Klimawandel: Auch 2021 wird zu den heißesten Jahren gehören

Sonnenaufgang
Die Erde erwärmt sich immer weiter. Die 1,5 Grad-Marke wird mit großer Wahrscheinlichkeit bereits in den frühen Dreißigerjahren überschritten. (Quelle: IMAGO / Jan Eifert)

Auch das Jahr 2021 wird wieder zu den zehn heißesten Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880 zählen. Das zeigen aktuelle Berechnungen der US-Klimabehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration). Eine Trendwende zeichnet sich nicht ab.

Aller Voraussicht nach wird 2021 das bisher sechstheißeste Jahr. Die zehn wärmsten Jahre wurden alle in den vergangenen zwei Jahrzehnten gemessen; 2020 war das zweitwärmste.

Folgen waren auch in diesem Jahr wieder Hitzewellen, Dürren, Waldbrände, Überflutungen, Tornados und Rekordregenfälle. An vielen Orten der Welt haben sich 2021 extreme Wetterereignisse als Auswirkungen des Klimawandels gezeigt.

Kurzfristige Abkühlung durch La Niña

Die Weltwetterorganisation WMO hatte bereits Ende Oktober mitgeteilt, dass sich am langjährigen Trend deutlicher Erwärmung nichts geändert habe. “Die Rekordkonzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre und die damit verbundene akkumulierte Wärme haben den Planeten in ein unbekanntes Terrain katapultiert, mit weitreichenden Auswirkungen für heutige und zukünftige Generationen”, warnte die WMO.

Das Jahr 2021 wird voraussichtlich zwar nicht ganz so heiß werden wie die vergangenen drei Jahre. Dennoch gehört es zu den sieben wärmsten der jüngeren Geschichte: 2015 bis 2021. Das Wetterphänomen “La Niña” sorgte 2021 für eine temporäre Abkühlung. “Der langfristige Trend steigender Temperaturen wird dadurch jedoch weder aufgehoben noch umgekehrt”, stellte die WMO klar.

Auch der Meeresspiegelanstieg hat sich dem WMO-Bericht zufolge seit 2013 beschleunigt und 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Gründe sind die Erwärmung der Ozeane, deren Versauerung und das Abschmelzen von Eis.

Jüngst meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD), die Wahrscheinlichkeit für Schnee während der Weihnachtsfeiertage läge aktuell je nach Region um 13 bis 44 Prozent niedriger als noch in der Referenzperiode von 1961 bis 1990. “Das ist nicht überraschend. Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen vertreibt die romantischen weißen Weihnachten Schritt für Schritt aus Deutschland”, kommentierte Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes.

2022 keine Besserung

Regional wurden auch 2021 wieder zahlreiche Klimarekorde gebrochen. So waren die Landtemperaturen auf der nördlichen Erdhalbkugel im Herbst durchschnittlich höher als jemals zuvor seit Beginn der NOAA-Aufzeichnungen.

Die Arktis erwärme sich unterdessen weiter mehr als doppelt so schnell als der Rest der Erde. “Die Einflüsse des menschengemachten Klimawandels treiben die arktische Region in einen dramatisch anderen Zustand als den, der noch vor einigen Jahrzehnten herrschte”, sagte NOAA-Chef Rick Spinrad. “Diese Trends sind alarmierend und nicht zu leugnen. Wir haben einen entscheidenden Moment erreicht. Wir müssen handeln und uns der Klimakrise entgegen stellen.”

Zudem bereiten Forschern weitere anhaltende Trends wie die geringe Ausbreitung der Eisdecke in der Antarktis sowie der weiterhin hohe Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) Sorgen.

Und auch die Aussichten für 2022 verheißen keine Besserung. Nach Einschätzung der NOAA-Wissenschaftler liegt die Wahrscheinlichkeit jetzt schon bei mehr als 99 Prozent, dass auch 2022 wieder zu den zehn heißesten Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen zählen wird.

“Wir schaufeln uns unser eigenes Grab”

Auf der UN-Klimakonferenz in Schottland wurde im November zwar der weltweite Abschied aus der Kohle eingeläutet, allerdings mit deutlich verwässerten Formulierungen. Klimaaktivisten, Umweltschützer und Wissenschaftler kritisierten den Beschluss als de facto nicht ausreichend, um die von der Weltgemeinschaft angestrebten Klimaziele zu erreichen.

Die aktuellen Klimapläne weltweit würden auf eine Erderwärmung von rund 2,4 Grad Celsius hinauslaufen. Eigentlich hatten sich die Staaten im Pariser Klimaabkommen auf eine Temperatursteigerung von maximal 1,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts geeinigt. Dieser Wert gilt aber aufgrund des verspäteten Handelns der Politik heute als so gut wie unerreichbar. Der Weltklimarat konstatierte zuletzt sogar, die 1,5 Grad-Marke werde mit einer “hohen Wahrscheinlichkeit” bereits in den frühen Dreißigerjahren erreicht.

UN-Generalsekretär António Guterres bilanzierte den Konsens der Weltklimakonferenz damals als “wichtigen Schritt”, aber “nicht genug”. “Wir schaufeln uns unser eigenes Grab”, hatte der UN-Chef zuvor gewarnt. (dpa / hcz)