Facebook entfernt diskriminierende Werbeoption

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Facebook steht schon lange in der Kritik, zu wenig gegen Diskriminierung zu unternehmen. (Quelle: William Murphy – CC BY-SA 2.0)

Werbekunden in den USA konnten auf Facebook bestimmte ethnische Gruppen von ihren Anzeigen ausschließen – oder diesen gezielt Werbung anzeigen lassen. Nun hat die Plattform die Option entfernt.

Facebook hat die Funktion Anfang August abgeschaltet, berichtet das Magazin The Markup. Facebook bestätigte das, behält ähnliche Möglichkeiten aber bei.

Das soziale Netzwerk sammelt zahlreiche Informationen über seine Nutzerinnen und Nutzer: Beispielsweise, auf welche Anzeigen sie klicken oder welche Beiträge sie mit “Gefällt mir” markieren. Mit diesen Daten werden umfangreiche Profile über persönliche Interessen, Charaktereigenschaften oder politische Einstellungen erstellt. Die Profile stellt Facebook seinen Werbekunden für sogenannte zielgerichtete Werbung (“Targeted Advertising”) zur Verfügung. Sie können so festlegen, welche Personengruppen Anzeigen zu sehen bekommen. Wissenschaftler der Stanford University hatten schon 2013 nachgewiesen, dass sich alleine mit “Likes” sehr genaue Rückschlüsse auf die Hautfarbe oder die sexuelle Orientierung von Nutzern ziehen lassen.

Diskriminierende Anzeigen

Journalisten des Investigativ-Magazins ProRepublica hatten im Jahr 2016 gezeigt, dass sich mit der Werbeoption bestimmte ethnische Gruppen von Anzeigen ausschließen ließen. Dafür hatten sie eine Immobilienanzeige geschaltet, die nur weißen Menschen angezeigt werden sollte. Facebook ermöglichte den Journalisten, “ethnische Affinitäten” wie “African American”, “Asian American” oder “Hispanic” von der Anzeige auszuschließen. Die Funktion nannte Facebook verharmlosend “multikulturelles Marketing”.

Eine solches Vorgehen ist in den USA nach dem “Fair Housing Act” aber nicht zulässig: Das Gesetz verbietet es, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion oder ihres Geschlechts beim Zugang zum Wohnungsmarkt zu diskriminieren. Facebook hatte darauf verwiesen, dass die Anzeigenkunden selbst dafür verantwortlich seien, Gesetze einzuhalten.

Nach einer Klage von Bürgerrechtsorganisationen rund um die American Civil Liberties Union (ACLU) hatte Facebook 2019 erklärt, diskriminierende Optionen abzuschalten – zumindest für die Bereiche Immobilien, Stellenanzeigen und Kredite. Auch das “Department of Housing and Urban Development” hatte wegen der diskriminierenden Anzeigen gegen Facebook geklagt.

Facebook lenkt ein

Es blieb jedoch zunächst bei der Ankündigung: Anfang dieses Jahres fanden Journalisten des Magazins The Markup erneut diskriminierende Anzeigen auf Facebook. In diesem Fall war eine Stellenanzeige für Pflegepersonal gezielt nur Menschen angezeigt worden, die Facebook als “African American” kategorisiert hatte.

Jetzt will Facebook die Auswahloption “ethnische Affinitäten” tatsächlich entfernt haben. Doch ein Sprecher erklärte der Nachrichtenseite Bloomberg, dass es weiterhin die Möglichkeit gibt, gezielt Menschen anzusprechen, die sich für “African American Culture” interessieren. Auch biete man weiter “multikulturelles Marketing” an – etwa über Kategorien wie “Sprache” und “Kultur”. Für deutschsprachige Werbung hatte Facebook die Kategorie “ethnische Affinität” laut dem Online-Magazin Netzpolitik.org nicht angeboten.

Auch in Hinblick auf die bevorstehende US-Wahl kritisieren Bürgerrechtsorganisationen wie die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), dass Facebook es ermöglicht, gezielt Desinformationen an nicht-weiße Nutzer zu verbreiten. Im Vorfeld der US-Wahl im Jahr 2016 sollen Desinformationskampagnen versucht haben, schwarze Wähler davon abzuhalten, wählen zu gehen.

Erst im Juli hatten Bürgerrechtler nach einer zweijährigen Untersuchung festgestellt, dass Facebook auch weiterhin zu wenig gegen Manipulation, Hass und Diskriminierung unternimmt. (js)