Großbritannien bangt um Unterseekabel

U-Boot
90 Prozent des Internetverkehrs laufen über die Millionen Kilometer Kabel in den Ozeanen. U-Boote könnten diese leicht sabotieren. (Quelle: Курганов Илья Сергеевич – CC BY-SA 3.0)

Großbritannien sieht die Sicherheit von Unterseekabeln gefährdet und plant, zu deren Schutz ein neues Spezialschiff zu bauen. Es soll mit Tauchdrohnen ausgestattet sein und in drei Jahren vom Stapel laufen. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace warnte in einem Interview mit der BBC davor, dass “die Lichter ausgehen”, wenn die nationale Infrastruktur verloren ginge. Die Kabel seien “ungemein wichtig”.

Unterseekabel von jeweils mehreren hundert Kilometern Länge durchziehen die Ozeane: Derzeit liegen rund 470 solcher Kabel in den Weltmeeren mit einer Gesamtlänge von über 1 Million Kilometern.

Sie sind sozusagen die Adern der interkontinentalen und internationalen Kommunikation und ein neuralgischer Punkt. 90 Prozent des Internetverkehrs und der Telefonkommunikation laufen über sie. Auch die Finanzwirtschaft ist bei Transaktionen von mehreren Billionen US-Dollar täglich auf sie angewiesen. Das britische Verteidigungsministerium bezeichnete sie gegenüber der BBC als “lebenswichtig für die globale Wirtschaft und die Kommunikation zwischen Regierungen”. Deswegen wächst die Sorge, dass diese Kabel angegriffen oder sabotiert werden könnten.

Attraktives Ziel für Geheimdienst und Militär

Die britische Regierung sieht die Kommunikations- und Daten-Infrastruktur vor allem durch russische Streitkräfte bedroht. Russland habe “ein tiefes Interesse” an Kabeln nach Großbritannien und dem europäischen Kontinent gezeigt. Aufgrund von “U-Boot-Kriegsführung” bestehe ein “Risiko zur Sabotage”. Britische und US-amerikanische Geheimdienstmitarbeiter bezeichneten das Verhalten russischer U-Boote in der Nähe von Unterseekabeln im Atlantik als “aggressiv”.

Russland ist allerdings nicht die einzige Nation, die an den Unterseekabeln interessiert ist: Edward Snowden hatte bereits 2013 öffentlich gemacht, dass der US-Geheimdienst NSA die Kabel mithilfe von speziellen U-Booten wie der USS Jimmy Carter anzapft und die darüber laufende Kommunikation abhört.

Berichte der britischen Zeitung Guardian hatten 2013 zudem aufgedeckt, dass Großbritannien auch selbst Unterseekabel überwacht hat. In mehr als 200 der wichtigen Transatlantik-Verbindungen hatte sich der britische Geheimdienst GCHQ demnach eingeklinkt.

Der Bürgerrechtsaktivist und Fotokünstler Trevor Paglen fotografierte die Kabel tief im Meer und wollte mit der Aktion auch auf die Überwachung aufmerksam machen. Die Kabel gehören größtenteils Telekommunikationsanbietern – aber auch Firmen wie Facebook.

Das Schiff

Das Verteidigungsministerium bezeichnete das neue Schiff als “Multi Role Ocean Surveillance”-Schiff (Mehrfachrollen-Ozeanüberwachungsschiff). Es soll im Jahr 2024 in Dienst gehen und mit 15 Besatzungsmitgliedern besetzt sein. Für seine Spezialaufgabe wird das Schiff “mit fortschrittlichen Sensoren ausgestattet sein und eine Reihe von ferngesteuerten und autonomen Unterwasserdrohnen tragen, die Daten sammeln”.

Außer der Überwachung der Unterseekabel soll es laut Verteidigungsminister auch mit “anderen Verteidigungsaufgaben” betraut werden und beispielsweise in der Arktis eingesetzt werden. Die Pläne sind Teil des Montag veröffentlichten “defence command paper”. Das Dokument beschreibt, welche Pläne die britischen Regierung für das Militär in den nächsten Jahren hat. (hcz)