder “kriminell”. Dies sei ein offensichtlicher Versuch, die Betroffenen einzuschüchtern.
Auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit von RSF belegt Mexiko Rang 128 von 180 Staaten. (js)