Studie: Klimawandel bedroht Lebensraum von einer Milliarde Menschen

Dürre
Infolge des Klimawandels könnte es in Zukunft zu mehr Naturkatastrophen kommen. (Quelle: Stefan Kühn – CC BY-SA 3.0)

Im Jahr 2050 könnte der Lebensraum von mehr als einer Milliarde Menschen auf der Welt bedroht sein. Das prognostiziert eine heute vorgestellte Studie des Institute for Economics and Peace (IEP). Klimawandel, Konflikte und Unruhen könnten etliche dieser Menschen dazu drängen, ihre Heimatländer zu verlassen.

Besonders bedrohte Gebiete sind demnach die afrikanische Sahelzone, weiter südlich liegende afrikanische Staaten wie Angola oder Madagaskar sowie der Nahe Osten von Syrien bis Pakistan. Die größten Bedrohungen seien Stürme und Überflutungen, aber auch Wasserknappheit und eine unsichere Versorgung mit Lebensmitteln. Bei ihren Berechnungen gehen die Wissenschaftler davon aus, dass Naturkatastrophen mindestens mit gleicher Regelmäßigkeit auftreten wie in den vergangenen Jahrzehnten. Durch die Folgen des Klimawandels werde es in Zukunft aber wahrscheinlich zu mehr Naturkatastrophen wie Dürren kommen.

Insgesamt stufen die Forscher 31 Staaten als nicht widerstandsfähig genug ein, um ökologische und politische Veränderungen in den kommenden Jahrzehnten zu bewältigen. Diese Länder würden nicht vollständig unbewohnbar, große Teile der Bevölkerung könnten aber gezwungen sein umzusiedeln. Die Bevölkerung dieser Länder mache mehr als eine Milliarde Menschen aus.

Ökologische Bedrohungen

Die Autoren sehen einen Zusammenhang zwischen politischen Konflikten und ökologischen Bedrohungen: Je weniger Frieden in einer Region herrsche, desto eher drohe der Kollaps. “Es ist eine Art Teufelskreis. Durch Konflikte werden die natürlichen Ressourcen von Ländern zerstört – und die Knappheit führt dann zu weiteren Konflikten”, erklärte IEP-Gründer Steve Killelea. Das sei etwa im Jemen der Fall.

Infolge dieser Entwicklung käme es zu massenhaften Migrationsbewegungen, von denen vor allem die als relativ krisensicher eingestuften europäischen Länder betroffen sein würden. “Wir haben seit dem Jahr 2015 gesehen, wie selbst eine relativ kleine Zahl an Migranten massive politische Unruhen und Entwicklungen auslösen können”, sagte Autor Steve Killelea der Deutschen Presse-Agentur. Damals kamen mehr als eine Million Flüchtlinge nach Europa, viele aus Syrien oder dem Irak.

Die zukünftigen ökologischen und politischen Bedrohungen dürften den Prognosen zufolge eine deutlich größere Anzahl an Menschen dazu bewegen, ihre Heimatländer zu verlassen und Zuflucht in sichereren Regionen zu suchen. So könnten etwa Hunderte Millionen Menschen aus Pakistan, Iran oder Äthiopien fliehen.

Europa muss Krisenstaaten unterstützen

Die europäischen Regierungen müssten sich damit auseinandersetzen, wie sich die Widerstandsfähigkeit von Krisenstaaten stärken lasse, forderte Killelea. Insbesondere beim Thema Wasserknappheit gelte es, Unternehmen und andere Regierungen zu unterstützen. Bereits 2040 könnten mehr als fünf Milliarden Menschen von hoher oder extrem hoher Wasserknappheit betroffen sein, etwa in Indien oder China. Unter den Folgen von Lebensmittelknappheit könnten bis zum Jahr 2050 insgesamt 3,5 Milliarden Menschen leiden.

Deutschland hatte im Juli vorgeschlagen, ein UN-Frühwarnsystem für durch den Klimawandel verursachte Konflikte zu schaffen. Die USA hatten den Vorstoß jedoch blockiert. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte im UN-Sicherheitsrat einen stärkeren Fokus auf Konflikte infolge des Klimawandels gefordert. Denn schon bald wäre jeder Konflikt von den Veränderungen durch den Klimawandel betroffen. (dpa / js)