Thailand bittet wegen giftigem Smog um Hilfe

Wasserwagen
Gegen den Feinstaub ließen die Behörden Wasser in den Straßen versprühen. (Quelle: IMAGO / Panthermedia)

Wegen der anhaltenden schweren Luftverschmutzung in Teilen Thailands hat die Regierung die Führung der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN um Hilfe gebeten. Grund für den Extrem-Smog speziell im Norden sind Brandrodungen in Thailand und in Nachbarstaaten wie Myanmar, Kambodscha und Laos.

Seit Wochen liegt Nordthailand unter einer so dichten Dunstglocke, dass zahlreiche Menschen bereits mit Gesundheitsproblemen kämpfen. Viele mussten wegen Atembeschwerden und Halsschmerzen behandelt werden. Die Hauptstadt Bangkok war Anfang des Monats tagelang schwer betroffen. Auch die bei Touristen beliebten Provinzen Chian Rai und Chiang Mai liegen unter der Dunstglocke.

Die gleichnamige Tempelstadt Chiang Mai stand in der Statistik der Städte mit der stärksten Luftverschmutzung der Welt (IQAir) zuletzt mehrmals an oberster Stelle, so auch am Freitag. In Chang Rai haben innerhalb einer Woche mehr als 3400 Menschen Krankenhäuser aufgesucht, weil sie an Atembeschwerden und Halsschmerzen litten, wie der TV-Sender Thai PBS World am Dienstag berichtete.

Laut der thailändischen Geo-Informatics and Space Technology Development Agency wurden am Donnerstag Morgen 215 Smog-Hotspots in der Provinz Chiang Rai entdeckt. Der Dunst sei dort teils so dicht gewesen, dass Gebäude nur noch aus nächster Nähe zu erkennen waren. Am Dienstag übertraf hatte die Konzentration an Feinstaub in der Provinz Chiang Rai die in Thailand geltenden Grenzwerte durchschnittlich um das Zehnfache.

Ein länderübergreifendes Problem

Bei einem Treffen mit dem kambodschanischen ASEAN-Generalsekretär Kao Kim Hourn betonte Thailands Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha, dass es sich um ein ernstes Problem in der Region handele. Die giftige Luft führe nicht nur zu Gesundheitsschäden, sondern beeinträchtige auch den Tourismus in Thailand und den Nachbarländern, zitierte die Zeitung Bangkok Post am Freitag den Regierungschef.

Prayut habe Hourn gebeten, die Bemühungen zur Lösung des Problems zu koordinieren und ein dringendes Treffen mit den Mitgliedsländern abzuhalten. Dieser habe Unterstützung zugesagt, um das Problem zeitnah in den Griff zu bekommen, hieß es.

Nationalpark und Bangkok bedroht

Ursache für die Luftverschmutzung sind Brandrodungen in Thailand und den Nachbarstaaten Myanmar, Kambodscha und Laos. Immer am Ende der Trockenzeit brennen Bauern dort ihre Felder ab, um sie von Gestrüpp und Unkraut zu befreien. Zwischen Januar und März kommt es deshalb häufig zu hohen Feinstaubwerten.

Den Berichten zufolge beschränken sich die Feuer aber nicht nur auf die Äcker; auch zahlreiche Waldbrände sind in der Region ausgebrochen. Einige Feuer wurden dem Gouverneur von Chaing Rai zufolge auch von Drogenschmugglern gelegt, um Routen wegbar zu machen. In diesem Jahr seien bislang etwa 15 Personen im Zusammenhang mit den Bränden festgenommen worden. Sowohl Parkbeamte als auch Freiwillige versuchen mit Unterstützung von Löschhubschraubern die Waldbrände unter Kontrolle zu bringen.

Auch in der Nähe der Hauptstadt Bangkok brach am Freitag ein Waldbrand aus. Hier soll ein Blitzschlag die Ursache gewesen sein. Das Feuer lodert weniger als 100 Kilometer von der Millionenstadt entfernt und könnte die Luft dort kommende Woche weiter schwer belasten, warnen Meteorologen. Starke Winde begünstigten aktuell dieses Szenario. Die Luftqualität in der Stadt war nach starkem Smog im März zuletzt wieder auf Normalwerte abgesunken.

Zudem bedroht der Brand den Nationalpark Khao Yai, schreibt die Bangkok Post. Die Flammen seien nur noch drei Kilometer von dem Weltnaturerbe entfernt. Das Feuer hat bislang rund 800.000 Quadratmeter Waldfläche zerstört und wird von mehreren Hundert Feuerwehrleuten und Soldaten bekämpft.

Das thailändische Gesundheitsministerium hatte bereits Anfang März von 1,3 Millionen Menschen berichtet, die seit Jahresbeginn mit gesundheitlichen Problemen durch die Luftverschmutzung zu kämpfen hatten. Wie das ZDF berichtete, sprechen andere Quellen sogar von über 5 Millionen Betroffenen. Allein in der zweiten Woche des Monats März seien knapp 200.000 Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden infolge der Luftverschmutzung in Krankenhäuser eingeliefert worden.

Vulnerable Gruppen wie Kinder, schwangere Frauen und Menschen mit Vorerkrankung wurden aufgerufen, ihr Heim nicht zu verlasen. In Bangkok hatten die Behörden die Einwohner dazu aufgefordert, von zu Hause zu arbeiten und im Freien Schutzmasken zu tragen. Kindertagesstätten wurden mit Luftreinigern in einzelnen Räumen ausgestattet. (dpa / hcz)