Microsoft-Mitabeiter lauschen Skype-Gesprächen
Microsoft ordnet sich in eine Reihe mit Apple, Amazon und Google: Denn der Konzern scheint ebenfalls Aufnahmen seiner Nutzer mithilfe von Mitarbeitern und Dienstleistern abzuhören. Es geht um Gespräche, die über die Videochat-Plattform Skype geführt wurden. Seit 2015 ist die automatische Übersetzungsfunktion Translator integriert, die das Gesprochene automatisch transkribieren und übersetzen kann. Um die Funktion weiter anzulernen und Korrekturen durchzuführen, hören Microsoft-Mitarbeiter und Vertragspartner einige der Aufnahmen an.
Ans Licht kamen die Informationen zu Skype über das US-Online-Magazin Motherboard. Die Redaktion sei von einem Informanten kontaktiert worden, der interne Dokumente, Screenshots und Audioaufnahmen lieferte. Letztere hätten eine Länge von 5 bis 10 Sekunden. Unter den Aufnahmen befinden sich auch intime Gespräche über Beziehungsprobleme, Gewichtsverlust und Telefonsex.
Microsoft bezieht Stellung
Gegenüber Motherboard äußerte sich Microsoft bereits, zeigte aber wenig Einsicht: Die Datenanalyse diene der Verbesserung der Services. Die Firma strenge sich an, transparent damit umzugehen, wie die Sprachdaten gesammelt und genutzt würden. Es gäbe einige Prozeduren, die dazu dienten, den Datenschutz der Nutzer zu priorisieren, bevor die Daten weitergegeben würden. Die Daten würden möglichst anonymisiert und es werden Verschwiegenheitserklärungen mit Geschäftspartnern vereinbart. Microsoft verweist darauf, dass bereits in der FAQ des Translators stehe, dass Audioaufnahmen dazu genutzt werden, die Produkte zu verbessern.
Dennoch bestehen zwei Probleme: Weder in der englischsprachigen noch in der deutschen Fassung der FAQ ist explizit die Rede davon, dass sich Menschen die Aufnahmen anhören. In der englischen Version heißt es: “[dass] Sätze und automatische Abschriften analysiert werden.” Die deutsche Fassung hat hingegen ein massives Übersetzungsproblem an der ausschlaggebenden Stelle: "Mit denen die Übersetzung und Speech Recognition Technologie Hier erfahren Sie, und wachsen, Sätze und automatische Protokolle analysiert und alle Korrekturen in unserem System, um weitere leistungsfähige Dienste erstellen eingegeben werden.“
Zudem zeigt gerade der Fall des Whistleblowers, dass die Daten in Microsofts System nicht sicher sind. Gegenüber Motherboard behauptet der Konzern das Gegenteil: “Audiodaten sind für Vertragspartner nur über ein sicheres Online Portal verfügbar.” Motherboard hat außerdem einschlägige Jobanzeigen von Microsofts Vertragspartnern gefunden, die von Heimarbeit sprechen. Somit besteht die Gefahr, dass Aufnahmen außerhalb der kontrollierten Geschäftsräume abgespielt werden und Ncht-Angestellte sie hören.
Die Nutzer würden es nicht mögen
Der Informant kommentiert den Fall gegenüber Motherboard mit Bedenken: “Ich habe generell das Gefühl, […] dass wenn Microsoft-Nutzer wüssten, dass wahllose Leute zu Hause in ihren Schlafanzügen sitzen und eventuell über das Gesagte Scherze mit ihren Freunden machen, sie das nicht mögen würden.”
Erst in den letzten Wochen kam heraus kam heraus, dass sowohl Amazon, Google als auch Apple die Audioaufnahmen ihrer Nutzer von Menschen abhören lassen. Die Konzerne reagierten größtenteils damit, die Prozedur zumindest temporär einzustellen. (hcz)