Warntag 2022: Mobilfunkanbieter informieren vorab per SMS

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Das Bundesinnenministerium hatte den letzten Warntag im Jahr 2020 als “fehlgeschlagen” bezeichnet. (Quelle: BBK)

Die Mobilfunknutzer in Deutschland werden in den kommenden Tagen per SMS über das Katastrophenwarnsystem Cell Broadcast informiert. Das teilten die Mobilfunkanbieter Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica (O2) mit. Das neue System soll beim bundesweiten Warntag am 8. Dezember in allen 294 Landkreisen und 107 kreisfreien Städten in Deutschland getestet werden. Beim letzten Warntag im Jahr 2020 war das System noch nicht im Einsatz – damals hatte es etliche Probleme mit anderen Warnwegen gegeben.

Beim sogenannten Cell Broadcast handelt es sich um ein System, mit dem Warnmeldungen direkt auf Mobiltelefone versendet werden können, die in den Funkzellen einer betroffenen Region eingebucht sind. Je nach Warnstufe geben die Geräte selbst im Lautlosmodus einen Ton aus und zeigen gleichzeitig eine Textnachricht direkt auf dem Bildschirm an – eine gesonderte App ist zum Empfang nicht notwendig. Außerdem funktioniert Cell Broadcast ohne Internetverbindung und auch, wenn das Netz stark belastet ist.

SMS werden gestaffelt versendet

Wie Vodafone mitteilte, werden Kundinnen und Kunden ab sofort über den Test am Warntag 2022 informiert.

Auch ein Sprecher der Deutschen Telekom bestätigte auf Anfrage von Posteo, dass die Benachrichtigung von Kundinnen und Kunden bereits begonnen hat. Da es sich aber um eine “sehr große Zahl von SMS” handle, würden diese gestaffelt innerhalb der nächsten Tage verschickt.

Telekom-Kunden erhalten demnach eine SMS mit dem Text: “Wichtiger Hinweis zum bundesweiten Warntag am 08.12.2022: Ab 11 Uhr findet die bundesweite Übung zur Warnung der Bevölkerung statt. Der Probealarm kann zusätzlich zu Radio, Sirene usw. direkt auf Ihrem Handy erfolgen – auch ohne installierte Warn-App. Wir informieren Sie heute, damit Sie auf diese neue Art der Alarmierung vorbereitet sind.”

Telefónica Deutschland habe ebenfalls bereits mit dem Versand an Kundinnen und Kunden der eigenen Marken sowie von Partnermarken begonnen, erklärte ein Sprecher auf Anfrage von Posteo. Der Netzbetreiber schreibt seinen Kunden: “Zukünftig warnt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe per Handy vor drohenden oder sich ausbreitenden Notfällen und Katastrophen. Zu Testzwecken wird es dafür am 08.12.2022 ab 11 Uhr bundesweit einen Probealarm geben.”

Zusätzlich enthalten die SMS-Nachrichten Links auf die jeweiligen Infoseiten zu Cell Broadcast von Vodafone, Telekom beziehungsweise Telefónica.

Endgerät muss kompatibel sein

Laut Telefónica müssen die Geräte für den Empfang der Cell-Broadcast-Benachrichtigungen eingeschaltet und mit einer aktivierten SIM-Karte im Netz eingebucht sein. Nach Angaben des Anbieters “sollte ein Großteil der Handys und Smartphones in Deutschland Warnungen via Cell Broadcast empfangen können”. Aufgrund der Vielfalt an Gerätemodellen und Betriebssystemversionen sei eine komplette Übersicht über unterstützte Mobiltelefone aber nicht möglich – Nutzer sollten sich im Zweifel an die Hersteller ihrer Handys wenden. Grundsätzlich sollen Smartphones mit Android ab Version 11 und iOS ab Version 15.7 die Warnmeldungen empfangen können.

Bei beiden Betriebssystemen lässt sich Cell Broadcast konfigurieren: Unter Android findet sich der Menüpunkt unter “Einstellungen → Sicherheit und Notfall → Drahtlose Notfallwarnungen”. Bei iOS unter “Einstellungen → Mitteilungen” ganz unten am Ende der Liste. Das in Deutschland für die Warnmeldungen zuständige Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) weist allerdings darauf hin, dass sich Warnmeldungen mit der höchsten Warnstufe 1 nicht deaktivieren lassen.

Das Cell-Broadcast-System kommt in einigen anderen Ländern bereits seit längerem zum Einsatz. In Deutschland wurde nach den Problemen beim Warntag 2020 über eine Einführung des Systems diskutiert. Die Entscheidung für die Einführung fiel schließlich nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli 2021, bei der es zahlreiche Tote gab. Der Bundestag hatte die Einführung des Systems im September 2021 beschlossen.

Grafik: so funktioniert Cell Broadcast
Wie Cell Broadcast funktioniert. (Quelle: Vodafone)

Die nötige Netzinfrastruktur wird von den Mobilfunkanbietern bereitgestellt. Für die Inhalte der Nachrichten ist das BBK zuständig. Es betreibt das Modulare Warnsystem (MoWaS), an das beispielsweise die Leitstellen der Rettungsdienste und der Deutsche Wetterdienst angebunden sind. Bei einer Gefahrensituation können die zuständigen Behörden ein Gebiet für die auszusendende Cell-Broadcast-Warnung festlegen und die Informationen an die Mobilfunkanbieter übermitteln, die dann die Warnung verschicken.

Das Aussenden und der Empfang der Warnmeldungen wird anonym erfolgen. Manuel Atug von der Arbeitsgruppe Kritische Infrastrukturen (AG KRITIS) erklärte hierzu dem ZDF im August: “Das ist die datenschutzfreundlichste Art und Weise. Es ist vollständig anonym, weil es gar keine Daten über die Nutzer gibt.”

Warntag soll jährlich stattfinden

Der bundesweite Warntag fand erstmals seit der Wiedervereinigung im September 2020 statt. An diesem Tag werden Warnmeldungen als Test etwa über den Rundfunk und über Warn-Apps wie die “NINA”-App des Bundes verbreitet. Auch Sirenen werden aktiviert. Ziel ist es, die Akzeptanz und das Wissen der Bevölkerung um die Warnungen bei Notlagen zu erhöhen.

Allerdings hatten im Jahr 2020 nicht alle Warnwege funktioniert: So waren Mitteilungen in den Warn-Apps teils verspätet eingetroffen, nachdem eigentlich bereits wieder entwarnt werden sollte. Zudem gibt es in vielen Städten keine Sirenen mehr, weil diese bereits nach dem Ende des Kalten Krieges abgebaut wurden. Im vergangenen Jahr hat das BBK ein Förderprogramm mit rund 90 Millionen Euro aufgelegt, um das Sirennetz in Deutschland wieder auszubauen.

Eigentlich soll der bundesweite Warntag an jedem zweiten Donnerstag im September stattfinden. Im vergangenen Jahr fiel der flächendeckende Probealarm allerdings aus. In diesem Jahr soll er nun wieder stattfinden – wurde jedoch auf den 8. Dezember verschoben, damit Cell Broadcast getestet werden kann. Am Warntag aktivieren Behörden und Einsatzkräfte ab 11 Uhr zeitgleich unterschiedliche Warnmittel. Wie der BBK im Sommer mitteilte, wird damit auch “eine intensive Testphase für Cell Broadcast eingeleitet”. Ab Februar 2023 soll das System dann den Wirkbetrieb aufnehmen und die bisherigen Warnmittel wie die Warn-App “NINA”, Radio und Fernsehen ergänzen.

Im Ernstfall warnt das BBK bei Naturkatastrophen wie Hochwasser und Erdbeben, aber auch bei Waffengewalt und Angriffen, Unfällen in Chemiebetrieben, sowie vor Radioaktivität oder Krankheitserregern. Das Bundesamt bietet auch Vorsorge- und Notfalltipps an. Unter anderem empfiehlt es für den Fall eines Stromausfalls, ein batteriebetriebenes Rundfunkgerät und Reservebatterien oder ein Kurbelradio im Haus zu haben. Auch Vorräte sollten angelegt werden. (js)