2,7 Milliarden Menschen haben keinen Internetzugang

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In den Pandemiejahren gab es einen massiven Zuwachs an Internetanschlüssen für Menschen, die bislang offline waren. 2022 wird sich der Trend aber nicht fortsetzen. (Quelle: IMAGO / photothek)

5,3 Milliarden Menschen weltweit nutzen mittlerweile das Internet – gleichzeitig hat rund ein Drittel der Weltbevölkerung weiterhin keine Möglichkeit, in das Netz zu kommen. Auf Basis neuer Daten schätzt die International Telecommunication Union (ITU), dass 2,7 Milliarden Menschen weiterhin offline sind.

Die ITU ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen für Informationstechnologien. Sie meldete am Freitag, das schnelle Wachstum bei der Zahl der Internetanschlüsse, wie es sich seit Anfang der Pandemie gezeigt hatte, setze sich 2022 nicht fort.

“Die COVID-19-Pandemie hat uns einen großen Konnektivitätsschub gegeben, aber wir müssen die Dynamik aufrechterhalten, um sicherzustellen, dass jeder überall von digitalen Technologien und Diensten profitieren kann”, sagte ITU-Generalsekretär Houlin Zhao. Um das Momentum zu halten, seien unter anderem größere Investitionen in digitale Netzwerke und Technologien nötig.

Zwischen 2021 und 2022 stieg die Zahl der Menschen mit Internetzugang weltweit um 7 Prozent. Sollte sich der abflachende Wachstumstrend fortsetzen, verringere sich die Chance, bis zum Jahr 2030 alle Menschen weltweit mit einem Internetzugang ausstatten zu können.

Afrika wächst am stärksten

Regionen, die bislang nur lückenhaft mit Internet versorgt waren, verzeichneten das höchste Wachstum: In Afrika stieg die Internetdurchdringung am stärksten an, um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings sind weiterhin nur 40 Prozent der afrikanischen Bevölkerung online. Die “Internetdurchdringung” beschreibt den Prozentsatz der Gesamtbevölkerung, der das Internet nutzt.

In Asien und im pazifischen Raum stieg die Internetdurchdringung von 61 Prozent im Jahr 2021 auf 64 Prozent im Jahr 2022. Die arabischen Staaten hätten laut ITU ein “robustes Wachstum” gezeigt, das Internet erreiche nun 70 Prozent der Bevölkerung.

Der amerikanische Doppelkontinent, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und Europa erzielten jeweils ein Wachstum von 3 Prozent. In jeder dieser Regionen waren mehr als 80 Prozent der Bevölkerung online. Europa ist mit 89 Prozent Internetabdeckung der Bevölkerung nach wie vor die am stärksten vernetzte Region weltweit.

Wachstum wird schwieriger

Bei der weiteren Digitalisierung weist die ITU auf zwei Herausforderungen hin: Gemeinschaften, die wenig aufwendig an das Internet angeschlossen werden konnten, haben inzwischen bereits Zugang zum Netz, auch mithilfe von Breitbandinternet per Mobilfunk. “Diejenigen, die das Internet noch nicht nutzen, werden am schwierigsten online zu bringen sein”, erklärte Doreen Bogdan-Martin, Direktorin des ITU Telecommunication Development Bureau. “Sie leben in abgelegenen Gegenden, gehören oft benachteiligten Gruppen an und sind teilweise mit den Angeboten des Internets nicht vertraut.”

Zudem sei es komplex, den Menschen nicht nur einen grundlegenden Internetzugang zur Verfügung zu stellen, sondern einen, den sie laut ITU “regelmäßig und effektiv nutzen können, um ihr Leben zu verbessern” – die ITU spricht von “sinnvoller Konnektivität”. Hindernisse können demnach langsame Verbindungen sein, unerschwingliche Hardware und Abonnements, fehlende Fähigkeiten oder Alphabetisierung bei den Nutzerinnen und Nutzern, geschlechtsspezifische Diskriminierung oder das Fehlen einer zuverlässigen Stromquelle. “All dies muss angegangen werden, wenn jeder gleichberechtigten Zugang zu Online-Ressourcen haben soll”, erklärte die ITU.

Pandemie als Innovationstreiber

Noch in diesem Jahr will die Fernmeldeunion einen detaillierten Bericht zum weltweiten Internetzugang veröffentlichen. Darin wird die Organisation die Daten unter anderem nach Geschlecht, Altersgruppen, Standort sowie Art des Internetzugangs aufschlüsseln.

Die Pandemie hatte der Verbreitung von Online-Zugängen Schwung verliehen: Im Jahr 2019 war der ITU zufolge noch rund die Hälfte der Menschheit ohne Netzzugang. Im Jahr 2021 waren es noch rund 3 Milliarden Menschen – die Zahlen für 2021 hatte die ITU jüngst korrigiert. 96 Prozent der neu vernetzten Menschen 2021 leben in Entwicklungsländern.

Von den 4,9 Milliarden Menschen, die 2021 als Internetnutzer gezählt wurden, hatten viele Hunderte Millionen nur selten die Möglichkeit, online zu gehen. Sie teilten sich die Endgeräte beispielsweise mit anderen oder ihnen standen nur langsame Verbindungsgeschwindigkeiten zur Verfügung. (hcz)