Potsdam bleibt offline

Rathaus Potsdam
Weil Autos nicht angemeldet werden können, ist es beispielsweise Autohändlern nicht möglich, Wagen auszuliefern. (Quelle: Stadt Potsdam)

Seit über drei Wochen ist die Verwaltung der Stadt Potsdam nun schon fast durchgängig vom Internet getrennt, weil die Behörden einen Befall der IT-Systeme mit Schadsoftware festgestellt haben.

Anfang dieser Woche wollte die Stadtverwaltung eigentlich wieder online gehen. Doch beim Hochfahren der Systeme wurden erneut Probleme festgestellt. “Die Wiederinbetriebnahme von Online-Dienstleistungen musste aufgrund von auffälligen Kommunikationsversuchen gestoppt werden”, teilte die Stadt Potsdam am Dienstag mit. Die Verwaltung ist nun wieder komplett offline.

Ein Virenscanner habe “am Dienstag eine hohe Anzahl automatisierter Kommunikationsversuche aus dem internen Netz der Landeshauptstadt Potsdam an externe Server nachgewiesen”. Folglich habe man die Server der Landeshauptstadt wieder vom Landesverwaltungsnetz Brandenburg getrennt. 

Das Landeskriminalamt sei über das Problem informiert worden. “Unsere IT-Expertinnen und IT-Experten werten derzeit in Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden alle Protokolle aus”, schreibt die Verwaltung. Bislang sei kein Abfluss von Daten festgestellt worden; auch seien keine von Ransomware verschlüsselten Daten gefunden worden. 

Auf der Webseite der Stadt ist zu lesen, das Personal sei erneut nicht per E-Mail zu erreichen und Dienstleistungen könnten nur eingeschränkt erbracht werden. Seit dem 16. Januar hatte immerhin die Kommunikation per E-Mail wieder funktioniert. Am 24. Januar waren weitere Dienstleistungen freigeschaltet worden. Doch nun heißt es: “Bereits aktivierte Dienste wurden wieder heruntergefahren”.

Analog wird weitergearbeitet

Wer eine Mail an die Stadt schreibt, erhält derzeit eine Fehlermeldung als Antwort. Mails müssten nach Ende des Störfalls erneut gesendet werden und würden voraussichtlich nicht nachträglich zugestellt.

Potsdam weist in einer FAQ darauf hin, dass die Behördenmitarbeiter weiterhin per Telefon erreichbar sind – auch über die deutschlandweit geltende Behördenrufnummer 115.

Die meisten Dienstleistungen stehen aktuell nicht zu Verfügung – oder müssen per Post abgewickelt werden. Letzteres betrifft beispielsweise Anträge auf Wohn- und Elterngeld oder andere Sozialleistungen. Per E-Mail gestellte Anträge gelten als fristgerecht eingereicht, wenn sie per Post nachgereicht werden. Betroffene sollen aber einen Nachweis abspeichern, beispielsweise die E-Mail im Postausgang.

Auszahlungen sollen weiterhin pünktlich erfolgen. Auch habe der Bürgerservice weiterhin geöffnet und vereinbarte Termine behalten ihre Gültigkeit.

Reisepässe und Personalausweise könnten beantragt werden. Da aber die Verbindung zur Bundesdruckerei gekappt ist, müssten Bürger mit längeren Wartezeiten bis zur Ausstellung rechnen. Wer einen vorläufigen Reisepass benötigt, könne auf andere Kommunen ausweichen. Ist ein Ausweis bereits fertiggestellt, kann er regulär abgeholt werden.

Unter anderem folgende Aufgaben können der Bürgerservice und die KfZ-Stelle aktuell nicht erfüllen: An- und Abmeldung von Fahrzeugen, Beantragung von Führungszeugnissen, KFZ-Angelegenheiten, Melderegisterauskünfte, Änderung von Fahrzeugdokumenten. Ob der benötigte Service verfügbar ist, sollen Bürgerinnen und Bürger vorab per Telefon erfragen.

Nach Hinweisen auf einen IT-Zwischenfall hatte die Landeshauptstadt die Internetverbindung der Verwaltung Ende Dezember aus Sicherheitsgründen gekappt. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte Ende Dezember angekündigt, mit dem Land und Sicherheitsbehörden zusammenzuarbeiten, einen Krisenstab einberufen und die Bürgerinnen und Bürger um Geduld gebeten.

Dé jà-vu

Die Potsdamer Stadtverwaltung hatte bereits Anfang 2020 ihre Server nach einem IT-Zwischenfall abschalten müssen. Ursache soll eine Schwachstelle in einem System eines externen Anbieters gewesen sein. 

Bis wieder alle digitalen Dienste verfügbar waren, hatte es einem Tagesspiegel-Bericht zufolge fast ein Jahr gedauert. 

Die Verantwortlichen machten unter anderem die Corona-Pandemie dafür verantwortlich. Der Oberbürgermeister hatte damals angekündigt, mehr IT-Personal einzustellen.

Wann die Verwaltung nun wieder ans Netz angeschlossen sein wird und alle Systeme wieder funktionieren werden, ist offen. Die Stadtverwaltung erklärte, es müssten in dieser Woche zunächst “Sicherheitschecks und forensische Prüfungen” abgeschlossen werden. (hcz)