Lebensmittelhändler nehmen nun auch Elektroschrott an

Supermarkt
“Alte Elektrogeräte kann man nun gleich beim Wocheneinkauf zurückgeben.” (Quelle: IMAGO / Manfred Segerer)

Ab dem 1. Juli können Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland gebrauchte Elektrogeräte zur Entsorgung auch bei Lebensmittelhändlern wie Supermärkten, Discountern und Drogeriemärkten abgeben. Die Geschäfte sind ab Freitag dazu verpflichtet, kleine Elektrogeräte wie ausgediente Wasserkocher, Rasierer oder Smartphones anzunehmen – egal, ob sie bei ihnen gekauft wurden oder nicht.

Bislang konnte Elektroschrott nur an kommunalen Recyclinghöfen oder in Elektronikmärkten abgegeben werden. Dank der Neuregelung gebe es ab Freitag in Deutschland 25.000 zusätzliche Rückgabestellen für Elektroaltgeräte, betonte das Umweltbundesamt. “Alte Elektrogeräte kann man nun gleich beim Wocheneinkauf zurückgeben”, sagte UBA-Präsident Dirk Messner. Das erleichtere dank der besseren Erreichbarkeit und der längeren Öffnungszeiten die Entsorgung.

“Der Einzelhandel ist gewappnet und mit seinen Vorbereitungen auf der Zielgeraden. Alle werden pünktlich zum 1.7. mit Rücknahmesystemen starten und den Kunden möglichst einfach die Gelegenheit geben, ihre Elektroaltgeräte zurückzugeben”, sagte die für das Thema Nachhaltigkeit zuständige Geschäftsführerin des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Antje Gerstein, kurz vor dem Stichtag.

Die Altgeräte-Rücknahmestellen müssen mit gut sichtbaren Infotafeln über die Rücknahmepflichten und -möglichkeiten informieren. Zudem werden die Geschäfte mit einem einheitlichen Sammelstellenlogo markiert.

Supermärkte vorbereitet

Auch die großen deutschen Lebensmittelhändler signalisierten bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur Startbereitschaft. Deutschlands größer Lebensmittelhändler Edeka verspricht: “Ab dem 1. Juli 2022 können unsere Kundinnen und Kunden Elektrogeräte in unseren Märkten abgegeben.”

Wettbewerber Rewe erklärte, wie die Rückgabe in den Filialen ablaufen soll: “Sie melden sich einfach an der Kassen, dann wird geprüft, ob das Gerät rücknahmewürdig ist.” Die Geräte würden danach fachgerecht entsorgt. Das Gleiche gilt auch für Netto und Penny – die Discounttöchter der beiden Handelsriesen.

Aldi verspricht ebenfalls eine “einfache und unkomplizierte Rücknahme von Elektro- und Elektronikaltgeräten” in allen deutschen Märkten, ebenso Lidl. Dort sollen Kunden die Altgeräte an der Kasse abgeben. “Das entspricht der vom Kunden gelernten Praxis, Waren umzutauschen oder im Rahmen unserer Garantieregelung zurückzugeben”, betonte das Unternehmen.

Wer verkauft, muss auch zurücknehmen

Hintergrund ist eine Neuregelung des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes. Es verpflichtet ab dem 1. Juli auch Supermärkte und Discounter mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern, alte Elektrogeräte zurückzunehmen, wenn sie mehrmals im Jahr oder dauerhaft Elektro- und Elektronikgeräte verkaufen. Um diese Anforderungen zu erfüllen, reichen schon elektrische Zahnbürsten im Angebot.

Konkret müssen die Händler künftig Altgeräte mit Abmessungen bis zu 25 Zentimeter Kantenlänge – also etwas Wasserkocher, Rasierer oder Smartphones – auch ohne Neukauf eines Geräts annehmen. Die Rücknahmepflicht ist allerdings auf drei Geräte pro Geräteart beschränkt. Bei größeren Geräten wie Computern oder Fernsehern besteht die Rücknahmepflicht nur beim Kauf eines neuen Geräts der gleichen Art.

Altgeräte mit einer Kantenlänge größer als 25 Zentimeter wie Waschmaschinen, Fernseher oder Elektrorasenmäher müssen vom Händler dagegen nur bei Neukauf eines Geräts der gleichen Geräteart zurückgenommen werden. Die Rückgabe muss entweder direkt im Einzelhandelsgeschäft oder in unmittelbarer Nähe möglich sein. Seit 2015 sind bereits Großhandel und Fachgeschäfte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern verpflichtet, Altgeräte zurückzunehmen.

Zu niedrige Sammelquoten

Für den Abfallexperten Rolf Buschmann vom Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist die Neuregelung trotz solcher Einschränkungen ein Schritt in die richtige Richtung. “Es ist eine zusätzliche Vereinfachung für die Verbraucherinnen und Verbraucher”, sagt er. Das sei wichtig. Denn: “Gerade bei den Elektrogeräten ist der Rücklauf bislang echt mäßig.”

Tatsächlich wurde die von der EU geforderte Sammelquote von 65 Prozent in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes zuletzt deutlich verfehlt: Erreicht wurden gerade einmal 44,3 Prozent. Auch 2020 dürfte sich daran nicht viel geändert haben, heißt es in der Branche. Für die EU gilt ähnliches. Weltweit wurden nach UN-Angaben im Jahr 2019 nur 17,4 Prozent des Elektroschrotts eingesammelt und recycelt.

“Wir brauchen deshalb tatsächlich viel mehr Abgabemöglichkeiten im Handel”, sagt BUND-Experte Buschmann. Das Umweltbundesamt weist darauf hin: “Alle Altgeräte, die auf korrektem Wege abgegeben werden, können so für eine Wiederverwendung vorbereitet oder recycelt werden, um Rohstoffe und Ressourcen zu schonen und zurückzugewinnen sowie umweltschädigende Bauteile und Substanzen aus dem Kreislauf auszuschleusen.”

Der Handel sieht sich hingegen neuen Problemen gegenübergestellt. “Die zusätzliche Belastung des Handels durch die Rücknahme von Altgeräten ist für viele Handelsunternehmen insgesamt erheblich”, klagte HDE-Geschäftsführerin Gerstein. Oft seien gerade in städtischen Lagen ohnehin nur kleine Lagerflächen vorhanden. Wenn diese jetzt auch noch für die Lagerung von Elektroaltgeräten genutzt werden müssen, werde es vielerorts eng. (dpa / hcz)