EU-Bericht: 400.000 Tote jährlich durch verschmutzte Luft

Schornstein
Luftverschmutzung ist in der EU die größte Umweltbedrohung für die Gesundheit der Menschen. (Quelle: Public Domain)

In der Europäischen Union sterben jährlich mehr als 400.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA), der heute in Kopenhagen veröffentlicht wurde. Der Bericht stützt sich auf Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den Todes- und Krankheitsursachen aus dem Jahr 2012.

Demnach ist die Luftverschmutzung in Europa die größte Umweltbedrohung für die Gesundheit. 1990 lag die Zahl der darauf zurückgehenden vorzeitigen Todesfälle allerdings noch bei einer Million. An zweiter Stelle steht Lärmbelastung, die zu 12.000 vorzeitigen Todesfällen geführt hat.

Auch Auswirkungen des Klimawandels hätten zunehmend ihren Anteil: beispielsweise Hitzewellen und Überschwemmungen. Hitzewellen gelten dabei als das gefährlichste Extremwetter und betreffen besonders Menschen in städtischen Umgebungen. Bei einem fortschreitenden Klimawandel könnten Hitzewellen für über 130.000 zusätzliche Todesfälle pro Jahr verantwortlich sein, heißt es in dem Bericht.

Als weitere Faktoren für vorzeitige Todesfälle durch Umwelteinflüsse nennt die Umweltagentur chemische Verbindungen, auf zu starken Antibiotika-Einsatz zurückgehende Resistenzen bei Krankheitserregern und verschmutztes Trinkwasser.

Unterschiede zwischen Ost und West

Die Gesundheitsbelastung durch Umweltverschmutzung und Klimawandelfolgen variiert in Europa. Einen deutlichen Unterschied gebe es zwischen den Ländern in Ost- und Westeuropa. Den höchsten Anteil an Todesfällen in Zusammenhang mit Umweltbelastungen haben Bosnien und Herzegowina (27 Prozent) sowie Albanien (23 Prozent). Den niedrigsten Anteil haben laut dem Bericht Island und Norwegen mit je 9 Prozent. Bei den EU-Mitgliedsstaaten ist der Anteil der Todesfälle in Zusammenhang mit Umweltverschmutzung in Rumänien mit 19 Prozent am höchsten. Am niedrigsten ist er in Dänemark und Schweden (10 Prozent).

Insgesamt lassen sich rund 13 Prozent der jährlichen Todesfälle in der EU auf Umweltfaktoren zurückführen und wären daher vermeidbar. Das entspricht 630.000 vorzeitig Verstorbenen. Die Umweltverschmutzungen werden unter anderem mit Krebs, Herzerkrankungen und Schlaganfällen in Verbindung gebracht.

Menschen sind oft mehreren schädlichen Umweltfaktoren gleichzeitig ausgesetzt – vor allem in Städten. Besonders betroffen sind sozial benachteiligte Menschen. Durch Vorerkrankungen seien ärmere Menschen zudem oft anfälliger für umweltbedingte Gesundheitsrisiken.

Ärmere müssen besonders geschützt werden

Es seien wirksame Maßnahmen notwendig, “um die am stärksten gefährdeten Personen in unserer Gesellschaft zu schützen, da Armut oft mit Leben unter schlechten Umweltbedingungen und schlechter Gesundheit einhergeht”, sagte Hans Bruyninckx, Exekutivdirektor der Europäischen Umweltagentur.

Die Umweltagentur hält einen gemeinsamen Ansatz für die Umwelt- und Gesundheitspolitik für notwendig, um Umweltrisiken zu bekämpfen. In Städten könnten etwa Grün- und Wasserflächen die Gesundheit der Bürger fördern. Während Hitzewellen haben diese Anlagen zudem einen kühlenden Effekt.

EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius sagte: “Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Zustand der Umwelt und der Gesundheit unserer Bevölkerung. Jeder muss verstehen, dass wir durch den Schutz unseres Planeten nicht nur Ökosysteme retten, sondern auch Leben, insbesondere jene der am stärksten Gefährdeten.”

Die im europäischen Green Deal festgehaltenen Maßnahmen sollen die weitere Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden verhindern. Außerdem soll die EU ihre Netto-Emissionen von Treibhausgasen bis 2050 auf null reduzieren und damit klimaneutral werden. Umweltverbänden gehen die Maßnahmen jedoch nicht weit genug.

Bisher hat sich die EU verpflichtet, die Luftschadstoffe bis 2030 im Vergleich zu 2005 um die Hälfte zu reduzieren. Erst im Juni hatte die EU-Kommission gewarnt, dass die Schadstoffkonzentrationen bei Stickoxiden, Feinstaub, Ammoniak und flüchtigen organischen Verbindungen weiterhin zu hoch sind. Laut der Analyse werden die Hälfte der Mitgliedsstaaten die Reduktionsziele bei drei von fünf Luftschadstoffen nicht erreichen. (dpa / js)