Google Maps speichert Standortdaten künftig lokal

Dialog zur Aktivierung der Zeitachse
Den bisherigen “Standortverlauf” benennt Google in “Zeitachse” um. (Screenshot: google.com)

Google speichert von der Karten-App “Maps” gesammelte Standortdaten künftig nur noch offline. Die derzeit auf den Servern des Unternehmens gespeicherten Daten werden gelöscht. Bürgerrechtler fordern dies seit langem.

Medienberichten zufolge informiert Google seine Nutzerinnen und Nutzer derzeit über die bevorstehende Änderung. Sie haben demnach bis zum 1. Dezember Zeit, ihren bisherigen Standortverlauf zu speichern – dann würden die Daten von den Servern gelöscht.

Die Daten werden künftig nur noch lokal auf den Geräten gespeichert. Außerdem werden Standortdaten künftig standardmäßig bereits nach drei Monaten automatisch gelöscht, anstatt wie bisher nach 18 Monaten. Die Daten sollen sich weiterhin in der Cloud sichern lassen, werden dann nach Angaben des Anbieters aber automatisch verschlüsselt.

Hintergrund ist die sogenannte “Zeitachse” von Google Maps, die bisher als “Standortverlauf” bekannt war. Die Funktion, die sich auch komplett ausschalten lässt, speichert Informationen zu den von Nutzerinnen und Nutzern besuchten Orten sowie zurückgelegten Routen.

In einem Testkonto bei Google konnten wir die Änderungen bereits nachvollziehen. Dort war in den Einstellungen angegeben: “Wenn die Zeitachse aktiviert ist, wird der genaue Standort Ihres Geräts regelmäßig auf dem Gerät gespeichert.” Auch die dreimonatige Löschfrist war bereits voreingestellt.

Bürgerrechtler hatten schnelle Umsetzung gefordert

Google hatte die Änderungen bereits im Dezember 2023 angekündigt – ohne allerdings einen konkreten Termin zu nennen. Nutzerinnen und Nutzer würden informiert, bevor die Änderung für ihren Google-Account umgesetzt werde, hieß es damals.

Die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) hatte an Google appelliert, diese Änderungen bald umzusetzen. Das Thema steht besonders in den USA im Fokus, weil Strafverfolger dort häufig Standortdaten anfragen. Die EFF hatte wiederholt vor dem Missbrauch dieser Informationen gewarnt – insbesondere vor dem Hintergrund restriktiver Abtreibungsgesetze in den USA.

Dialog um die Löschfirst einzustellen
Standardmäßig löscht Google gespeicherte Aktivitäten künftig nach drei Monaten. (Screenshot: google.com)

Mithilfe von Standortdaten lässt sich nachvollziehen, welche Orte eine Person besucht hat – und damit etwa auch, ob eine Abtreibungsklinik aufgesucht wurde.

Der Oberste Gerichtshof der USA hatte im Juni 2022 das bisherige Abtreibungsrecht in den USA gekippt. Seitdem haben mehr als 20 US-Bundesstaaten Schwangerschaftsabbrüche verboten oder eingeschränkt.

Die EFF befürchtet daher, dass Strafverfolgungsbehörden in US-Bundesstaaten mit besonders strengen Verboten Standortdaten zur strafrechtlichen Verfolgung von Betroffenen nutzen könnten.

“Vorsichtig optimistisch”

Die offline gespeicherten Standortdaten werden es Strafverfolgern nach Einschätzung der EFF erschweren oder es gar unmöglich machen, diese Daten von Google zu erhalten. Die NGO hatte erklärt, sie sei “vorsichtig optimistisch”, dass damit das Ende sogenannter “Geofence Warrants” eingeläutet werde. Wenn US-Behörden einen solchen richterlichen Beschluss erwirken, verlangen sie von Google Informationen zu allen Geräten, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Umkreis aufgehalten haben.

Ein Google-Mitarbeiter hatte im vergangenen Jahr gegenüber dem Magazin Forbes bestätigt, die Änderungen würden vorgenommen, um diesen behördlichen Anfragen ein Ende zu setzen.

Die “Geofence Warrants” sind hochumstritten: Bürgerrechtler argumentieren, sie würden gegen den vierten US-Verfassungszusatz verstoßen, weil sie nicht auf eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Gerät abzielen, wie normale Durchsuchungsbeschlüsse. So würden Hunderte Personen ins Visier der Polizei geraten, die in keinem Zusammenhang mit der untersuchten Straftat stünden.

Auch vor Gericht wurde eine solche Anordnung bereits erfolgreich angefochten.

Weil Google Standortdaten bisher auf seinen Servern speichert, seien die “Geofence Warrants” möglich, so die EFF. Google hatte in der Vergangenheit berichtet, diese Beschlüsse machten mehr als ein Viertel aller richterlichen Beschlüsse zur Datenherausgabe aus, die das Unternehmen in den USA erhalte.

Jennifer Granick von der American Civil Liberties Union hatte gegenüber Forbes gesagt: “Das monatelange oder jahrelange Speichern von Standortdaten war eine Gefahr und Google versucht nun, sie zu beseitigen.” Die Änderungen seien ein Gewinn für die Privatsphäre, denn “Standortdaten gehören zu den aufschlussreichsten Informationen über uns”.

Standortdatensammlungen

Allerdings sammeln auch andere Anbieter und Apps Standortdaten. US-Behörden kaufen beispielsweise auch kommerziell erhältliche Standortdaten von Datenhändlern. Die EFF mahnt deshalb, es bleibe abzuwarten, ob die Behörden künftig weitere Wege finden, um an Standortdaten zu gelangen.

Google hatte bereits im Juli 2022 angekündigt, Informationen über den Besuch von medizinischen Einrichtungen wie Abtreibungskliniken oder Beratungsstellen aus dem “Standortverlauf” automatisch löschen zu wollen. Eine Untersuchung der NGO Accountable Tech hatte im Januar allerdings gezeigt, dass solche Daten durch Google teils weiter gespeichert wurden. (js)