Verbraucherschutzministerin: Schufa muss transparenter werden
Vor dem Hintergrund des aktuellen Bieterstreits um die Schufa hat Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) mehr Transparenz von der Wirtschaftsauskunftei gefordert. “Wichtig für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist vor allem, dass die Schufa transparenter wird”, sagte Lemke der Deutschen Presse-Agentur. “Dies hatte der Vorstand schon seit längerem angekündigt.”
Anlass der Forderung ist, dass das Bundeskartellamt Anfang der Woche zwei mögliche Zusammenschlüsse der Schufa mit Investoren freigegeben hatte: Der schwedische Investmentfonds EQT will bis zu 100 Prozent der Schufa erwerben – und damit die alleinige Kontrolle.
Gleichzeitig plant auch die TeamBank AG, ihre bestehende Minderheitsbeteiligung von rund 18 Prozent an der Schufa aufzustocken. Die TeamBank gehört zur DZ-Bank-Gruppe. Hier liegen die Anteile der Volks- und Raiffeisenbanken an der Schufa. Laut der TeamBank liefert die Schufa Daten für die gesamte genossenschaftliche Finanzgruppe und sei deswegen von strategischer Bedeutung – beispielsweise bei Kreditvergaben.
Mit dem Eigentümerwechsel würde – je nach Szenario – auch die Datensammlung der Schufa den Besitzer wechseln.
Vorstand hatte mehr Transparenz versprochen
Lemke erläuterte: “Die Schufa ist eine privatwirtschaftliche Aktiengesellschaft mit mehreren unterschiedlichen Anteilseignern.” Die Übernahme von Anteilen an der Schufa Holding AG werde derzeit unter den Anteilseignern und Bietern geklärt. Die Grünen-Politikerin betonte: “Egal, wie die Eigentümerstruktur am Ende aussieht, die europäischen und deutschen Datenschutz-Standards gelten für alle Unternehmen gleichermaßen.”
Kostenlose Schufa-Auskunft beantragen
Nach Artikel 15 DSGVO kann jeder Verbraucher kostenlos eine Selbstauskunft bei der Schufa anfordern. Die Funktion ist auf der Webseite zwischen zahlreichen kostenpflichtigen Angeboten zu finden. Hier findet sich der Antrag.
Ankündigungen des Vorstands zu mehr Transparenz müssten nun auch Taten folgen. “Es reicht nicht, dass man abfragen kann, welche Daten über einen gespeichert sind”, sagte Lemke. “Die Schufa sollte auch veröffentlichen, welche Informationen sie wie bewertet.” Derzeit sei das Zustandekommen des Schufa-Scores immer noch eine Black Box.
Datenschützer in Sorge
Die Schufa sammelt in großem Umfang Informationen über Privatpersonen und Unternehmen – wie beispielsweise die Zahlungsmoral bei bestehenden Verträgen und Krediten. Auf deren Basis gibt sie Einschätzungen zur Kreditwürdigkeit ab.
Verbraucher- und Datenschützer bemängeln seit Langem die umfassende Datensammlung und das sogenannte Scoring durch die Schufa, also die Bewertung der Kreditwürdigkeit von Verbrauchern. Die Berechnung gilt als Betriebsgeheimnis.
So ist bis heute unbekannt, wie genau die Bonitätsnoten zustande kommen. Verbraucher mit guter Bonität können etwa Kredite zu günstigeren Konditionen erhalten. Personen mit schlechter Bewertung können im schlimmsten Fall Mobilfunkverträge, Kontoeröffnungen oder das Anmieten einer Wohnung verweigert werden.
Petition gegen den Verkauf
Die Plattform Campact hatte vor Kurzem eine Kampagne gegen den Verkauf der Schufa an EQT gestartet. Bis heute sammelten die Initiatoren über 220.000 Unterschriften. Sie befürchten einen Schaden für den Datenschutz, weil mit dem Kauf “sensible Finanzdaten von fast 70 Millionen Deutschen” in die Hände der Investorengruppe geraten würden. Die Datensätze dürften nicht zum Spielball von Finanzinvestoren werden.
Die Aktivisten rufen die aktuellen Eigentümer – Sparkassen, Genossenschaftsbanken und andere Kreditinstitute – deswegen dazu auf, ihr Vorkaufsrecht zu nutzen, um den Verkauf der Schufa an EQT zu verhindern. Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken besitzen zusammen einen Anteil von 47 Prozent an der Auskunftei.
Die Schufa verfügt nach eigenen Angaben über Daten zu 68 Millionen natürlichen Personen und 6 Millionen Unternehmen. (dpa / hcz)