Elektroschrott: Deutschland verpasst erneut Sammelquote

Elektromarkt
Wer Elektroschrott los werden will, kann das auch im Elektro- oder Supermarkt erledigen. (Quelle: IMAGO / photothek)

Eigentlich sollen in Deutschland 65 Prozent aller alten Elektrogeräte eingesammelt werden – so lautet zumindest das selbstgesetzte Ziel. Diese Marke wurde aber auch im Jahr 2021 deutlich verpasst, meldete nun das Statistische Bundesamt in einer vorläufigen Statistik. Nur 39 Prozent des Elektroschrotts wurde demnach ordnungsgemäß gesammelt.

Somit liegt die Quote für 2021 sogar noch 5 Prozent unter der des Vorjahres. Zudem wurden nur 1,6 Prozent der Geräte so aufgearbeitet, dass sie wiederverwendet werden konnten – ein Bruchteil des angestrebten Wertes.

Der Umweltschutzorganisation Deutsche Umwelthilfe (DUH) zufolge sind die schlechten Quoten darauf zurückzuführen, dass einerseits weniger Geräte gesammelt wurden und gleichzeitig immer mehr Neugeräte verkauft werden. DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz nannte die Zahlen besorgniserregend. “Elektrogeräte enthalten nicht nur wertvolle Rohstoffe, sondern auch Schwermetalle, Flammschutzmittel und Weichmacher, die unbedingt sachgerecht behandelt werden müssen. Deswegen dürfen wir nicht weiter tatenlos zusehen, wie in Deutschland Jahr um Jahr die gesetzliche Sammelquote unterschritten wird.”

Die DUH fordert deswegen Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) dazu auf, gegenzusteuern und die Sammlung von Elektroschrott zu vereinfachen. “Jeder Händler, der Elektrogeräte verkauft, sollte dazu verpflichtet werden, ähnliche Altgeräte kostenlos zurückzunehmen”, meint Metz. Bislang sind kleinere Geschäfte von Verpflichtungen ausgenommen.

Kostenlose Rücknahme

In Deutschland sind Verbraucherinnen und Verbraucher dazu verpflichtet, Elektrogeräte vorschriftsgemäß zu entsorgen. Sie können kostenlos bei den kommunalen Wertstoffhöfen abgegeben werden. In vielen Kommunen gibt es das Angebot, Elektrogeräte vom Grundstück oder aus der Wohnung abholen zu lassen – teilweise ist diese Abholung kostenpflichtig.

Außerdem kann man Geräte mit einer Kantenlänge von unter 25 Zentimetern im Laden zurückgeben, wenn es sich um einen großen Händler von Elektrogeräten mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern handelt. Dabei ist es egal, ob das Gerät dort ursprünglich gekauft wurde – und es muss auch kein neues Gerät gekauft werden. Auch Online-Shops müssen Altgeräte zurücknehmen.

Seit Mitte 2022 ist die Abgabe von kleinen Elektrogeräten auch bei Lebensmittelhändlern wie Supermärkten, Discountern und Drogeriemärkten möglich. In den meisten Fällen können die Altgeräte an den Kassen abgegeben werden.

Die Rücknahmestellen müssen mit gut sichtbaren Infotafeln über die Rücknahmepflichten und -möglichkeiten informieren. Zudem werden die Geschäfte mit einem einheitlichen Sammelstellenlogo markiert.

Quoten seit Jahren gerissen

Seit 2019 sollen gemäß der EU-weit geltenden WEEE-Richtlinie mindestens 65 Prozent der entsorgten Elektrogeräte gesammelt werden. Davon sollen je nach Gerätekategorie 75 Prozent bis 85 Prozent wiederaufbereitet, recycelt oder zur Energiegewinnung verwertet werden.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge wurden 2021 insgesamt gut eine Million Tonnen E-Schrott angenommen – etwa drei Prozent weniger als im Vorjahr. 1,6 Prozent der eingesammelten Geräte zur Wiederverwendung vorbereitet. 85 Prozent wurden dem Recycling zugeführt und knapp 12 Prozent “sonstiger Verwertung”. 2,1 Prozent wurden “beseitigt”.

Errechnet wird die Sammelquote aus dem gemittelten Gesamtgewicht der in den drei Vorjahren neuverkauften Elektro- und Elektronikgeräte.

In den Jahren 2016 bis 2018 galt noch eine niedrigere Mindestsammelquote von 45 Prozent. Diese wurde einmal knapp erreicht – und zweimal knapp verpasst.

Zur Lösung des Problems schlägt DUH vor, nicht nur eine allgemeine Sammelquote vorzuschreiben, sondern jeden einzelnen Hersteller dazu zu verpflichten, die Quote jeweils einzuhalten. “Solange sie weder Angaben machen, noch Konsequenzen bei einer sehr niedrigen Sammelmenge befürchten müssen, ist es kein Wunder, dass die Sammelquoten weiter sinken”, erklärt Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft. “Nur wenn alle Hersteller die gesetzliche Sammelquote erfüllen und ihre Ergebnisse veröffentlichen müssen, bekommen wir das immense Umweltproblem durch Elektroschrott besser in den Griff.” (hcz)