Französischer Pannen-Reaktor Fessenheim wird abgeschaltet

Atomkraftwerk Fessenheim
Seit der Inbetriebnahme 1977 kam es im Atomkraftwerk Fessenheim immer wieder zu Zwischenfällen. (Quelle: Rémi Stosskopf – CC BY-SA 3.0)

Das Atomkraftwerk Fessenheim wird in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 2020 endgültig abgeschaltet. Es war seit 1977 in Betrieb – und ist damit das älteste Atomkraftwerk (AKW) Frankreichs. Den ersten Reaktor hatte der Betreiber Electricité de France (EDF) bereits im vergangenen Februar stillgelegt.

Atomkraftgegner hatten jahrzehntelang die Sicherheit des Kraftwerkes an der Grenze zu Baden-Württemberg kritisiert. Unter anderem wegen der Erdbebengefahr in der Region. Zudem befindet sich unter dem Kraftwerk einer der größten Grundwasserspeicher Europas.

Außerdem war es im AKW Fessenheim zu zahlreichen Zwischenfällen gekommen. Im Jahr 2014 wurden bei einem Zwischenfall Bereiche des Kraftwerks überflutet. Zwei Jahre später hatten die Süddeutsche Zeitung und der WDR aufgedeckt, dass durch den Wasserschaden die Steuerstäbe im Reaktorkern ausgefallen waren und sich nicht mehr bedienen ließen – der Vorfall war also bedeutend schwerer als bekannt geworden war. Gegenüber der Internationalen Atomenergiebehörde hatte die französische Aufsichtsbehörde ASN den Vorfall heruntergespielt und Details verschwiegen.

Reaktor unplanmäßig heruntergefahren

Erst in der vergangenen Woche kam es erneut zu einem Zwischenfall: Nach einem Blitzeinschlag im umliegenden Hochspannungsnetz war der Reaktor heruntergefahren worden. Es könnten nicht-radioaktive Dampfwolken sichtbar sein, hieß es vom Betreiber. Erst am Samstag wurde der Reaktor wieder hochgefahren.

In der Region Département Haut-Rhin, in der Fessenheim liegt, soll nun ein Innovationspark für erneuerbare Energien entstehen. Die Fläche, auf der das Kraftwerk steht, wird jedoch vorerst nicht Teil des deutsch-französischen Projektes sein können: Der Abbau des AKW soll 20 Jahre in Anspruch nehmen. Demnach sind fünf Jahre für die Vorbereitung angesetzt – die eigentliche Demontage soll dann 15 Jahre dauern.

Die französische Aufsichtsbehörde hatte die vorliegenden Pläne aber kritisiert, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. So sei die Entsorgung des entstehenden – teils hochgiftigen – Mülls nur unzureichend geregelt. Der Betreiber hatte daraufhin einen neuen Plan vorgelegt, der noch geprüft wird – Details zu den Änderungen sind noch nicht bekannt.

Dass der Rückbau eines AKW aufwendig und teuer ist, zeigt auch das Beispiel Grafenrheinfeld. Der deutsche Reaktor war bereits im Juni 2015 abgeschaltet worden. Bisher wurden jedoch nur etwa zwei Prozent des Kraftwerks entsorgt. Erst im Jahr 2035 soll das etwa 1,2 Milliarden Euro teure Vorhaben abgeschlossen sein.

Weiterhin viele französische Atomkraftwerke

Trotz der Abschaltung des AKW Fessenheim: In Frankreich sind derzeit 58 Reaktoren in Betrieb, die für über 70 Prozent der französischen Stromproduktion verantwortlich sind. Bis 2035 soll dieser Anteil auf 50 Prozent sinken. Dazu sollen insgesamt 14 Reaktoren abgeschaltet werden – Fessenheim ist einer davon.

Anders als zuvor geplant, sollen vorerst auch keine weiteren Atomkraftwerke gebaut werden. Frühestens Ende 2022 will die Regierung entscheiden, ob weitere Bauprojekte umgesetzt werden. Die Regierung will zunächst die Fertigstellung eines neuen Reaktors in Flamanville abwarten – dessen Inbetriebnahme musste aufgrund von Sicherheitsmängeln immer wieder verschoben werden.

Die Abschaltung des AKW Fessenheim ist laut der deutschen Umweltorganisation BUND ohnehin nur ein Teilerfolg. “Atomkraft birgt ein permanentes Risiko und die Gefahr nimmt mit Alter und Verschleiß der Kraftwerke stetig zu”, so der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. Atomkraft habe ihren Zenit längst überschritten. Die Organisation fordert daher den sofortigen, weltweiten Atomausstieg. (js)