WMO: 2024 auf dem Weg zum wärmsten Jahr seit Aufzeichnungsbeginn

Teilnehmende auf der COP
Bei der Weltklimakonferenz COP29 in Aserbaidschan beraten knapp 200 Staaten über die Klimakrise und ihre Folgen. (Quelle: IMAGO / ZUMA Press Wire)

Das Jahr 2024 wird nach aktuellen Daten wahrscheinlich das wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Das geht aus dem vorläufigen Jahresbericht zum Zustand des Klimas hervor, den die Weltwetterorganisation (WMO) am Montag anlässlich des Auftakts der Weltklimakonferenz (COP29) in Aserbaidschan veröffentlicht hat. Die Ziele des Pariser Klimaabkommens sind demnach in Gefahr.

Wie die WMO am Montag mitteilte, wird die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2024 den bisherigen Daten zufolge sogar das Jahr 2023 übertreffen – das bisher wärmste Jahr. Demnach lag die globale Durchschnittstemperatur von Januar bis September dieses Jahres bei 1,54 Grad Celsius über dem Durchschnitt im Vergleichszeitraum 1850 bis 1900.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der EU-Klimawandeldienst Copernicus berichtet, es sei praktisch sicher, dass 2024 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn ist. Die WMO wertet für ihren Bericht unter anderem die Copernicus-Daten aus.

Zudem war der Zeitraum 2015 bis 2024 laut WMO das heißeste Jahrzehnt seit Aufzeichnungsbeginn.

1,5-Grad-Ziel in Gefahr

Die internationale Staatengemeinschaft hatte sich im Pariser Klimavertrag darauf geeinigt, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dieses Ziel sei in großer Gefahr, erklärte die WMO. Die Organisation erinnerte jedoch auch daran, dass ein längerer Zeitraum betrachtet werden müsse – ein oder mehrere einzelne Jahre, in denen die Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad überstiegen werde, bedeuteten noch nicht, dass die Begrenzung unerreichbar sei. Den WMO-Experten zufolge liegt die langjährige Erwärmung derzeit bei etwa 1,3 Grad über dem Vergleichszeitraum.

WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo erklärte, die globalen Temperaturabweichungen auf Tages-, Monats- oder Jahresbasis seien anfällig für Schwankungen, teils aufgrund natürlicher Wetterphänomene wie El Niño und La Niña. So hat El Niño auch im Jahr 2024 die Erwärmung verstärkt.

Saulo mahnte aber auch: “Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass jeder Bruchteil eines Grades der Erwärmung von Bedeutung ist.” Jeder Anstieg der Durchschnittstemperatur verstärke auch Klimaextreme. “Die rekordverdächtigen Regenfälle und Überschwemmungen, die Wirbelstürme, die plötzlich rapide gefährlicher werden, die tödliche Hitze, die unerbittliche Dürre und die schlimmen Waldbrände, die wir in diesem Jahr in verschiedenen Teilen der Welt erlebt haben, sind leider ein Vorgeschmack auf unsere Zukunft”, sagte Saulo.

Steigende Treibhausgaskonzentration

Der WMO zufolge hat die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre bereits im Jahr 2023 ein Rekordniveau erreicht. Die atmosphärische Konzentration von Kohlenstoffdioxid (CO2) sei 2023 im Vergleich zum vorindustriellen Niveau beispielsweise um 51 Prozent gestiegen. Echtzeitdaten deuteten darauf hin, dass die Treibhausgaskonzentration auch im laufenden Jahr weiter ansteige. Dadurch werde Wärme gespeichert und die Temperaturen steigen an.

Auch die Ozeane waren laut WMO im vergangenen Jahr im Durchschnitt so warm wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Vorläufige Daten deuteten darauf hin, dass die Temperaturen in diesem Jahr ähnlich hoch lagen. 90 Prozent der Energie der Erde werde in den Ozeanen gespeichert. Die Erwärmung der Ozeane sei eine Veränderung, die auf hunderte bis tausende Jahre unumkehrbar sei.

Bildbeschreibung
(Quelle: World Glacier Monitoring Service/WMO)

Die WMO berichtet zudem von zunehmendem Gletscherschwund. Im Jahr 2023 hätten die weltweiten Gletscher eine Rekordmenge von 1,2 Metern Wasseräquivalent an Gleltschereis verloren – etwa fünfmal so viel wie die Wassermenge des Toten Meeres. Seit Beginn der Messungen im Jahr 1953 war das der größte Verlust.

Die Gletscherschmelze trägt auch zum beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels bei. In den Jahren 2014 bis 2023 sei der globale mittlere Meeresspiegel um 4,77 Millimeter pro Jahr angestiegen – mehr als doppelt so schnell wie zwischen den Jahren 1993 und 2002. Im vergangenen Jahr stieg der Meeresspiegel durch den El-Niño-Effekt sogar noch schneller an. Laut WMO zeigen vorläufige Daten für das laufende Jahr, dass er mit dem Rückgang von El Niño nun wieder auf dem Niveau liegt, das dem Anstieg der Jahre 2014 bis 2023 entspricht.

Klimaextreme nehmen zu

Wetter- und Klimaextreme haben laut WMO auch 2024 Ernährungsunsicherheit verschlimmert und Menschen in die Flucht getrieben. Millionen Menschen hätten unter gefährlicher Hitze gelitten. Starke Niederschläge, Überschwemmungen und tropische Wirbelstürme haben viele Menschen das Leben gekostet.

UN-Generalsekretär António Guterres konstatierte: “Die Klimakatastrophe schadet der Gesundheit, vergrößert Ungleichheiten, schadet der nachhaltigen Entwicklung und erschüttert die Grundlagen des Friedens. Die Schwachen sind am stärksten betroffen.”

WMO-Generalsekretärin Saulo sagte: “Wir müssen dringend die Treibhausgasemissionen reduzieren und unsere Beobachtung und unser Verständnis für den Klimawandel stärken. Wir müssen die Unterstützung für die Anpassung an den Klimawandel durch Klimainformationsdienste und Frühwarnungen für alle ausbauen.”

Der WMO-Bericht über den Zustand des Klimas erscheint jährlich. Das aktuelle “Update” wurde anlässlich der Weltklimakonferenz COP29 vorgestellt – die finale Fassung des Berichts soll im März 2025 veröffentlicht werden.

Die diesjährige COP findet vom 11. bis 24. November in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku statt. Knapp 200 Staaten beraten dort über die Eindämmung der Erderhitzung und die Abfederung ihrer fatalen Folgen. UN-Klimachef Simon Stiell warnte zur Eröffnung: “Wir können Baku nicht ohne ein vernünftiges Ergebnis verlassen.” (dpa / js)