Twitter gibt versehentlich Nutzerdaten weiter
Einige Daten von Twitter-Nutzern könnten ohne deren Wissen mehr als ein Jahr lang mit Werbekunden des Dienstes geteilt worden sein. Zu den Informationen gehöre etwa der Länder-Code des Nutzers sowie ob und gegebenenfalls wann die Anzeige angesehen wurde, erklärte Twitter in der Nacht zum Mittwoch. Durch den Fehler seien Nutzern möglicherweise seit Mai 2018 auch auf Basis unzulässig gesammelter Daten personalisierte Werbeanzeigen angezeigt worden. Informationen zu Passwörtern oder E-Mail-Konten seien nicht betroffen. Die Probleme seien am 5. August behoben worden.
“Es tut uns leid”
Wie viele Nutzer davon betroffen sind, werde noch untersucht. Das in San Francisco ansässige Unternehmen entschuldigte sich: “Sie vertrauen darauf, dass wir Ihre Auswahl einhalten, wir haben dabei versagt”, schrieb Twitter mit Blick auf die persönlichen Einstellungen. “Es tut uns leid, dass das passiert ist.” Das Unternehmen treffe Vorkehrungen, damit sich ein solcher Fehler nicht wiederhole.
In den Einstellungen des Twitter-Accounts kann der Nutzer festlegen, wie einige seiner Daten genutzt werden dürfen. So kann man beispielsweise entscheiden, ob Werbeanzeigen “noch stärker” durch das Erfassen weiterer Online-Aktivitäten personalisiert werden sollen. Formulierungen zur Standorterfassung sind nicht ganz klar gefasst, so heißt es in den Einstellungen: “Twitter nutzt immer einige Informationen, etwa deinen Standort zum Zeitpunkt der Registrierung und deinen aktuellen Standort, um dir relevantere Inhalte zu zeigen. Wenn diese Einstellung aktiviert ist, kann Twitter auch mithilfe anderer Orte, an denen du gewesen bist, deine Erfahrung personalisieren.” Welche anderen Orte damit gemeint sind, ist nicht ganz klar. Denn der aktuelle Standort wird scheinbar sowieso immer von Twitter erfasst. Auch die Quelle, wo sich Twitter dieser Daten bedient, bleibt ungenannt. Die Datenschutzeinstellungen finden Sie auf der Twitter-Webseite im Seitenmenü unter “mehr → Einstellungen und Datenschutz → Datenschutz und Sicherheit → Individualisierung und Daten”. Deaktiviert man diese Optionen, verhilft das zwar bei weitem noch nicht zu einem kompletten Schutz der persönlichen Daten, aber man kann das Sammeln zumindest ein klein wenig einschränken.
Werbung als Geschäftsmodell
Der Verkauf von Werbeplätzen und das damit verbundene Sammeln und Teilen von Nutzerdaten ist Twitters Kerngeschäft: Der Umsatz stieg im letzten Jahresvergleich um 18 Prozent auf 841 Millionen US-Dollar (rund 750 Mio Euro). Die Zahl täglich aktiver Nutzer, denen Twitter Werbung zeigen kann, steigerte sich binnen drei Monaten von 134 auf 139 Millionen. Die Anzeigen gibt es auf der Website von Twitter sowie in hauseigenen Apps des Dienstes auf Mobilgeräten zu sehen.
Zugleich gibt es einige spezialisierte Programme zur Twitter-Nutzung ohne Werbung. Doch auch hier muss man aufmerksam sein, wenn man dadurch die Infrastruktur von Twitter umgehen möchte: TweetDeck – einer der populärsten Programme dieser Art – wurde beispielsweise 2011 von Twitter selbst gekauft. Unter anderem deswegen sollte man nicht davon ausgehen, dass man mithilfe der Programme von Drittanbietern zwangsweise Twitters Datenerfassung und Werbenetzwerk entgeht. (dpa / hcz)