Luft in Europa bleibt zu dreckig
Im Kampf gegen Luftverschmutzung verpassen Deutschland und ein Großteil der anderen EU-Staaten wichtige Ziele für 2030: Das geht aus nach laut einer Analyse der EU-Kommission hervor. Die Schadstoffkonzentrationen sind bei Stickoxiden, Feinstaub, Ammoniak und flüchtigen organischen Verbindungen zu hoch.
Die meisten EU-Staaten müssen aus Sicht der Kommission mehr tun, um für gesundheitlich unbedenkliche Luft zu sorgen. “In ganz Europa setzen sich immer noch zu viele Bürger nur durch Atmen der Luft einem Risiko aus”, warnte Umweltkommissar Virginijus Siinkevicius im Rahmen der Veröffentlichung des Berichts. Es brauche wirksamere Maßnahmen, um die Luftverschmutzung in Bereichen wie Landwirtschaft, Verkehr und Energie zu verringern.
Die EU hatte sich in der Richtlinie über nationale Emissionsreduktionsverpflichtungen vorgenommen, die Luftschadstoffe bis 2030 im Vergleich zu 2005 um die Hälfte zu reduzieren. Die 27 EU-Staaten müssen detaillierte Pläne vorlegen, wie sie den Ausstoß der einzelnen Schadstoffe drücken wollen. Die Kommission überprüft die Pläne und schlägt Alarm, wenn die Maßnahmen absehbar nicht ausreichen.
Landwirtschaft produziert zu viel Ammoniak
Das gilt nach der Analyse der Brüsseler Behörde für die Mehrzahl der Länder. “Bei den meisten Mitgliedsstaaten besteht das Risiko, die Reduktionsziele für Emissionen 2020 oder 2030 nicht zu erreichen”, erklärte die Kommission. Ohne zusätzliche Maßnahmen werden mehr als die Hälfte der Mitgliedsländer die Reduktionsziele bei drei von fünf Luftschadstoffen nicht erreichen.
Besondere Anstrengungen seien in der Landwirtschaft nötig, um die Verschmutzung mit Ammoniak zu senken. Das sei die häufigste und schwierigste Herausforderung.
Nach der Analyse der Kommission liegt Deutschland für das Zwischenziel 2020 mit den bisher eingeleiteten Maßnahmen einigermaßen im Plan. Die meisten Zielvorgaben können bis 2030 erreicht werden – vorausgesetzt die von der Bundesregierung angekündigten zusätzlichen Maßnahmen werden tatsächlich umgesetzt. Die Ausnahme auch hier: Ammoniak, das in der Landwirtschaft bei Zersetzung abgestorbener Pflanzen und Gülle entsteht.
Für 2030 sieht die Kommission immer noch ein “mittleres Risiko”, dass Deutschland die Ziele nicht nur für Ammoniak, sondern auch für Stickoxide, Feinstaub und flüchtige organische Verbindungen ohne Methan verfehlt. Positive Ausnahme hier ist Schwefeldioxid: Das Ziel für 2030 dürfte dem Bericht zufolge erreicht werden.
Projekt “Saubere Luft”
Die Richtlinie über nationale Emissionsreduktionsverpflichtungen gilt seit Ende 2016 und soll sicherstellen, dass die für 2030 gesetzten Ziele aus dem Programm “Saubere Luft” erreicht werden.
Würde die Richtlinie vollständig umgesetzt, wären 2030 die negativen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit um fast 50 % verringert. Zahlreiche Nebeneffekte würden der Umwelt und Natur zu Gute kommen. Das Programm soll primär Atemwegserkrankungen und Todesfälle durch schlechte Luft verhindern. (dpa / hcz)